Werke
beruhigte sich mit dem Erlangten.
Sowohl sie als die Schwester dankten mir, daß ich dem Vater die Bilder gebracht hatte, die ihm ein solches Vergnügen bereiteten.
»Die Fußböden müssen auch vortrefflich sein«, rief er aus. »Sie sind viel schöner, als die ungefähre Malerei andeuten kann,« erwiderte ich, »mein Pinsel kann noch immer nicht den Glanz und die Zartheit und das Seidenartige der Holzfasern ausdrücken, was man alles dort so liebt, daß nur mit Filzschuhen auf diesen Böden gegangen werden darf.«
»Das kann ich mir denken,« antwortete er, »das kann ich mir denken.«
Hierauf mußte ich ihm alle Hölzer nennen, die hier mit Farben angegeben waren, und aus denen die abgebildeten Gegenstände bestanden. Die meisten kannte er ohnehin, was mich freute, weil es der Beweis war, daß ich die Farben nicht unsachgemäß angewendet habe. Die er nicht kannte, nannte ich ihm. Ich wußte sie fast alle ganz genau anzugeben.
Er verwunderte sich wieder und immer aufs neue, und suchte sich die Gegenstände recht lebhaft vorzustellen.
Die Mutter und Schwester fragten mich, ob ich recht lange zu dieser Arbeit gebraucht hätte, und ob ich nicht dabei beklommen gewesen wäre.
Ich antwortete, daß ich des Zweckes willen sehr fleißig gewesen sei, daß es anfänglich langsam gegangen sei, daß ich aber nach und nach Übung erlangt hätte, und daß ich dann weit schneller vorwärts gekommen sei, als ich selber geahnt habe. Und was die Beklemmung anbelangt, so hätte ich sie freilich im Anfange gehabt; aber da die Dinge einmal auf mich gewirkt hätten, da ich in Eifer geraten wäre, da sich hie und da ein Gelingen eingestellt hätte, namentlich da mir durch die Entschiedenheit der Erscheinung mancher Holzgattung die Farbe gleichsam von selber in die Hand gegeben worden wäre; so hätte sich bald die Unbefangenheit eingefunden und nach und nach sich die Lust hinzu gesellt.
Nach diesen Worten zeigte mir der Vater auch manchen Fehler, den ich in den Arbeiten gemacht hätte, und setzte mir auseinander, wie ich selbe, falls ich wieder ähnliche Dinge entwerfen sollte, vermeiden könnte. Da er Gemälde hatte, da er sich seit Jahren mit denselben beschäftigt hatte, so durfte ihm wohl ein Urteil in dieser Hinsicht zugewachsen sein, und ich erkannte das, was er sagte, als vollkommen richtig an, und glaubte mich aber auch befähigt zu fühlen, es in Zukunft besser zu machen.
Nach den Fehlern ging der Vater auch auf die Vorzüge der Arbeit über und sagte, daß er nach den Zeichnungen von Köpfen, die ich vor einiger Zeit gemacht hätte, zu schließen, von mir nicht erwartet hätte, daß ich etwas so Sachgemäßes in Ölfarben würde ausführen können.
Dieser Sonntagsnachmittag war eine sehr liebe, angenehme Zeit.
Die Freundlichkeit der Schwester, die sie besonders an diesem Nachmittage an den Tag legte, war mir ein schönerer Lohn, als wenn ein Kenner gesagt hätte, daß meine Blätter ausgezeichnet seien, das Lob der Mutter, daß ich auf den Vater und das väterliche Haus gedacht habe und aus Liebe zu beiden, um Freude zu bereiten, eine beschwerliche Arbeit unternommen habe, erregte mir die angenehmsten Gefühle, und da auch der Vater mit einigen gewählten Worten seinen Dank aussprach und sagte, daß er dieses Zartgefühl nicht vergessen werde, konnte ich nur mit großer Gewalt die Tränen bemeistern.
Ich gab ihm alle Blätter als Eigentum, und er reihte sie seiner Sammlung von Merkwürdigkeiten ein.
Am nächsten Tage packte ich die Zithern aus, legte beide der Schwester vor, und ließ ihr die Wahl, ob sie die meinige oder die neuangekaufte als für sie gehörig annehmen wolle. Sie wählte die neue und freute sich darüber sehr. Ich zeigte ihr auch die Stücke, welche ich mir nach dem Spiele meines Gebirgslehrmeisters geschrieben hatte, und ließ sie ihr in ihrem Zimmer, daß sie sie abschreiben lassen könne, und daß sie ihre Übungen darnach begönne. Ich versprach ihr, in diesem Winter ihr Lehrer in dieser Kunst zu sein.
Nach einiger Zeit brachte ich auch meine Malereien von Gebirgslandschaften zum Vorscheine. Ich hatte bis dahin immer nicht den Mut dazu gehabt; aber endlich machte mir mein Gewissen zu bittere Vorwürfe, daß ich gegen meine Angehörigen Heimlichkeiten habe. Ich zeigte meinem Vater die Blätter auch an einem Sonntagsnachmittage. Ich blickte ihm erstaunt in das Angesicht, als er dieselben gesehen hatte und das nämliche sagte, was mein Gastfreund im Rosenhause und was Eustach gesagt hatten. Bei
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