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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Wohnungen, Geräten und Kleidern, obwohl er gegen dem, was jetzt ist, bescheiden genannt werden konnte. Aber alle übertraf in diesen Dingen die Muhme Hiltiburg. Was ich bei der Base Laran, oder bei anderen Menschen, oder auf den Straßen und Plätzen der Stadt, oder an öffentlichen Orten, oder bei Festen, oder bei feierlichen Aufzügen, oder sonstigen Angelegenheiten sah, blieb weit hinter dem zurück, was ich an der Muhme Hiltiburg erblickte. Wie schon bei dem Tanzfeste der Base Laran ihr Kleid, wenn es auch nur von schwarzer Seide war, doch alle anderen an Schwere, Pracht und Fülle übertraf, und wie ihr Diamant der schönste war, so überglänzte sie fortan alles durch ihre äußere Erscheinung. Die Stoffe ihrer Kleider waren stets sehr kostbar, und der Schnitt und die Anordnung derselben war in der hervorragendsten Weise des eben herrschenden Gebrauches. An Gold und Edelsteinen hatte sie einen großen Wechsel. Sie zog fast jeden Tag ein anderes Kleid an, und an einem Tage wechselte sie oft mehrmals. Wenn sie ausging, oder in dem Wagen der Base Laran fahr, was ihr diese gerne gestattete, so blieben die Leute stehen und sahen ihr nach. In ihren Zimmern waren die Wände des einen mit roter, die des anderen mit blauer Seide überzogen. Die Geräte waren von schwarzem Samt. Es war auch eine Harfe da, ich habe sie aber nie darauf spielen gehört. In einem Kasten hatte sie hinter Vorhängen Bücher, von denen man sagte, daß sie in ihnen lese, sie zeigte aber nie eines. Die Base Laran ließ ihr ihren Willen. Viele junge Männer brachten ihrtiefe Aufmerksamkeiten dar, und suchten ihre Neigung zu gewinnen; aber ihr Blick war stets ruhig, ja fast kalt.
    Ich sprach zu verschiedenen Zeiten gegen die Hoffart und ihre Folgen.
    Eines Tages aber redete ich geradezu über diese Dinge mit Hiltiburg, und tadelte ihre Lebensweise.
    Sie antwortete: »Vetter, ich handle nach meinem Willen, wie ihr alle tut. Mein Vater ist in fremden Ländern gewesen, ich bald an diesem, bald an jenem Orte, bis ich zu den jetzigen guten Leuten kam. Du hast mich in meiner Kindheit gesehen, und dann nicht mehr. Und die sich zu ihrem Vergnügen an mich drängen, mögen daran ihr Vergnügen haben.«
    Ich sagte von nun an nichts mehr; aber ich konnte mein Gefühl nicht unterdrücken, es kam etwas wie Verachtung gegen Hiltiburg in meine Seele.
    Ich wäre gerne von Wien fortgereist; aber des Vaters willen blieb ich da.
    Von der Base Laran wurde ich recht liebreich behandelt. Die einsame, alternde Frau war mir wie eine Mutter. Mathilt, um die sich der junge Herr von Helden bewarb, für den sie sich aber noch nicht entschieden zu haben schien, war freundlich und traulich gegen mich, und Ada sah mich mit den großen, unschuldigen blauen Augen oft recht fromm an. Auch an Hiltiburg bemerkte ich, daß sie zuweilen nach mir sah, aber in ihren Augen leuchtete etwas wie Haß.
    Ich schrieb endlich meinem Vater die Lage der Dinge, und er antwortete, daß er mich in meinen Handlungen nicht beirren wolle.
    Ich blieb auch noch den folgenden Winter in Wien.
    Da kamen im Monate März die Unruhen, die damals durch halb Europa gingen.
    Die Base Laran beschloß, die Stadt zu verlassen und mit ihren Töchtern und mit Hiltiburg in ihr Gut am Steine zu gehen.
    Sie lud mich ein, sie dort zu besuchen.
    Ich antwortete: »Ich muß in den Begebenheiten, die da kommen werden, handeln, gedenke aber doch eine Zeit zu finden, einen Besuch in dem Steinschlosse zu machen.«
    Die Base zog mit den Ihrigen bald fort.
    Ich ging nach einiger Zeit zu meinem Vater in die weiße Sentze, in die er zurückgekehrt war.
    Dann wollte ich auf kurze Zeit mein Wort lösen, lind ging in das Schloß am Steine.
    Die Base hatte sich in dem alten, weitläufigen Gebäude eingerichtet. Ich fand einen Verwalter mit Amtsleuten da, und einen Forstmeister mit Forstgehilfen. Diese Männer besorgten die Angelegenheiten des Gutes. Sie gingen auch sonst in allem, was die Zeitläufe fordern möchten, der Base mit Rat und Tat an die Hand. Der Verwalter hatte eine sehr angenehme, wohlgebildete Frau und zwei Töchter von großer Schönheit. Die Gattin des Forstmeisters war von einnehmendem Wesen, und ihre Tochter fast so schön wie die Töchter des Verwalters. Diese Leute versammelten sich fast alle Abende mit der Base und den Ihrigen in dem Saale des Schlosses. Da waren denn nun die Ereignisse der Zeit beinahe immer der ausschließliche Gegenstand der Gespräche. Man verhandelte eifrig hin und wider.
    Eines Tages, da man

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