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Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Titel: Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dieser nicht gerade wissenschaftlichen Prüfung. »Vor allem gibt es keine so einsamen Inseln mehr, daß jemand nicht entdeckt würde. Im Urwald … zugegeben, da kann einer, wenn er mit einem Flugzeug abstürzt – nur als Beispiel – rettungslos verloren sein. Aber im Pazifik? Da wimmelt es von Booten, und in der Luft ist auch allerhand los. Und Länge 140 Grad West und Breite 12 Grad Süd, bei so präziser Auskunft dürfte dieser Werner Bäcker längst wieder Tee trinken … auf jeden Fall ein phantasiebegabter Erfinder.«
    Aber damit war der Fall nicht abgetan. Der Brief war eine Dienstsache geworden und lief nun seinen amtlichen Weg.
    Zwischen zwei schützenden Pappdeckeln wurde er auf die Reise geschickt, machte einen Abstecher zur Staatsanwaltschaft, wo man ihn laut und erheitert vorlas und dankbar war für dieses sommerliche Intermezzo, reiste dann noch durch einige Amtsstuben und traf fünf Tage später beim Landeskriminalamt in Hannover ein. Mehr als Kuriosum denn als ernsthafte Ermittlungssache.
    Der zuständige Kriminalrat sagte denn auch ziemlich humorlos: »Mit so einem Blödsinn muß man sich nun beschäftigen!« und gab den Brief an das Labor weiter.
    Der Kriminalrat war gallenkrank und vergaß die Flaschenpost völlig.
    Nicht so das Labor, das an Absonderlichkeiten gewöhnt war. Wer Unterhosen von Lustmördern auf Spermaflecke untersucht und aus dem Nageldreck mikroskopisch feine Partikel von Kopfhautzellen analysiert, für den ist ein schöner, breiter, morscher Brief eine Fundgrube.
    Das Papier wurde untersucht, die Schrift, die Bleizusammensetzung des benutzten Bleistiftes, das Papieralter nach dem Bleichzustand in pazifischer Sonnenintensität berechnet – es wurde nichts ausgelassen, um ein grandioses Gutachten zu erstellen.
    Nach vier Tagen schickte das Labor den Brief zurück.
    Er war echt.
    Im Landeskriminalamt schüttelte man die Köpfe. Aber vorsichtshalber fragte man beim Einwohnermeldeamt in Lübeck an. »Ich wette«, sagte der gallenkranke Kriminalrat, »es gibt tatsächlich einen Werner Bäcker, und der sitzt jetzt beim Bierchen und denkt nicht mehr an den Quatsch, den er vor sechs Jahren vielleicht auf Borkum in die Nordsee geworfen hat. Wir werden ihn ermahnen, nicht noch mal so einen dämlichen Text zu schreiben. – Was der Brief schon jetzt an Steuergeldern gekostet hat, nicht zu sagen! Meine Herren, da sehen Sie mal, welche ungeahnte Folgen so ein kleiner Urlaubsulk haben kann … Wir nehmen aber auch alles so bierernst auf.«
    Nach wiederum vier Tagen lag die Antwort des Einwohnermeldeamtes von Lübeck in Hannover vor. Nüchterne Worte, die den Weg einer Familie in ein neues Leben festhielten:
    »Am 13.2.1962 abgemeldet von Lübeck nach Auckland (Neuseeland) wegen Antritts einer neuen Stelle:
    Werner Bäcker, Dipl.-Ing. Architekt, geb. 14. 5. 1930 in Lübeck
    Viktoria Bäcker geb. Plannitz, Ehefrau, geb. 26.10.1933 in Grevesmühlen
    Kinder:
    Holger, geb. 4.3.1955 in Lübeck
    Peter, geb. 20.11.1956 in Lübeck
    Marion, geb. 17.8.1958 in Lübeck«
    »Das ist ungeheuerlich!« sagte Kriminalrat Busse, als er die mittlerweile mit einer Registriernummer versehene Akte sofort bekam. Alles, was ›heiß‹ war, lief über seinen Schreibtisch. Er war der Fachmann für Fälle, von denen sich andere, der Undankbarkeit der Aufgabe wegen, drückten. »Das ist kein Witz mehr! Das ist einfach ungeheuerlich.«
    Wenig später tickten die Funksprüche nach Auckland in Neuseeland: Wer und wo ist Werner Bäcker?

II
    Auch Zeitungsreporter müssen Urlaub machen.
    Wer ständig in der Welt herumfliegt und mit dem Menschen in seiner ganzen erschreckenden Vielfalt konfrontiert wird, sehnt sich nach ein paar Wochen Ruhe, um sich von diesem ständigen Anprall von Unzulänglichkeiten zu erholen. Einmal allein sein – das ist etwas Herrliches in unserer Welt.
    Fritz Hellersen hatte sich auf Norderney bei der Familie des Gemüsehändlers Freese verkrochen. Hier gab es kein Telefon, aber Hellersen war sich nicht sicher, ob die Redaktion des ›Globus‹ im Ernstfall nicht doch auf seine Spur kam und nachbarliche Telefone belästigte.
    »Wenn Sie einen ruhigen Mieter haben wollen, der nicht die Tapeten von den Wänden kratzt«, sagte er beim Einzug in sein kleines Zimmer zu Gemüsehändler Freese, der von Kurgästen viel gewohnt war und nun seine Erfahrungen mit einem Journalisten bereicherte, »dann sagen Sie jedem, der mich an irgendeinem Telefon sprechen will: Es gibt hier keinen Hellersen, Sie haben mich

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