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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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hinein, und unser Wagen hielt im Hofe. Ich hatte schon, da wir den Hügel hinan fahren und uns dem Schlosse näherten, einen Blick auf dessen vorderste Mauer geworfen, an der jetzt die bloßen Steine ohne Tünche sichtbar waren, und hatte mein Urteil schnell gefaßt. Mir gefiel die neue Gestalt um außerordentliches besser als die frühere, an welche ich jetzt kaum zurück denken mochte. Meine Begleiter äußerten sich während des Hinzufahrens nicht, ich sagte natürlich auch nichts. Im Hofe näherten sich Diener, welche unser Gepäcke in Empfang nehmen und Wagen und Pferde unterbringen sollten. Der Hausverwalter führte uns die große Treppe hinan und geleitete uns in das Gesellschaftszimmer. Dasselbe war eines von jenen Zimmern, die in einer Reihe fortlaufen und mit den neuen, im Asperhofe verfertigten Geräten versehen sind. Die Türen aller dieser Zimmer standen offen. Mathilde saß an einem Tische und eine ältliche Frau neben ihr. Mehrere andere Frauen und Mädchen so wie ältere und jüngere Männer saßen an verschiedenen Stellen umher. Auf dem unscheinbarsten Platze saß Natalie. Mathilde so wie Natalie waren gekleidet, wie die Frauen und Mädchen von den besseren Ständen gekleidet zu sein pflegten; aber ich konnte doch nicht umhin, zu bemerken, daß ihre Kleider weit einfacher gemacht und verziert waren als die der anderen Frauen, daß sie aber viel besser zusammen stimmten und ein edleres Gepräge trugen, als man dies sonst findet. Mir war, als sähe ich den Geist meines Gastfreundes daraus hervorblicken, und wenn ich an höhere Kreise unserer Stadt, zu denen ich Zutritt hatte,dachte, so schien es mir auch, daß gerade dieser Anzug derjenige vornehme sei, nach welchem die andern strebten. Mathilde stand auf und verbeugte sich freundlich gegen uns. Das taten die andern auch, und wir taten es gegen Mathilde und gegen die andern. Hierauf setzte man sich wieder, und der Hausverwalter und zwei Diener sorgten, daß wir Sitze bekamen. Ich setzte mich an eine Stelle, welche sehr wenig auffällig war. Die Sitte des gegenseitigen Vorstellens der Personen, wie sie fast überall vorkömmt, scheint in dem Rosenhause und in dem Sternenhofe nicht strenge gebräuchlich zu sein; denn ich wußte schon mehrere Fälle, in denen es unterblieben war; besonders wenn sich mehrere Menschen zusammen gefunden hatten. Bei der gegenwärtigen Gelegenheit unterblieb es auch. Man überließ es eher den Bemühungen des Einzelnen, sich die Kenntnis über eine Person zu verschaffen, an der ihm gelegen war, oder man überließ es eher dem Zufalle, mit einander bekannt zu werden, als daß man bei jedem neuen Ankömmlinge das Verzeichnis der Anwesenden gegen ihn wiederholt hätte. Zudem schienen sich hier die meisten Personen zu kennen. Mich wollte man wahrscheinlich aus dem Spiele lassen, weil ich nie, wenn fremde Menschen in den Asperhof gekommen waren, gefragt hatte, wer sie seien. Gustav benahm sich hier auch beinahe wie ein Fremder. Nachdem er sich gegen seine Mutter sehrartig verbeugt, in die allgemeine Verbeugung gegen die andern eingestimmt und Natalien zugelächelt hatte, setzte er sich bescheiden auf einen abgelegenen Platz und hörte aufmerksam zu. Mein Gastfreund und Eustach so wie auch Roland waren in den gebräuchlichen Besuchkleidern, ich ebenfalls. Mir kamen diese Männer in ihren schwarzen Kleidern fremder und fast geringer vor als in ihrem gewöhnlichen Hausanzuge. Mein Gastfreund war bald mit verschiedenen Anwesenden im Gespräche. Allgemein wurde von allgemeinen und gewöhnlichen Dingen geredet, und das Gespräch ging bald zwischen einzelnen, bald zwischen mehreren Personen hin und wider. Ich sprach wenig, und fast ausschließlich nur, wenn ich angeredet und gefragt wurde. Ich sah auf die Versammlung vor mir oder auf manchen Einzelnen oder auf Natalien. Roland rückte einmal seinen Stuhl zu mir und knüpfte ein Gespräch über Dinge an, die uns beiden nahe lagen. Wahrscheinlich tat er es, weil er sich eben so vereinsamt unter den Menschen empfand wie ich.
    Nachdem man den Nachmittagstee, bei dem man eigentlich versammelt war, verzehrt und sich schon zum größten Teile erhoben hatte und in Gruppen zusammen getreten war, wurde der Vorschlag gemacht, sich in den Garten zu begeben und dort einen Spaziergang zu machen. Der Vorschlag fand Beifall. Mathilde erhob sich, und mit ihr die älteren Frauen. Die jüngeren waren ohnehin schon gestanden. Ein schöner alter Herr, wahrscheinlich der Gatte der ältlichen Frau, welche neben

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