Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe
viele verschiedene Projekte managen müssen, ist das durchaus bekannt. Das hat automatisch zur Folge, dass sie mit einer Fülle an Informationen jonglieren müssen. Außerdem verfügen sie über die Gabe, ausgezeichnet mit anderen Menschen umzugehen. Frauen sind ganz besonders gut darin, was nicht heißen soll, dass Männer es nicht können, aber Frauen scheinen dabei auch noch einen hervorragenden Blick fürs Detail zu haben.«
»Herrscht in diesen Branchen eine hohe Fluktuation?«
»Es gibt einen natürlichen Fluss von Leuten, die von einem Job in den nächsten wechseln – vorwiegend, um ihre Kompetenz zu erweitern –, und in einem schnell wachsenden Industriezweig entwickeln sich auch die Leute schneller.«
»Haben junge Frauen eine andere Einstellung zur Arbeit als wir?«
»Allerdings. Erinnern Sie mich bloß nicht daran. Ich höre mich schon wie meine Mutter an. Es ist nicht mehr so wie früher! Hier ein Beispiel: Neulich habe ich ein Mädchen für einen tollen Einsteigerjob vermittelt. Sie war jung, attraktiv, hatte einen Hochschulabschluss und stammte aus einer guten Familie. Aber nach nur einem Tag in der neuen Firma rief sie mich an und sagte, sie hätte mitbekommen, wie hart die anderen Managementmitglieder arbeiteten und könne sich nicht vorstellen, genauso hart arbeiten zu wollen. Ich sagte zu ihr, sie solle gleich nach Hause gehen, weil sie mit dieser Einstellung in dieser Branche garantiert nicht überleben würde. Es gibt praktisch keine Arbeitslosigkeit, sondern vielmehr einen Mangel an gut ausgebildetem Personal, und diese Mädchen haben eine enorme Auswahl an Jobs. Schwere Zeiten kennen sie (noch) nicht. Sie erwarten ein tolles Leben, tragen schicke Klamotten und verdienen eine Menge Geld, kaum dass sie die Uni abgeschlossen haben. Es scheint, als hätten viele nicht dieselbe Arbeitseinstellung und die Neugier wie wir damals. Aber diejenigen, die die richtige Einstellung mitbringen, sind absolut brillant – leider sind diese Kandidaten ziemlich dünn gesät. Sehr viele wollen einen Posten im Management haben, ohne vorher den harten Weg dorthin zu beschreiten. Sie glauben, allein ihre Qualifikation sei ausreichend. Also ehrlich!«
»Unterscheiden sich die heutigen Arbeitsbedingungen von denen, wie sie vor zwanzig oder dreißig Jahren vorherrschten?«
»Und wie. Und wissen Sie, woran das liegt? An der Technik. Technischer Fortschritt bedeutet, dass man niemals frei hat. Man kann ständig Informationen per Mail verschicken, sprich, man braucht noch nicht einmal auf ein Fax zu warten. Ein Kurier wäre viel zu langsam. Das bedeutet, dass man ständig auf Abruf ist. Das Berufsleben erstreckt sich auch ins Privatleben. Wir müssen unsere Telefone abschalten und aufhören, alle fünf Minuten unsere Mails zu checken.«
»Schaffen Frauen auch den Sprung in die Spitzenpositionen?«
»Ja, aber wir brauchen trotzdem noch mehr von ihnen.«
»Was ist mit der Balance zwischen Arbeits- und Familienleben?«
»Das ist immer noch ein schwieriger Punkt. Die meisten Frauen müssen sich selbst um die Kinderbetreuung kümmern, aber immer mehr Branchen zeigen sich in puncto Arbeitszeit flexibel. Das ist der einzig richtige Weg, denn Flexibilität schafft Loyalität und Zufriedenheit im Job. Und glückliche Frauen bleiben länger.«
»Wie sieht die Zukunft aus?«
»Im Augenblick sehr gut, weil die Mehrzahl der Frauen widerstandsfähig und flexibel ist. Wenn sie ihren Job verlieren oder ihn leid werden, sind sie normalerweise flexibel genug, die Veränderung zu akzeptieren und sich weiterzubilden, wenn das nötig ist. Sehen Sie sich an – Krankenschwester, Beraterin, Spitzenköchin, Autorin und Fernsehmoderatorin. Ich selbst habe auch in mehreren Branchen gearbeitet. Ich war Kindergärtnerin und habe in der Hotellerie und in der Modebranche gearbeitet und immer wieder hin und her gewechselt. Das ist sehr typisch für die berufstätigen Frauen von heute.«
Nietzsche oder Hypothek?
Mit zunehmendem Alter fragen Sie sich, weshalb Sie so hart arbeiten, was Sie davon haben, und, in ganz schweren Fällen, worin der Sinn des Lebens überhaupt besteht. Diese Frage und die Suche nach den Antworten darauf treiben einen nur in den Wahnsinn. Und, was noch viel schlimmer ist, am Ende werde ich so oder so sterben. Weshalb setze ich mich also nicht den lieben langen Tag in eine Bar, trinke Gin, hülle mich von Kopf bis Fuß in dramatisches Schwarz, lese Nietzsche und lebe von der Stütze? Leider habe ich eine Hypothek
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