Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
Vom Netzwerk:
er wußte es, und hat dich auch geliebt. Er hat anders von dir gedacht als deine Nächsten, und seine Gedanken sind auch die meinigen. Es ist gut, daß es so ist. Und wenn der Mensch auch auf das Irdische denken darf, nicht für sich, sondern für seine Kinder, so habe Dank für dein Anerbieten der Versorgung, und lasse es uns ablehnen; unsere Habe reicht für mich und meine kleineren Kinder hin, brauche deine Macht, daß kein Vornehmer deines Reiches sie schädige. Die Wahl meiner Wohnung lasse auf diese Burg fallen, ich begehre keine andere.«
    »Habe deinen Willen«, sagte Wladislaw, »so lange mir Gott die Macht läßt, werde ich dich schützen. Deine kleinen Kinder werde ich zur Erhöhung unseres Geschlechtes erziehen helfen, von den größeren ist Maria in den guten Händen Leopolds des Markgrafen von Österreich, und wird durch seine Schwester Gertrud mit mir und dem Lande noch mehr verbunden werden, und deinen Sohn Wladislaw werde ich aus Mähren nach Böhmen zu einer Ausstattung ziehen, wie sie einem aufgesproßten Reise des heiligen Stammes Premysls ziemt. Bleibe mit deinen Kindern in dieser Burg, so lange Frieden in dem Lande ist, und so lange du es wünschest, da du das Gedächtnis Sobeslaws hegst.«
    »Es wird immer das nämliche bleiben«, sagte Adelheid.
    »In diesem Hause kann dein Herz nicht genesen«, erwiderte Wladislaw.
    »Es ist mir hier am wohlesten«, sagte Adelheid.
    »So sei es«, entgegnete Wladislaw.
    »Lasse es sein«, sagte Adelheid, »und lasse mir das Vertrauen auf deine Worte.«
    »Ich nehme dieses Vertrauen als eine Freude auf meinen Weg«, antwortete Wladislaw.
    »Befiehl nun deinen Männern«, sagte Adelheid, »daß sie in die Burg kommen, damit man sie bewirte. Es werden noch Vorräte aus den Tagen Sobeslaws da sein. Bores wird sorgen.«
    »Ich werde meine Männer nicht in die Burg führen«, antwortete Wladislaw, »daß sie dich nicht stören. Wir haben unsere Erquickung auf Säumern mit, und können sie überall einnehmen. Bores bleibt dein Kastellan, nur in Dingen des Baues dieser Burg und ihrer Sicherheit muß er mir gehorchen.«
    »So bringt drei Becher Wein für die drei Männer, meine liebe Agnes«, sagte Adelheid.
    Eine der Frauen, die um Adelheid waren, entfernte sich, und brachte auf einem Tragbrette drei silberne Becher mit Wein. Adelheid nahm den schönsten der Becher, nippte von ihm, und reichte ihn Wladislaw. Dieser setzte ihn an die Lippen, und trank den Wein aus. Die zwei andern Becher wurden den Männern Welislaw und Odolen gereicht, und sie leerten dieselben ebenfalls.
    »Und nun hast du die Bewirtung in deinem Hause an uns vollbracht«, sagte Wladislaw, »und wir verabschieden uns. Erlaube daher, hohe Muhme.«
    Er näherte sich ihr, und küßte sie auf ihre Stirne.
    Dann stand er vor ihr, sie aber hob ihre Hände empor, legte sie auf sein Haupt, und gab ihm den Kuß auf die Stirne zurück.
    »Gott lasse alle deine Unternehmungen gedeihen«, sagte sie.
    »Möge dein Gebet nur bewirken, daß die besten an ihr Ziel kommen«, antwortete er.
    Dann nahm er sie noch einmal bei der Hand, und wendete sich zum Gehen. Sie ging an seiner Hand und seiner Seite bis zur Tür. Dann neigten sie sich, lösten die Hände, er ging zur Tür hinaus, sie in das Gemach zurück.
    Draußen schlug er mit den Seinigen wieder den Weg nach Prag ein.
    Als er nach Prag zurück gekommen war, sandte er Boten nach den Herren Jurik Bohuslaw und Zdeslaw.
    Als diese zu ihm gekommen waren, sagte er: »Bereitet euch, ihr drei Herren, und reitet in die Stadt Kiew, dort werdet ihr einen Mann aus dem Stamme unseres geheiligten Premysl finden. Es ist Otto der Sohn des schwarzen Otto des Sohnes des schönen Otto, der ein Bruder des Königs Wratislaw gewesen ist. Er ist nach der Schlacht bei Chlumec, in der sein Vater durch die Scharen Sobeslaws gefallen ist, entflohen und nicht mehr zurück gekommen. Sagt ihm: Wladislaw der Herzog der Länder Böhmen und Mähren läßt dir seinen Gruß entbieten, und läßt dir sagen: Das Herzogtum von Olmütz ist bei deinem Großvater Otto gewesen, es ist bei deinem Vater Otto gewesen, und wird bei dir dem dritten Otto sein. Folge uns, und gehe zu dem Herzoge Wladislaw, daß er dir das Land übergebe. Die Briefe, welche ihr dem Manne reichen sollet, werden verfertiget werden. Indessen wählt eure Begleiter, und richtet eure Dinge in Ordnung.«
    Die drei Männer versprachen es, und verließen das Gemach.
    Darauf sandte der Herzog Boten an die Herren Bogdan, Sezima und

Weitere Kostenlose Bücher