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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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mit der alten Bauart und Zusammenstellung der Geräte sehr vertraut sein, sondern er müsse auch ein ungewöhnliches Schönheitsgefühl haben, um aus der Menge der überlieferten Gestalten das zu wählen, was er gewählt habe. Und die Zusammenreihung der Geräte sei so aus einem Gusse, als wären sie einstens zu einem Zwecke und in einer Zeit verfertigt worden. Auch die wirklich alten Geräte im Rosenhause seien von einer Schönheit, wie er sie nie gesehen habe, obgleich ihm die vorzüglichsten und berühmtesten Sammlungen der Stadt und mancher Schlösser bekannt wären. Zwei so auserlesene Stücke wie den großen Kleiderschrein und den Schreibschrein mit den Delphinen dürfte man kaum irgendwo finden. Sie wären wert, in einem kaiserlichen Gemache zu stehen.
    Ich erzählte ihm, um den Mann, der die Entwürfe für den Sternenhof gemacht hatte, näher zu bezeichnen, daß ich viele Bauzeichnungen und Zeichnungen von anderen Dingen in dem Rosenhause gesehen habe, welche weit höhere Gegenstände darstellen, und auch mit einer ungleich größeren Vollendung ausgeführt seien, als ich bei meinen Abbildungen anzubringen im Stande gewesen wäre. Diese Arbeiten seien bei dem Manne Vorbildungen gewesen, damit er die Entwürfe hätte machen können, die er gemacht habe.
    Er schien auf meine Worte nicht zu achten, sondern legte irgend ein Blatt hin, nahm ein anderes auf und betrachtete es.
    »So weit ich aus den Abbildungen urteilen kann,« sagte er, »sind die altertümlichen Gegenstände, welche du mir da veranschaulicht hast, nicht nur an sich sehr vortrefflich, sondern sie sind auch höchst wahrscheinlich, wie Farbe und Zeichnung dartut, sehr zweckmäßig wieder hergestellt. Meine Habseligkeiten sinken dagegen zu Unbedeutenheiten herab, und ich sehe aus diesen Blättern, wie man die Sache anfassen muß, wenn man die Zeit, die Kenntnisse und die Mittel dazu hat.«
    Mich freute es jetzt recht sehr, daß ich auf den Gedanken gekommen war, dem Vater diese Dinge nachzubilden, um ihm eine Vorstellung von ihnen zu gehen, mich freute sein Anteil, den er an ihnen nahm, und die Freude, die er darüber hatte.
    »Es sind nun zwei Wege, die zu gehen sind,« meinte die Mutter, »entweder kannst du dir nach diesen Gemälden die Dinge, die sie darstellen, machen lassen, um dich immerwährend daran zu ergötzen, oder du kannst in den Asperhof und Sternenhof reisen und sie in Wirklichkeit sehen, um eine Freude zu haben, so lange du sie siehst, und in der Erinnerung dich zu laben, wenn du wieder weggereist bist.«
    Der Vater antwortete: »Die Geräte, die hier gezeichnet sind, nachmachen zu lassen, ist eine Unzukömmlichkeit; denn erstens müßte hiezu die Einwilligung des Eigentümers erlangt werden, und wenn sie auch erlangt worden wäre, so hätten zweitens die nachgebildeten Gegenstände in meinen Augen nicht den Wert, den sie haben sollten, weil sie doch nur, wie die Maler sagen, Kopien wären. Es böte sich auch noch der Gedanke, mit Einwilligung des Eigentümers nach diesen Abbildungen neue Zusammenstellungen entwerfen und in Wirklichkeit ausführen zu lassen; allein das verlangt eine so große Geschicklichkeit, welche ich nicht nur mir nicht zutraue, sondern welche ich auch an den Arbeitern in ähnlichen Dingen, die ich in unserer Stadt kenne, nicht aufzufinden hoffe. Und zuletzt wären die verfertigten Gegenstände doch noch immer nichts mehr als halbe Kopien. Das Verfertigen geht also nicht. Was deinen zweiten Weg anbelangt, Mutter, so werde ich ihn gewiß gehen. Ich habe mir schon früher bei den Erzählungen von diesen Dingen vorgenommen, die Reise zu ihnen zu machen; jetzt aber, da ich die Abbildungen sehe, werde ich die Reise nicht nur um so gewisser, sondern auch in viel näherer Zeit machen, als es wohl sonst hätte geschehen können.«
    »Das wird recht schön sein«, riefen wir fast alle aus einem Munde.
    Die Mutter sagte: »Du solltest gleich die Zeit bestimmen, und solltest gleich mit deinem Sohne verabreden, daß er dich in derselben zu dem alten Manne in das Rosenhaus führe, welcher dich schon auch in den Sternenhof geleiten würde.«
    »Nun, so dränget nur nicht,« erwiderte er, »es wird geschehen, das ist genug; binden, wißt ihr, kann sich ein Mann nicht, der von seinem Geschäfte abhängt und nicht wissen kann, welche Umstände einzutreten vermögen, die von ihm Zeit und Handlungen fordern.«
    Die Mutter kannte ihn zu gut, um weiter in ihn zu dringen, er würde bei seinem ausgesprochenen Satze geblieben sein. Sie

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