Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)
Sheriff vor Ihrer Tür steht?«
»Nicht gleich am ersten Abend.« Er schnallte sich ab und öffnete die Beifahrertür. Seine Füße trafen auf den Asphalt, und er stieg aus.
Während sie Renees Nummer wählte, konnte sie den Popcornduft aus dem Gas and Go praktisch riechen. Bis ihre Assistentin endlich ranging, dudelte Born This Way von Lady Gaga in ihrem Ohr. »Ich lebe noch.« Sadie schob sich ihre Sonnenbrille ins Haar. »Wir sehen uns dann am Montag im Büro.«
Die Hecktür öffnete sich, und Vince zog seinen Seesack heraus. Er lud ihn auf dem Asphalt ab und warf die Tür zu. Dann legte er die Hände aufs Wagendach, beugte sich vor und sah sie durchs Autofenster an. »Danke fürs Mitnehmen. Sehr nett von Ihnen. Wenn ich mich irgendwie revanchieren kann, lassen Sie es mich wissen.«
Das war einer der Sprüche, die die Leute klopften, ohne es ernst zu meinen. Wie wenn man fragte: »Wie geht’s?«, obwohl es keinen wirklich interessierte. Sie sah in seine hellgrünen Augen, in sein dunkles, männliches Gesicht. Alle in der Stadt hatten immer behauptet, dass sie mehr Mut hatte als Verstand. »Tja, ich wüsste da schon was.«
ZWEI
Vince Haven zog sich seine Baseballmütze tiefer ins Gesicht und sah dem Saab nach, der vom Parkplatz rauschte. Normalerweise hatte er nichts dagegen, einer schönen Frau gefällig zu sein. Schon gar nicht, wenn sie ihn davor bewahrt hatte, mit schwerem Gepäck sechzehn Kilometer bis in die Stadt zu latschen. Auch wenn sechzehn Kilometer durch den Norden Texas’ verglichen mit einem 50-Kilometer-Dauerlauf oder einem Marsch durchs afghanische Gebirge mit dreißig Kilo auf dem Buckel und genug Munition in seiner Chest Rig, um damit ein Dorf in die Luft zu sprengen, der reinste Spaziergang waren. In seinem früheren Leben hätte er noch eine M4A1 vor der Brust, seine SIG an der Hüfte und als Seitenwaffe eine speziell für ihn angefertigte 45er ACP 1911 am Oberschenkel festgeschnallt gehabt.
Er griff nach seinem alten US-Marineseesack und klemmte ihn sich unter den Arm. Er hatte Sadie eine Abfuhr erteilt und als Grund vorgeschoben, keinen Anzug zu besitzen. Was zwar stimmte, allerdings nicht der wahre Grund für seine Ablehnung war. Die blonde Sadie war nicht sein Typ. Auch wenn sie hübsch war. Sogar eine Schönheit, aber er bevorzugte Blondinen, die locker waren. Unbekümmert, lustig, unkompliziert und leicht ins Bett zu kriegen. Dasselbe galt für Brünette und Rothaarige. Lockere Frauen verlangten nicht von ihm, sich in einen Anzug zu werfen und sie auf Hochzeiten zu begleiten, wo er kein Schwein kannte. Sie laberten ihm nicht mit Gefühlen die Ohren voll. Verlangten keine Bindung, die über reinen Sex hinausging, oder sonst irgendwelche Verlässlichkeit, genauso wenig wie die hundert anderen Dinge, die zu geben er nicht in der Lage war. Zum Glück gab es viele lockere Frauen, die ihn so sehr mochten wie er sie.
Er wusste nicht, was das über ihn aussagte. Bestimmt eine Menge. Bestimmt Dinge, die er nicht gern zugäbe. Nur gut, dass ihm das im Grunde scheißegal war.
Die Kautschukabsätze seiner Stiefel machten keinen Mucks, als er an einem weißen Truck mit einer Riesenbeule am Heckkotflügel vorbei auf den Tankstellen-Shop zuging. Die Frau, die ihn hier abgesetzt hatte, war alles andere als ein Dummchen. Ein Dummchen hätte nicht telefonisch seine Personalien durchgegeben, als wäre er ein Serienkiller, bevor sie ihn einsteigen ließ. Das hatte ihn ganz schön beeindruckt, und der erfundene Elektroschocker war auch ein Knaller gewesen. Ob sie locker war, wusste er nicht. Manchmal waren kluge Frauen genauso locker wie dumme, doch bei ihr glaubte er das eher nicht. Ihre Klamotten – Jeans und ein weiter grauer Kapuzenpullover – hatten ihm keinerlei Anhaltspunkte geliefert, sodass er nicht beurteilen konnte, ob ihr Körper so schön war wie ihr Gesicht. Aber das spielte sowieso keine Rolle. Frauen wie Sadie wollten immer eine Beziehung. Selbst wenn sie das Gegenteil behaupteten, und er war nicht in der Lage, sich auf mehr als einen One- oder Two-Night-Stand festzulegen. Wenn die Frau nichts als geilen Sex wollte, vielleicht auch auf mehr.
Als er die Ladentür aufzog, schlug ihm der Geruch von Popcorn, Hotdogs und Haushaltsreiniger entgegen. Am Tresen stand ein Cowboy, der schwer mit Dörrfleisch und einem 12er-Pack Lone Star beladen war und sich mit einer Frau mit massenhaft feinen grauen Haaren und tiefen Falten unterhielt. Die Frau hatte sich ein weißes T-Shirt mit der
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