Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
Vom Netzwerk:
liegt neben ihm. Legt mich neben beide, wenn ich werde gestorben sein. Jetzt geht.«
    Sie entfernten sich.
    An demselben Tage ließ die Herzogin Adelheid Witiko durch Bores zu sich führen. Bores führte ihn in eine große Kammer, in der verschiedene Dinge waren. Adelheid stand neben zwei Frauen. Als er eingetreten war, ging sie ihm entgegen, reichte ihm ihre weiße Hand, und sagte: »Schöner Jüngling, du hast eine gute Handlung vollbracht. Der Herzog hält sie für sehr hoch. Wir sind dir vielen Dank schuldig. Ich sage ihn dir in guten und in herzlichen Worten. Nimm diese Gewänder, nimm diese Waffen, nimm dieses Waffenhemd, und nimm dieses Kästchen mit Gold, du bist noch jung, du kannst es brauchen. Du darfst diese Dinge nehmen, die Gaben des Herzogs ehren ja sonst Hoch und Gering. Ich aber sage dir, bleibe so, wie du jetzt bist.«
    Witiko antwortete: »Hohe Frau! ich bin wohl unerfahren; aber ich werde mich bestreben zu lernen, was ein Mann bedarf. Diese Geschenke habe ich nicht verdient; ich nehme sie als eine Gnade von dem guten und armen Herzoge und von Euch, erlauchte Herzogin, und werde sie stets mit treuem Danke bewahren.«
    Die Herzogin berührte mit den Fingerspitzen ihrer rechten Hand seine Locken, machte ein Kreuz auf seine Stirne, und winkte ihm, sich zu entfernen.
    Er neigte sich, und tat es. Ein Mann, der mit Bores gekommen war, trug ihm die Geschenke in eine Kammer.
    Am andern Morgen reiste Maria die Markgräfin nach Österreich zurück. Sie mußte dahin, weil ihr Gatte die Burg auf dem Kahlenberge verlassen hatte, um wieder zu dem Kriege gegen Baiern zu rüsten, das ihm von seinem Halbbruder dem deutschen Könige Konrad an der Stelle des stolzen Heinrich zugewiesen worden war, und das er zu gewinnen suchte. Männer, welche schöne Eisenplatten unter ihren Pelzgewändern hatten, und Frauen in Winterkleidern begleiteten sie. Es waren österreichische Herren und Ritter, und Frauen Marias. Der junge Wladislaw und mehrere böhmische Herren schlossen sich dem Geleite an. Witiko sah aus dem Fenster seiner Kammer den Zug.
    Gegen den Mittag desselben Tages kam der Abt von Ostrow, und etwas später kamen mehrere böhmische Herren: der alte Diwis, Bozebor, der alte Lubomir, Wsebor, und Chotimir.
    Am Nachmittage kam der Bischof Silvester. Es war Otto der Propst von Prag bei ihm, Hugo der Propst von Wysehrad, der Abt von Kladrau, Daniel und einige Priester.
    Der Bischof ging in das Krankengemach.
    Als ihn der Herzog erblickte, sprach er: »Silvester, du Freund meiner jungen Tage, entbinde mich von meinen Sünden, wenn sie mir Gott verzeihen kann.«
    Der Bischof kniete vor dem Bette auf einen Schemel, und tat ein kurzes Gebet. Dann wurden die Vorbereitungen gemacht, und am Abende empfing der Herzog von dem Bischofe die letzten Tröstungen des Glaubens.
    Am andern Tage dem zwölften des Monates Hornung verlangte der Herzog, daß seine Angehörigen, dann die Herren und Priester, die in der Burg waren, und Witiko, zu ihm kommen. Als es geschehen war, winkte er seinen Sohn Wladislaw näher, und sprach: »Mein erstgeborner Sohn Wladislaw! du bist von dem deutschen Könige Konrad mit den Ländern Böhmen und Mähren belehnt, und von den Herren beider Länder auf dem Tage in Sadska anerkannt worden. Jetzt aber haben sie auf dem Wysehrad deinen Vetter Wladislaw den Sohn meines verstorbenen Bruders des Herzogs Wladislaw für meinen Tod zum Herzoge gewählt. Unterwirf dich ihm, und gehorche ihm, daß die Sünden nicht werden, welche in meiner Jugend gewesen sind. Nacerat wird gegen Wladislaw nicht siegen. Ihr habt meine Worte gehört, du Witiko bist noch jung, und wirst sie auf viele Jahre hin bewahren, und Adelheid wird sie meinen andern Kindern, wenn sie herangewachsen sind, verkündigen. Jetzt könnt ihr euch entfernen.«
    Die Männer gingen aus einander.
    Am dreizehnten Tage des Monates Hornung kamen noch mehrere Herren der Länder Böhmen und Mähren.
    Am vierzehnten Tage des Monates Hornung sprach der Herzog nicht mehr, er schaute durch das Fenster, welches nicht verhangen war, gegen Morgen, wohin noch viele Zweige seines Stammvolkes wohnten, und als die Nachmittagschatten in derselben Richtung zeigten, suchten seine Hände in der Wolle der Bärendecke, und strebten sich zu falten. Der Bischof gab ihnen ein silbernes Kreuz, das sie festhielten. Das Zimmer füllte sich immer mehr mit Menschen. Der Arzt wachte über den Herzog, die Priester sagten leise Gebete, und ehe das Licht des Tages schied, tat er mehrere

Weitere Kostenlose Bücher