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Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Titel: Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Himmel und dann erst auf seine Uhr. Alles stimmte.
    »Gehn wir zum Liegestuhlverleih«, sagte er. »Dort sind wir um diese Zeit noch allein. Der Betrieb fängt erst in einer Stunde an.« Er drückte seine Zigarette an der Innenseite des eisernen Karrens aus und warf Besen, Kratzer und Schaufel in die Eisenwanne. »Und ich schwöre Ihnen, es ist alles wahr. Aber keiner will's glauben –«
    Er stellte sich zwischen die Holme des Karrens, packte sie mit seinen großen Händen, stemmte die Beine in den Sand und begann zu ziehen. Es war schwer, der Weg führte durch die Dünen hinauf. Hellersen beugte sich vor und drückte von hinten nach.
    Gemeinsam schoben sie die Karre durch den Sand.
    Um zehn Uhr morgens klingelte bei dem Chefredakteur des ›Globus‹ das Telefon. Nervös blickte er auf die Uhr, legte die Hand auf den Hörer und holte tief Luft, um die Sekretärin in seinem Vorzimmer anzubrüllen. Er wollte nicht gestört werden … seit zwei Tagen liefen Bildberichte von Agenturfotografen bei den verschiedensten Redaktionen ein, und es schien, als würde in der nächsten Ausgabe der ›Globus‹ von seinem Konkurrenzblatt ›Rund um die Welt‹ an Aktualität übertroffen werden.
    Der Chefredakteur – er hieß Otto Otto, sein Vater mußte ein Komiker gewesen sein oder ein zum Vater gezwungener Kinderfeind, denn als Otto Otto begreifen lernte, was man ihm da mit seinem Namen angetan hatte, lebte sein Vater schon nicht mehr und war deshalb allen Vorwürfen unerreichbar geworden – riß den Hörer hoch und schrie: »Ruhe!«
    »Hellersen ist am Apparat«, sagte die Sekretärin im Vorzimmer unbeirrt. »Aus Norderney.«
    »Das ist doch nicht möglich –« Otto Otto lehnte sich zurück und atmete heftig durch die Nase. »Marlenchen, stellen Sie durch. Wissen Sie, wie lange ich den Kerl suche? Seit vier Tagen!« Es klickte im Hörer, und Otto Otto wußte, daß er jetzt mit Norderney verbunden war. Er sah Hellersen vor sich, wie er jetzt am Apparat sitzen würde, in einem Hotelzimmer, in der Badehose, neben sich einen eiskalten Drink, hinter sich im Bett eine Blondine, morgens um zehn, mit dicken roten Augen, gähnend und lendenlahm, die Gauloise im Mundwinkel. »Hellersen?« brüllte Otto Otto. »Sie verdammter Tauchkünstler! Wie oft soll ich predigen: Wer sich verduftet, soll wenigstens die Richtung seines Gestankes hinterlassen! Auf Norderney stecken Sie? Mensch, ich brauche Sie. Dringend! Sofort! Sie müssen nach Irland. Dort rappelt es aus allen Fenstern und Kellern. Sofort nach Londonderry! Was? Sie sagen noch was? Sie sind noch da? Hellersen, ich brauche bis Mittwoch einen Exklusivbericht aus Irland. Erschossenes Kind im Rinnstein, schwangere Mutter von Terroristen mißhandelt … Ich schicke Böhme als zweiten Fotografen rüber. – Hellersen, nun sagen Sie mal was!«
    »Ich fliege in die Südsee –«, sagte Hellersen artikuliert. Mit Otto Otto mußte man wie mit einem Partner auf der Bühne sprechen, klassische Betonung aller Konsonanten; später hieß es sonst, Otto Otto habe nur die Hälfte verstanden. »Hören Sie mir bitte erst zu, ehe Sie Ihr bekanntes NEIN brüllen. Hier wurde vor neun Tagen eine Flaschenpost angeschwemmt …«
    Otto Otto unterbrach das Gespräch mit einem Seufzer und legte auf. »Die Sonne ist zu heiß«, sagte er laut in das leere Zimmer. »Und Hellersen läuft immer ohne Hut herum, das wissen wir alle –«
    Am Nachmittag erschien Hellersen in der Redaktion des ›Globus‹, gebräunt, voll frischer Nordseeluft, innerlich gekräftigt, mit Otto Otto jeden nur möglichen Kampf aufzunehmen.
    »Sie können hinein, ohne anzuklopfen«, sagte Marlene im Vorzimmer.
    »So schlimm?«
    »Noch schlimmer. Die ›Aktuelle Redaktion‹ will Essiggurken anbauen und sich dazwischen legen.«
    »Und alles meinetwegen?«
    »›Rund um die Welt‹ hat einen phantastischen Irlandbericht. Wir wissen das jetzt genau. Der Chef guckt durch eine undichte Stelle. Los, gehen Sie rein –«
    Otto Otto saß hinter seinem mit Manuskripten und Fotos, Druckfahnen und Büchern, Andrucken und Fernschreiben übersäten Schreibtisch und zog sofort das Kinn an, als Hellersen durch die Tür kam. Allein schon die Gesundheit, die Hellersen ausstrahlte, regte ihn auf.
    »Mann –«, sagte er laut. »Die Kosten für ein Sanatorium bezahlt der ›Globus‹ Ihnen nicht. Sie haben ein verbranntes Hirn, Hellersen! In Irland sollten Sie sein –«
    »Kennen Sie Länge 140 Grad West und Breite 12 Grad Süd, Chef?«
    Otto Otto

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