Werke
denen man in der neueren Zeit eine lichte Farbe gegeben hatte, eine Tünche, wie man sie gerade jetzt von dem Sternenhofe wieder weg haben will, nicht angenehm empfunden, wie sie sich so scharf von dem Grün der nahen Bäume und dem Blau der fernen Berge und des Himmels abhoben, welchen letzteren sie beinahe finster machten.
»Der kleinere Mann mit den weißen Haaren, der in der Nähe des mittleren Fensters gesessen und öfter aufgestanden war,« fuhr Roland fort, »ist der Besitzer von Haßberg. Sein Vater hatte die Besitzung erst gekauft und sie ursprünglich für einen jüngeren Sohn bestimmt, da der ältere das Stammgut Weißbach erben sollte; allein der jüngere Sohn und der Vater starben, und so hatte der ältere Weißbach und Haßberg. Er übergab nach einiger Zeit seinem Sohne das Stammgut und zog sich nach Haßberg zurück. Er ist einer jener Männer, die immer erfinden und bauen müssen. In Weißbach hat er schon mehrere Bauten aufgeführt. In Haßberg richtete er eine Musterwirtschaft ein, er verbesserte die Felder und Wiesen und friedigte sie mit schönen Hecken ein, er errichtete einen auserlesenen Viehstand, und führte in geschützten Lagen den Hopfenbau ein, der sich unter seine Nachbarn verbreitete und eine Quelle des Wohlstandes eröffnete. Er dämmte dem Ritflusse Wiesen ab, er mauerte die Ufer des Mühlbaches heraus, er baute eine Flachsröstanstalt, baute neue Ställe, Scheuern, Trockenhäuser, Brücken, Stege, Gartenhäuser, und ändert im Innern des Schlosses beständig um. Er ist im Laufe des ganzen Tages mit Nachschauen und Anordnen beschäftigt, zeichnet und entwirft in der Nacht, und wenn irgendwo im Lande über Führung einer Straße oder Anlegung eines Bewirtschaftungsplanes oder Errichtung eines Gebäudes Rat gepflogen wird, so wird er gerufen, und er macht bereitwillig die Reisen auf seine eigenen Kosten. Selbst bei der Regierung des Landes ist sein Wort nicht ohne Bedeutung. Die Frau mit dem aschgrauen Kleide ist seine Gattin, und die zwei Mädchen, welche vor kurzem mit Natalie gegen die Eichen zugingen, sind seine Töchter. Frau und Töchter reden ihm zu, er solle sich mehr Ruhe gönnen, da er schon alt wird, er sagt immer: ›Das ist das Letzte, was ich baue‹; allein ich glaube, den letzten Plan zu einem Baue wird er auf seinemTotenbette machen. Unser Freund hält in diesen Dingen große Stücke auf ihn.«
Da wir um die Ecke eines Gebüsches bogen und gegen die Eichen, welche an der Eppichwand stehen, zugingen, sahen wir wieder eine Menschengruppe vor uns. Roland, der einmal im Zuge war, sagte: »Der Mann in dem feinen schwarzen Anzuge, vor dem seine Gattin in dem nelkenbraunen Seidenkleide geht, ist der Freiherr von Wachten, dessen Sohn hier ebenfalls zugegen ist, ein Mann von mittelgroßer Gestalt, der im Gesellschaftszimmer so lange am Eckfenster gestanden war, ein junger Mann von vielen angenehmen Eigenschaften, der aber zu oft in den Sternenhof kömmt, als daß es sich durch bloßen Zufall erklären ließe. Der Freiherr verwaltet seine Besitzungen gut, er hat keine besondere Vorliebe, hält alles und jedes in der ihm zugehörigen Ordnung, und wird immer reicher. Da er nur den einzigen Sohn und keine Tochter hat, so wird die künftige Gattin seines Sohnes eine sehr ansehnliche und sehr reiche Frau. Die Familie lebt im Winter häufig in der Stadt. Die Güter liegen etwas zerstreut. Thondorf mit den schönen Wiesen und dem großen Waldgarten müßt Ihr ja kennen.«
»Ich kenne es«, antwortete ich.
»Auf dem Randek hat er ein zerfallendes Schloß,« fuhr Roland fort, »in welchem wunderschöne Türen sind, die aus dem sechzehnten Jahrhunderte stammen dürften. Der Verwalter rät ihm, die Türen nicht herzugeben, und so zerfallen sie nach und nach. Sie sind in unsern Zeichnungsbüchern enthalten, und würden Gemächer, im Stile jener Zeit gebaut und eingerichtet, sehr zieren. Sogar zu Tischen oder anderen Dingen, falls man sie als Türen nicht verwenden könnte, würden sie sehr brauchbar sein. Ich habe auch in der sehr zerfallenen Kapelle von Randek außerordentlich schöne Tragsteine gezeichnet. Meistens wohnt der Freiherr im Sommer in Wahlstein schon ziemlich tief in den Bergen, wo die Elm hervorströmt.«
»Ich kenne den Sitz,« antwortete ich, »und kenne auch die Familie im allgemeinen.«
»Der Mann mit den schneeweißen Haaren«, sprach Roland weiter, »heißt Sandung, er veredelt die Schafzucht, und der eine von den zwei neben ihm gehenden Männern ist der Besitzer
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