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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Bezirke und mit dem Wildstande vertrauter Jäger gedient hätte, ließ ich mir eine Zither über die Gebirge herüber bringen. Er kannte, eben weil er nirgends lange blieb und an allen Orten schon gedient hatte, das ganze Gebirge genau, und wußte, wo die besten und schönsten Zithern gemacht würden. Er konnte dies darum auch am besten beurteilen, weil er der fertigste und berühmteste Zitherspieler war, den es im Gebirge gab. Er brachte mir eine sehr schöne Zither, deren Griffbrett von rabenschwarzem Holze war, in welchem sich aus Perlenmutter und Elfenbein eingelegte Verzierungen befanden, und auf welchem die Stege von reinem, glänzenden Silber gemacht waren. Die Bretter, sagte mein Bote, könnten von keiner singreicheren Tanne sein; sie ist von dem Meister gesucht und in guten Zeichen und Jahren eingebracht worden. Die Füßlein der Zither waren elfenbeinerne Kugeln. Und in der Tat, wenn der Jägersmann auf ihr spielte, so meinte ich nie einen süßeren Ton auf einem menschlichen Geräte gehört zu haben. Selbst was Mathilde und Natalie in dem Rosenhause gespielt hatten, war nicht so gewesen; ich hatte weit und breit nichts gehört, was an die Handhabung der Zither durch diesen Jägersmann erinnerte. Ich ließ ihn gerne in meiner Gegenwart auf meiner Zither spielen, weil ihm keine so klang wie diese, und weil er sagte, sie müsse eingespielt werden. Er wurde mein Lehrer im Zitherspiele, und ich nahm mir vor, da ich sah, daß er meine Zither allen anderen vorzog, ihm, wenn ich Ursache hätte, mit unseren Lehrstunden zufrieden zu sein, eine gleiche zu kaufen. Er hatte nämlich erzählt, daß der Meister mehrere aus dem gleichen Holze wie die meinige und in gleicher Art gefertigt habe. Da sie nun ziemlich teuer gewesen war, so schloß ich, daß der Meister die gleichen nicht so schnell werde verkaufen können, und daß noch eine werde übrig sein, wenn ich meinem Lehrer zu dem gewöhnlichen Lohne, den ich ihm in Geld zugedacht habe, noch dieses Geschenk würde hinzufügen wollen.
    Ich begann in demselben Sommer auch, mir eine Sammlung von Marmoren anzulegen. Die Stücke, die ich gelegentlich fand, oder die ich mir erwarb, wurden zu kleinen Körpern geschliffen, gleichsam dicken Tafeln, die auf ihren Flächen die Art des Marmors zeigten. Wenn ich größere Stücke fand, so bestimmte ich sie außer dem, daß ich die gleiche Art in Tafeln in die Sammlung tat, zu allerlei Gegenständen, zu kleinen Dingen des Gebrauches auf Schreibtischen, Schreinen, Waschtischen, oder zu Teilen von Geräten oder zu Geräten selbst. Ich hoffte meinem Vater und meiner Mutter eine große Freude zu machen, wenn ich nach und nach als Nebengewinn meiner Arbeiten eine Zierde in ihr Haus oder gar in den Garten brächte; denn ich sann auch darauf, aus einem Blocke, wenn ich einen fände, der groß genug wäre, ein Wasserbecken machen zu lassen.
    Im Lautertale fand ich einmal Roland, den Bruder Eustachs. Er hatte in einer alten Kirche gezeichnet, und war jetzt damit beschäftigt, im Gasthause des Lautertales diese Zeichnungen und einige andere, welche er in der Nähe entworfen hatte, mehr in das Reine zu bringen. Es befand sich nämlich nicht weit von Lautertal ein einsamer Hof oder eigentlich mehr ein festes, steinernes schloßartiges Haus, welches einmal einer Familie gehört hatte, die durch Handel mit Gebirgserzeugnissen und durch immer ausgedehnteren Verkehr in viele Gegenden der Erde wohlhabend und durch Entartung ihrer Nachkommen, durch den Leichtsinn derselben und durch Verschwendung wieder arm geworden war. Einer dieses Geschlechtes hatte das große steinerne Haus gebaut. Es gehörte jetzt einem fremden Herrn aus der Stadt, welcher es seiner Lage und seiner Seltenheiten willen gekauft hatte und es zuweilen besuchte. In dem Hause waren schöne Bauwerke, schöne Steinarbeiten und schöne Arbeiten aus Holz, teils in Zimmerdecken, Türen und Fußböden, teils in Geräten. Die Holzarbeit mußte einmal im Gebirge viel blühender gewesen sein als jetzt. Von diesen Gegenständen durfte nichts aus dem Hause gebracht werden, auch wurde von ihnen nichts verkauft. Roland hatte die Erlaubnis erhalten zu zeichnen, was ihm als zeichnungswürdig erscheinen würde. Dieses Zweckes halber hielt er sich im Lautertalwirtshause auf. Ich besuchte mit ihm öfter das Haus, und wir gerieten in mannigfache Gespräche, namentlich wenn wir abends, nachdem wir beide unser Tagewerk getan hatten, an dem Wirtstische in der großen Stube zusammen kamen. Ich fand in ihm

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