Werke
Rückkehr
Nachdem Victor, weil ihm das Gehen bei weitem lieblicher dünkte, das gemietete Fuhrwerk verlassen und sich für den Rest der Reise auf die gewöhnliche Wanderung begeben hatte, nachdem er auf dem langen Wege zur Mutter, den er darum eingeschlagen hatte, um auch sie, die verehrte und geliebte, um Rat zu fragen, was nun bei der neuen Gestalt der Dinge zu nächst zu tun sei, viele Zeit zugebracht hatte; ging er nach so manchem Tage, an dem er durch Felder und Wälder, über Höhen und Niederungen mit seinem Spitze gewandert war, wie der über die glänzenden Wiesen in das mütterliche Tal hinab, über die er vor so vielen Wochen mit seinen Freun den hinab gegangen war. Er ging über den ersten Steg, er ging über den zweiten, an dem großen Holunder vorbei, und durch das alte kleine Gartenpförtchen hinein. Als er näher gegen das Haus gekommen war, sah er die Mutter auf der Gasse vor dem Apfelbaume in der reinen weißen Schürze stehen, die sie gewöhnlich an Vormittagen um hatte, wo sie in der Küche und in dem ganzen Wirtschaftskreise nachsehen mußte.
»Mutter,« rief er, »da bringe ich Euch den Spitz wieder, er ist gut versorgt und erhalten gewesen – und auch ich komme noch einmal, weil ich manches mit Euch zu reden habe.«
»Ach, Victor, du bist es,« rief die alte Frau, »so sei gegrüßt, mein Sohn, sei tausendmal gegrüßt, du liebes Kind.«
Mit diesen Worten ging sie ihm entgegen, schob das Käppchen, das er auf hatte, ein wenig zurück, streichelte mit der Hand über die Stirne und die Locken, nahm ihn mit der andern bei seiner Rechten und küßte ihn auf die Stirne und auf die Wange.
Der Spitz, welcher von der Gartenpforte an gegen das Haus vorausgeschossen war, tanzte nun um die Mutter herum und bellte furchtbar.
Die Fenster und Türen des Hauses standen, wie gewöhnlich an schönen Tagen, offen, daher lief auf diese Schalle, die sie hinein gehört hatte, Hanna aus dem Hause heraus und blieb plötzlich stehen, ohne ein Wort hervor bringen zu können.
»So grüßet euch, Kinder, grüßt euch nach der ersten Abwesenheit von einander, die ihr erlebt habt«, sagte die Mutter.
Victor ging näher und sagte verschämt: »Gott grüße dich, liebe Hanna.«
»Gott grüße dich, lieber Victor«, antwortete sie, indem sie die dargereichte Hand annahm.
»Nun geht aber hinein, Kinder,« sagte die Mutter, »Victor muß seine Sachen ablegen und muß sagen, was er bedarf, ob er etwa müde ist, und was wir ihm zu essen geben können.«
Bei diesen Worten machte sie Anstalt, hinein zu gehen und die zwei Kinder, wie sie sie nannte, mit zu nehmen. Victor legte in dem großen Zimmer an dem Tische, den er nicht so bald wieder zu sehen gehofft hatte, sein Ränzlein ab, lehnte den Reisestab in einen Winkel und setzte sich auf einen Stuhl nieder. Die Mutter setzte sich in dem großen Lehnsessel neben ihn.
Der Spitz, gleichsam weil er so wichtig geworden war und zu den Angekommenen gehörte, ging mit hinein; aber als man zu reden und sich zu erzählen angefangen hatte, ging er wieder hinaus, und weil er recht gut eingesehen hatte, daß nun alle Gefahr, von seinem Freunde Victor getrennt zu werden, verschwunden war, sah man ihn später in seiner Hütte unter dem Apfelbaume liegen und die Müdigkeit, die er sich auf all diesen durchgemachten Wegen gesammelt hatte, behaglich verschlafen.
Als die Mutter, da sie bei dem Tische saßen, in Victor gedrungen war, daß er sage, ob er Hunger habe, ob er sonst irgend etwas bedürfe, daß er tun solle, was er wolle, um sich zu erholen – als er geantwortet hatte, daß er nichts bedürfe, daß er nicht müde sei, daß er spät das Morgenmahl genossen habe und daher schon bis zu der gewöhnlichen Mittagsstunde warten könne – als sie endlich hinaus gegangen war, um für ein hinlänglicheres und besseres Mahl Anstalten zu treffen: kam sie wieder herein, setzte sich zu ihm und begann über seine Angelegenheiten zu reden.
»Victor,« sagte sie, »als du mehrere Tage fort warst, kam ein Brief von dem Oheime, in welchem er verlangte, daß wir die ganze Zeit, die du bei ihm sein wirst, nicht an dich schreiben sollen. Ich dachte, daß er einen Grund zu dieser Forderung haben müsse, daß er vielleicht etwas Nützliches mit dir vorhabe, und willigte ein. Du wirst dich recht gekränkt haben, da du keine Silbe, keinen Gruß und kein freundliches Wort von Uns vernommen hast.«
»Mutter, der Oheim ist ein herrlicher, vortrefflicher Mann«, fiel Victor ein.
»Es ist gestern
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