Werke
Wiederbedarf, ließ ein Stück meines Herzens bei den Freunden und trug das andere über die Alpen in die Heimat zurück.
Ich ging nicht in das Steinschloß, obwohl es in meiner Richtung lag, sondern zu meinem Vater in die weiße Sentze.
Er begrüßte mich sehr liebevoll und sprach in der ersten Zeit gar nicht über die Vergangenheit.
Ich fand ihn in voller Arbeit. Er vergrößerte den Garten, er verbesserte das Waldland und die entfernten Meierhöfe, er unterstützte die Bewohner der Gegend, suchte gute Volksbücher zu verbreiten und ordnete und bereinigte das Schloß. Dem allen gegenüber war es mir ein unangenehmer Anblick, daß die rote Sentze so verfiel.
Als ich mich eingerichtet hatte und meinem Vater in manchem beistand, sagte er einmal: »Wir müssen doch über das Geschehene reden. Wie wir beschlossen haben, hast du die Sache ausgeführt. Ich danke zuerst Gott, daß er dich wohlbehalten zurück gebracht hat, dann danke ich ihm, daß wir an der Tat haben mitwirken können. Die an festem Besitze und an Ausbildung hervorragen, müssen Säulen des rechtlichen Bestandes sein, je nach den Kräften, einige weniger, andere mehr. Wir von Palsentze mehr. Wie wir schon an Macht bedeutender sind, und diese Macht auf Vereinbarungen, Ausgleichungen und Zusagen ruht, so haben wir die Gewähr des Palsentzekusses, die die Heiligkeit des gegebenen Wortes noch mehr erhärtet. Und in dem gegebenen Worte und dem daraus entsprungenen Rechte liegt die Möglichkeit menschlichen Besitzes und menschlicher Reiche. Wenn ein Reich nehmen dürfte, was ihm gut ist, dürfte es jeder, und keiner wüßte, ob das Kleinste sein ist, und wir wären im Tierstande. Verbessert soll immer werden, aber in Vereinbarung aller, wo zu verbessern ist. So wirst du auch einmal im Rate wirken, wenn du berufen werden wirst.«
»Ich werde es tun,« antwortete ich, »wenn ich die Gaben habe.«
»Und das übrige, was wir in unserem Stamme gewünscht haben,« sprach er weiter, »lassen wir ruhen. Du wirst anders glücklich sein, wie ich mit deiner Mutter glücklich gewesen bin, wenn ich auch nicht ursprünglich mein Augenmerk auf sie gerichtet hatte. Wenn du gewählt haben wirst, wirst du mir es sagen. Oder hast du gewählt?«
»Ich habe nicht gewählt, mein Vater,« antwortete ich, »und werde wohl in kurzer Zeit auch noch nicht wählen.«
»Wie du das für gut hältst, mein Sohn,« sagte er, »obwohl ich gerne vor dem Schließen meiner Augen noch das Fortblühen unseres Geschlechtes gesehen hätte und mir auch die Liebe einer kleinen Nachkommenschaft wohl getan hätte.«
»Du blühest ja selber noch, Vater,« sagte ich, »und wirst blühen, wenn das eingetreten ist, was du jetzt wünschest.«
»Das steht in Gottes Hand,« erwiderte er, »es kann sein, daß es so ist, es kann sein, daß es auch nicht so ist. Erwarten wir, was er sendet. Und zum letzten, mein Sohn, daß ich auch davon rede – da es zwischen Hiltiburg und dir so geworden ist, wie es ist, so wird es notwendig sein, daß ihr euch, damit nicht Haß und Feindschaft entstehe, den Friedenskuß unseres Stammes gebet. Hiltiburg wird dann ihr Wort halten.«
»Ich gebe gerne dieses Pfand,« sagte ich, »und werde unverbrüchlich darnach handeln.«
»Ich weiß es, und so wäre das abgetan,« entgegnete er, »dein Besuch bei Walchon ist durch deinen Feldzug auch sehr hinaus geschoben worden.«
»Er wird mir nicht zürnen«, antwortete ich.
»Er ist mit allem einverstanden, was geschehen ist«, sagte der Vater.
Und so endete dieses Gespräch.
Einige Zeit darnach trat ich die Reise zu dem Vetter Walchon an.
Ich fuhr in einem Wagen bis an den bairischen Wald. Dort nahm ich einen Führer, der mein Ränzlein trug, und ging auf einem Pfade über die Wasserscheide. Jenseits derselben schickte ich in dem Orte Sonnberg den Führer zurück, ließ mein Ränzlein da, und sagte, daß es geholt werden würde. Ich wollte allein zu dem Vetter kommen. Ich ging aus der Vertiefung gegen die Höhen empor und gelangte endlich in ein Gehege, auf dem ein Trümmerwerk von grauen Granitsteinen begann, zwischen denen hie und da eine Krüppelföhre stand, bis zuletzt ungeheure, häusergroße Granitblöcke lagen und sich rückwärts zu einem Giebel emportürmten, hinter dem erst wieder der Wald hinan stieg. In ihm standen die schönen Bäume, die gerne auf einem solchen Boden gedeihen: Tannen, Fichten, Föhren, Buchen, Ahorne, Birken. Mitten in dem Steingetrümmer stand ein Haus. Es war aus Holz gezimmert und hatte
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