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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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diesen letzten beiden hatte es mich nicht gewundert, da ich sie für Kenner hielt, und da sie Gebirgsbewohner waren. Der Vater aber, der zwar Bilder besaß, war ein Kaufherr und war nie lange in dem Gebirge gewesen. Es erhöhte dies meine Ehrfurcht gegen ihn noch mehr. Er zeigte mir, wo ich unwahr gewesen war, und setzte mir auseinander, wie es hätte sein sollen, was ich augenblicklich begriff. Das, was er lobte und richtig fand, gefiel mir selber nachher doppelt so wohl.
    Klotilden mußte ich die Blätter noch einmal und allein in ihrem Zimmer zeigen. Sie verlangte, daß ich ihr beinahe alles erkläre. Sie war nie in höherem oder im Urgebirge gewesen, sie wollte sehen, wie diese Dinge beschaffen seien, und sie reizten ihre Aufmerksamkeit sehr. Obgleich meine Malereien keine Kunstwerke waren, wie ich jetzt immer mehr einsah, so hatten sie doch einen Vorzug, den ich erst später recht erkannte, und der darin bestand, daß ich nicht wie ein Künstler nach Abrundung noch zusammenstimmender Wirkung oder Anwendung von Schulregeln rang, sondern mich ohne vorgefaßter Einübung den Dingen hingab und sie so darzustellen suchte, wie ich sie sah. Dadurch gewannen sie, was sie auch an Schmelz und Einheit verloren, an Naturwahrheit in einzelnen Stücken, und gaben dem Nichtkenner und dem, der nie die Gebirge gesehen hatte, eine bessere Vorstellung als schöne und künstlerisch vollendete Gemälde, wenn sie nicht die vollendetsten waren, die dann freilich auch die Wahrheit im höchsten Maße trugen. Aus diesem Grunde sagte mir Klotilde durch eine Art unbewußter Ahnung, sie wisse jetzt, wie die Berge aussehen, was sie aus vielen und guten Bildern nicht gewußt hätte. Sie äußerte auch den Wunsch, einmal die hohen Berge selber sehen zu können, und meinte, wenn der Vater die Reise in das Rosenhaus und in den Sternenhof mache und bei dieser Gelegenheit auch die Gebirge besuche, werde sie ihn bitten, sie mitreisen zu lassen. Ich erzählte ihr nun recht viel von den Bergen, beschrieb ihr ihre Herrlichkeit und Größe, machte sie mit manchen Eigentümlichkeiten derselben bekannt, und setzte ihr meine verschiedenen Reisen in denselben und meine Bestrebungen ausführlicher als sonst auseinander. Ich hatte nie so viel von den Gebirgen mit ihr geredet. Nach diesen Worten verlangte sie auch, daß ich sie unterrichte, eben solche Abbildungen verfertigen zu können, wie sie hier vor ihr liegen. Sie wolle sich Farben und alle andere dazu notwendigen Gerätschaften verschaffen. Da sie ohnehin ziemlich gut zeichnen konnte, so war die Sache nicht so schwierig, als sie beim ersten Anscheine ausgesehen hatte. Ich versprach ihr meinen Beistand, wenn die Eltern einwilligen würden.
    Wir fragten nach einiger Zeit die Eltern. Sie hatten im ganzen nichts dagegen, nur die Mutter verlangte ausdrücklich, daß diese Arbeiten nur Nebendinge sein sollen, Dinge zum Vergnügen, nicht Hauptbeschäftigungen; denn die Hauptpflicht des Weibes sei ihr Haus, diese Dinge können zwar auch recht wohl in das Haus gehören; aber einseitig oder gar mit Leidenschaft betrieben, untergraben sie eher das Haus, als sie es bauen helfen. Klotilde aber sei schon so alt, daß sie sich ihrem künftigen Berufe zuwenden müsse.
    Wir begriffen das alles und versprachen, nichts ins Übermaß gehen lassen zu wollen.
    Es wurden alle Erfordernisse angeschafft, und wir begannen in gegönnten Zeiten die Arbeit.
    Auch Spanisch wollte die Schwester von mir lernen. Ich betrieb es fort, und da ich ihr voraus war, wurde ich auch hierin ihr Lehrer, was die Mutter mit derselben Einschränkung wie das Landschaftsmalen gelten ließ. Es waren also in unserem Hause für dieses Jahr mehr Beschäftigungen für mich vorhanden als in anderen Zeiten.
    Es war mir in jenem Herbste besonders wunderbar, daß weder Vater noch Mutter genauer nach meinem Gastfreunde fragten. Sie mußten entweder nach meinen Erzählungen ein entschiedenes Vertrauen in ihn setzen, oder sie wollten durch zu vieles Einmischen die Unbefangenheit meiner Handlungen nicht stören.
    Bei allen häuslichen Bestrebungen fing ich bei dem herannahenden Winter doch ein etwas anderes Leben an, als ich es bisher geführt hatte, und zwar ein etwas mannigfaltigeres. Ich hatte in vergangener Zeit nur solche Stadtkreise besucht, in welche meine Eltern geladen worden waren, oder in welche ich durch Freunde, die ich gewann, gezogen wurde. Diese Kreise bestanden größtenteils aus Leuten von ähnlichem Stande mit dem meines Vaters. Ich spürte

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