Werden Sie Ihr eigener Glueckspilot
ärgern, kann sich nur ein Unsterblicher leisten. Womit die Unsterblichkeit bewiesen ist. Wenn wir sterblich |169| wären und uns über ein zerschlagenes Ei ärgerten, hätten wir entschieden eine Macke.
Zum Ende hin wird der Tod normaler.
Wir entgrenzen uns, wenn wir die Grenzen der Natur akzeptieren.
Integrationsfragen
Was entfacht meine Leidenschaft und Hingabe?
– Wenn ich mich so ganz verliere: bin ich dann tot?
In welchen Situationen kann ich mich ganz und gar vergessen?
Fürchte ich in ihnen den Tod?
Eigene Position?
Kann ich mich in beide Vorstellungen hineinfühlen: zum einen voll sterblich, zum andern voll unsterblich zu sein? Wo steht
jeweils mein Dimmer?
Flugsatz: Im Eigensinn ist die Sehnsucht nach dem Aufblitzen der Zeitlosigkeit deutlicher.
|170| Träume
Ich träume und finde,
ich finde, weil ich träume.
Fernando Pessoa
Die richtige Deutung eines Traumes erkennen wir daran, dass der Träumer sagt: »Ah ja, so ist es.« Der Träumer hat das letzte
Wort über die Deutung. Die Funktion der Träume ist, uns zu entlasten, zu reinigen und zu klären. Leben mit sich selbst ist
auf tiefe Art zu erreichen, wenn wir mit unseren Träumen leben, denn die Träume enthalten ungeschminkte Wahrheit über uns.
Wir sind für jeden Krümel, der in unserem Traum auftaucht, verantwortlich. Träume helfen uns zu erkennen, was integriert werden
darf. Letzteres gilt für Träume, die im Bewusstseinsbereich links der neutralen Mitte entspringen. Rechts von ihr finden wir
Visionsträume, Wahr- und Warnträume, hellsichtige, luzide und beseligende Träume. Am Nullinger haben uns Alpträume im Griff.
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Eigene Position?
Nach einem Traum hält sich tagsüber oft das Traumgefühl. Auch das können wir locker auf der Skala positionieren.
Navigationssätze
Träume übertreiben, damit wir etwas kapieren.
Was wirkt, ist die Handlungskonsequenz, die ich aus dem Traum ableite.
Das, was ich im Traum auslasse, lasse ich auch im Leben aus.
Träume haben oft eine therapeutische Absicht, wollen etwas korrigieren.
Korrekturwille und Aussagewucht erreichen beim Alptraum den Gipfel.
Je mehr ich mich selbst übersprungen habe, desto alptraumhafter ist der Traum.
Wer seinen Träumen vertraut, vertraut sich selbst.
Our night movies want us to move and want to move us.
Wir meinen, unsere Träume seien verrückt. In Wirklichkeit spinnen sie bei weitem weniger als wir.
Alpträume entspringen Selbstunterbrechungen in einem lebenswichtigen Bereich.
Träume sind etwas so Hochindividuelles und Spezielles, dass wir sie nur »deuten« können, indem wir nichts hineinlegen, aber
alles herausholen.
Träume sind direkt und einfach, weshalb wir einfach und direkt denken müssen, um zu einer stimmigen »Deutung« zu gelangen.
Träume als Sprachrohr unseres Glückspiloten.
|172| Integrationsfragen
Nehme ich meine Träume ernst?
Verstehe ich sie?
Wie könnte ich mich mehr auf sie einlassen? (Zum Beispiel: Traumbuch führen, mich beim Aufwachen in die wichtigsten Traumelemente
versetzen, mir Handlungskonsequenzen überlegen, die sich aus den jeweiligen Traumbotschaften ableiten lassen.)
Flugsatz: Träume wollen mich zu Sinn und Sinnen bringen.
|173| Trennung
Reifer werden heißt, schärfer trennen und inniger verbinden.
Hugo von Hofmannsthal
Trennungen sind so natürlich wie der Tod, wie Veränderungen, wie der Wechsel der Jahreszeiten. Schmerzlich werden sie:
wenn sie nicht wirklich vollzogen werden,
wenn der natürliche Zeitpunkt verpasst oder ignoriert wird (zu späte oder zu frühe Trennungen),
wenn ich den Abschied nicht feiere und das Gute, das war, leugne,
wenn die Liebe größer war als das eigene Selbstwertgefühl,
wenn hinter dem Augenschein der Unabänderlichkeit kein umfassender Sinn gefühlt wird.
Drei Spielarten im Trennungstheater
Nach gutem Zusammensein erkennen wir, dass die Beziehung vorbei ist, vielleicht im Sinne von ausgeschöpft, vielleicht im Sinne
von auseinandergelebt (real).
Nach gutem Zusammensein schleicht sich das Ende ein, wird aber nicht wahrgenommen, und wir verharren in der
Illusion
, es sei noch gut, obwohl die innere Trennung bereits unbemerkt stattgefunden hat (erst real, dann Heimkino).
Wir sind nie wirklich zusammen gewesen, haben den anderen nie wirklich wahrgenommen und haben uns von Anfang an vorgegaukelt,
in der besten Beziehung zu sein, obwohl keinerlei echte gemeinsame Basis bestand. Leben in der
Illusion
von Nichtgetrenntsein (Heimkino total).
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