Werke
Warengewölbe dem großen Tore des Erzdomes gegenüber ist, hat mir von Euch erzählt. Wenn Ihr es für gut findet, den Knaben auch in irgend etwas zu unterrichten, so ist es Eurem Ermessen überlassen, wie und wie weit Ihr es tut.‹
Ich konnte auf diese Worte nichts antworten; ich war sehr errötet.
›Mathilde‹, sagte die Frau, ›begrüße auch diesen Herrn, er wird jetzt bei uns wohnen.‹
Das Mädchen, welches immer bei seinem aufgeschlagenen Buche sitzen geblieben war, stand jetzt auf und näherte sich mir. Ich erstaunte, daß das Mädchen schon so groß sei, ich hatte es mir kleiner gedacht. Es war auf einem etwas niederen Stuhle gesessen. Da es in meine Nähe gekommen war, stand ich auf, wir verneigten uns gegen einander, Mathilde ging wieder zu ihrem Sitze, und ich nahm auch den meinigen wieder ein. Die Frau hatte wohl diese Begrüßung eingeleitet, um mein Erröten vorüber gehen zu machen. Es war auch zum großen Teile vorüber gegangen. Sie hatte eine Antwort auf ihre an mich gerichtete Rede auch wahrscheinlich nicht erwartet. Sie fragte mich jetzt um mehrere gleichgültige Dinge, die ich beantwortete. In meine näheren Verhältnisse oder etwa gar in die in meiner Familie ging sie nicht ein. Nachdem die Unterredung eine Weile gedauert hatte, verabschiedete sie mich, sagte, ich möchte von der Reise etwas ausruhen, bei dem Abendessen würden wir uns wieder sehen. Der Knabe hatte während der ganzen Zeit meine Hand gehalten, war neben mir stehen geblieben, und hatte öfter zu meinem Angesichte heraufgeschaut. Ich löste jetzt meine Hand aus der seinen, grüßte ihn noch, verneigte mich vor der Mutter, und verließ das Zimmer.
Als ich in meiner Wohnung angekommen war, setzte ich mich auf einen der schönen Stühle nieder. Jetzt wußte ich, weshalb man mir so gute Bedingungen gestellt hatte, und wie schwer meine Aufgabe war. Ich zagte. Das Benehmen der Frau hatte mir sehr gefallen, darum zagte ich noch mehr. Als ich eine Zeit auf meinem Stuhle gesessen war, erhob ich mich wieder, und es fiel mir ein, daß ich ja dem Herrn des Hauses auch einen Besuch zu machen habe. Ich klingelte, und verlangte von dem eintretenden Diener, daß er mich zu dem Herrn führe. Der Diener antwortete, der Herr sei in den Wald gegangen und werde erst abends zurückkehren. Er hatte den Befehl hinterlassen, daß man mir sage, ich möge nur meine Reisesachen auspacken, möge ausruhen, und möge mir seinethalben keine Pflichten auflegen, morgen könne das Weitere besprochen werden. Ich legte daher die Kleider, welche ich zu dem Besuche bei der Frau genommen hatte, wieder ab, zog mich anders an, und brachte meine Sachen nun in meiner Wohnung in Ordnung. Bei dieser Beschäftigung ging mir nach und nach der ganze Rest des noch übrigen Tages dahin. Als ich fertig war, dämmerte es bereits. Nachdem ich mich gereinigt und zum Abendessen angekleidet hatte, sagte mir mein Diener, daß sich der Herr, der schon nach Hause zurückgekehrt sei, zum Besuche bei mir melde. Ich sagte zu, der Herr kam und fragte, ob man in meiner Wohnung alles nach Gebühr vorbereitet habe, und ob ich nichts vermisse. Ich antwortete, daß alles meine Erwartung übertreffe und daher ein weiteresBegehren die größte Unbescheidenheit wäre. Er sagte, daß er nun wünsche, daß mein Eintritt in sein Haus gesegnet sei, daß mein Aufenthalt darin erfreulich sein möge, und daß ich es einst nicht mit Reue und Schmerz verlasse. Hierauf lud er mich zum Abendessen ein. Wir gingen in ein sehr heiteres Speisezimmer, in welchem ein einfaches Abendmahl unter einfachen Gesprächen eingenommen wurde. Bei demselben war der Herr, die Frau, die zwei Kinder und ich gegenwärtig.
Am nächsten Vormittage ließ ich anfragen, ob ich den Herrn besuchen dürfe. Ich wurde dazu eingeladen, und mein Diener führte mich zu ihm. Ich war in denselben Besuchkleidern wie gestern bei der Frau. Der Herr saß bei Papieren und Schriften, er erhob sich bei meinem Eintritte, ging mir entgegen, grüßte mich auf das ausgezeichnetste und führte mich zu einem Tische. Er war schon völlig und sehr fein angekleidet. Als wir uns niedergelassen hatten, sagte er: ›Seid mir noch einmal in meinem Hause willkommen. Ihr seid uns so empfohlen worden, daß wir uns glücklich schätzen, daß Ihr zu uns gekommen seid, daß Ihr eine Zeit bei uns wohnen wollt, und daß Ihr erlaubt, daß mein lieber Knabe, dem ich eine glückselige Zukunft wünsche, Eure Gesellschaft genieße. Ich glaube, Ihr werdet vielleicht in
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