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Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Noch blieb alles ruhig. Auch von seinen Eltern war nichts zu hören. Auf ihr Verhalten war er ebenfalls gespannt. Seine Mutter hatte nur den Kopf geschüttelte, doch sein Vater hatte ihm die Geschichte geglaubt, die sich hoffentlich in dieser Nacht wiederholte.
    Einige Male hatte Archie den Anderen schon gesehen. Er hatte auch versucht, ihn in sein Zimmer zu locken. Vergeblich. Der Fremde war erschienen, hatte in das Zimmer geschaut und war dann schnell wieder verschwunden. Dabei hatte er sich immer bewegt wie ein Tier.
    So war Archie auf die Idee gekommen, es möglicherweise nicht mit einem normalen Menschen zu tun zu haben. Welcher Mensch bewegte sich schon auf Händen und Füßen?
    In seinem Zimmer war es warm. Der Junge überlegte, ob er das Fenster öffnen sollte. Noch schreckte er davor zurück. Wenn er das Fenster weit öffnete, kam dies einer Einladung gleich, und er wusste nicht, ob er den Fremden wirklich in seinem Zimmer haben wollte. Deshalb ließ er das Fenster geschlossen.
    Er schwitzte. Es war so warm. Aber es lag auch an ihm selbst. Im Innern spürte er die Aufgeregtheit. Es konnte durchaus sein, dass sich in dieser Nacht einiges entscheiden würde. Er hatte auch ein wenig Angst davor.
    Archie trat wieder ans Fenster. Auf seinem Bett sitzend hatte er es nicht ausgehalten.
    Ihn störte die Kerzenleuchte auf dem Fernseher, denn sie malte sich in der Scheibe ab. Eigentlich fürchtete sich Archie vor der Dunkelheit, deshalb hatte er die eine Lampe auch brennen lassen. Er wusste nie, was in der Nacht vor sich ging, und glaubte daran, dass die Geister der Dunkelheit hervorkamen und sich klammheimlich in die Zimmer der Kinder stahlen, um ihre Seelen zu vergiften. Das jedenfalls hatte er mal gelesen, und seit dieser Zeit fürchtete er sich vor dem Dunkel.
    Auch jetzt war ihm nicht wohl, als er sich vor die Scheibe stellte und nach draußen schaute.
    Der Garten des Hauses war nicht besonders groß, lang, aber nicht sehr breit. Am Ende wuchs die Hecke. In der gab es ein kleines Tor, und dahinter verlief eine Straße, die sehr bald in das freie Feld hineinführte und nach einer Linkskurve am Waldrand entlang, wo sie irgendwann auf die Hauptstraße traf.
    Archie May dachte an den Wald. Der war natürlich ein ideales Versteck für das Wesen, das ihn jetzt schon des Öfteren besucht hatte. Archie selbst traute sich nicht hinein. Auch tagsüber fürchtete er sich vor dem dunklen Fleck. Zudem hatte ihm seine Mutter verboten, den Wald zu betreten, und daran hielt Archie sich gerne.
    Wieder überlegte er, ob er das Fenster öffnen sollte. Im Prinzip war das eine gute Idee, aber er wollte diese nicht so recht umsetzen. Wenn der Andere kam, konnte er das als Einladung betrachten, und im Zimmer wollte Archie das Wesen nicht haben.
    Es war kein Hund. Es war eigentlich ein Mensch, aber trotzdem wollte er es nicht als einen Menschen ansehen. Das Aussehen dieser Gestalt bereitete ihm wirklich Probleme. Er hatte mit seinem Vater darüber gesprochen und war nicht ausgelacht worden, was er schon mal gut fand. Sein Daddy hatte zugehört und ihm versprochen, etwas zu unternehmen. Diese Antwort ließ darauf schließen, dass er ihm glaubte. Und wenn sein Daddy etwas unternahm, musste Archie eigentlich keine Angst haben. Auch nicht vor dem Öffnen des Fensters.
    Diese Logik gefiel ihm. Also zog er das Fenster im Vertrauen auf die Hilfe seines Vaters auf.
    Es ärgerte ihn, dass er dabei zitterte. Er konnte nicht über den eigenen Schatten springen. Die Fensterbank war von normaler Höhe, und für einen Zehnjährigen war Archie recht groß. Darum bereitete es ihm keinerlei Probleme, nach draußen zu schauen. Er freute sich darüber, dass es so kühl war. Der Wind wehte ihm den Geruch des Gartens ins Gesicht. Die Lippen des Jungen verzogen sich zu einem Lächeln, und seine Augen bekamen einen gewissen Glanz, als hätte sich dort das schwache Licht der am Himmel funkelnden Sterne eingefangen.
    Er musste warten.
    Ungefähr eine Minute verging, erst dann bewegte sich Archie wieder. Er verlagerte sein Gewicht vom linken auf das rechte Bein und schaute weiter in die Schattenwelt.
    Normalerweise schlief er um diese Zeit, aber es waren Ferien. Da tickten die Uhren eben anders. Seine Eltern hatten ihm erlaubt, noch zu lesen, aber kein Zeitlimit gesetzt.
    Würde er kommen?
    Das war und blieb auch weiterhin für ihn die große Frage. Er wusste immer noch nicht, ob er sich den Besuch wirklich wünschen sollte. Doch er wollte Klarheit haben, und er

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