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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Gefallen tun.»
    «Apropos, damit das klar ist: Du bist der Verbindungsmann, ich leite die Ermittlungen. Mit anderen Worten, ich habe das Sagen. Du führst aus.»
    «War es jemals anders?»
    «Da fragst du noch? Also, erster Auftrag für dich. Finde das Mädchen.»
    «Wenn das nur so einfach wäre …»
    «Gut. Zweiter Auftrag. Sorg dafür, dass ich mit Trooper Leoni reden kann.»
    «Ich tue mein Bestes, aber versprechen kann ich nichts.»
    «Ach, ich dachte, du bist der Verbindungsmann der State Police. Mit dir wird sie doch sprechen.»
    «Ihr Gewerkschaftsvertreter rät ihr, den Mund zu halten. Und wenn ihr Anwalt erst mal da ist, wird er ihr dasselbe raten. Willkommen vor der blauen Wand aus Uniformen.»
    «Trage ich nicht selbst eine?»
    Bobby musterte ihr schweres Einsatzjackett mit dem Kürzel BPD für Boston Police Departments. «Nicht in der Welt von Trooper Leoni.»

[zur Inhaltsübersicht]
    4. Kapitel
    Ich fuhr zum ersten Mal alleine Streife und war gerade an die zwei Stunden unterwegs, als mich ein Ruf wegen Lärmbelästigung erreichte, mein Debüt in solchen Sachen. In der Meldung hieß es, die Bewohner von Apartment 25B würden so laut miteinander streiten, dass die Nachbarn nicht schlafen konnten und die Cops gerufen hatten.
    Oberflächlich betrachtet, nichts Aufregendes. Ein Trooper soll für Ruhe sorgen. Wahrscheinlich würde am nächsten Morgen eine Tüte Hundescheiße vor der Tür des Nachbarn liegen.
    Aber in der Polizeiakademie war uns eingeschärft worden: Jede Meldung ist ernst zu nehmen. Aufmerksam, auf alles vorbereitet sein und auf Nummer sicher gehen.
    Meine dunkelblaue Uniform war nass geschwitzt, als ich das Apartment 25B erreichte.
    Junge Trooper arbeiten die ersten zwölf Wochen unter der Aufsicht eines älteren Kollegen. Danach patrouillieren sie allein. Ohne Partner, der einem den Rücken freihält. Wir müssen uns auf die Einsatzleitung verlassen und bei den Kollegen melden, sobald wir einen Streifenwagen besteigen oder verlassen, wenn wir kurz Pause machen, um eine Tasse Kaffee zu trinken oder um zu pinkeln. Die Einsatzleitung ist unsere Lebensversicherung. Wenn Gefahr droht, schickt sie die Kavallerie, unsere Kollegen, zur Rettung.
    Theoretisch alles wunderbar, aber als ich um ein Uhr nachts aus meinem Wagen stieg und auf ein mir unbekanntes Haus zuging, um einen Streit zwischen Leuten zu schlichten, die ich nicht kannte, kamen mir Bedenken. Denn obwohl es an die tausendsiebenhundert State Trooper gibt, sind immer nur rund sechshundert im Einsatz. Und diese sechshundert sind über ganz Massachusetts verteilt. Mit anderen Worten, wenn was schiefgeht, kann man nicht selten lange darauf warten, dass ein Kollege zu Hilfe kommt.
    In den meisten Fällen ist die Lage, die man checken soll, unbekannt. Deshalb hat man uns in der Akademie darauf eingeschworen, immer Vorsicht walten zu lassen. Gefahr lauert überall. Misstrauen ist immer angebracht. Alle Verdächtigen lügen.
    So läuft der Hase. Und wir von der Polizei laufen hinterher.
    Ich stieg drei Stufen hinauf zu einer winzigen Veranda und hielt kurz inne, um tief Luft zu holen. Haltung annehmen. Ich war dreiundzwanzig Jahre alt, durchschnittlich groß und unvorteilhaft hübsch. Es war zu befürchten, dass mir jemand öffnete, der älter, größer und skrupelloser war als ich. Trotzdem musste ich mich behaupten. Füße auseinander stellen, Schultern straffen, Kinn hoch. Und nie erkennen lassen, dass man schwitzt.
    Ich stellte mich neben die Tür, klopfte an und steckte schnell meine Daumen hinter den Bund meiner dunkelblauen Hose, damit man nicht sehen konnte, dass meine Hände zitterten.
    Streit war keiner zu hören. Nicht einmal Schritte. Die Lichter aber brannten. Die Bewohner von 25B schliefen nicht.
    Ich klopfte wieder. Energischer diesmal.
    Nichts regte sich.
    Ich fummelte am Einsatzkoppel und ließ mir meine Möglichkeiten durch den Kopf gehen. Ich hatte einen Einsatzbefehl entgegengenommen und würde einen Bericht vorlegen müssen, musste also Kontakt aufnehmen. Ich riss mich zusammen und klopfte ein drittes Mal an. Mit der Faust. Die billige Tür bebte. Ich war Trooper, verdammt noch mal, jemand, der sich nicht abwimmeln ließ.
    Endlich waren Schritte zu hören.
    Dreißig Sekunden später ging leise die Tür auf.
    Die Bewohnerin von Apartment 25B schaute mich nicht an. Sie starrte auf den Boden. Ihr Gesicht war blutverschmiert.

    In dieser Nacht – und in vielen darauffolgenden Nächten – lernte ich, wie in Sachen

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