Werke
Fortschritten gegenüber der Unwissenheit unserer Voreltern reden zu hören. Das große Preisen von Dingen erinnert zu oft an Armut von Erfahrungen.«
Wir waren bei diesen Worten wieder in die Werkstube gekommen, und verabschiedeten uns von dem Meister. Ich reichte ihm die Hand, die er annahm, und schüttelte die seinige herzlich. Da wir aus dem Hause getreten waren und ich umschaute, sah ich durch das Fenster, wie er eben seine grüne Schürze herab nahm und wieder umband. Auch hörten wir das Hobeln und Sägen wieder, das bei unserem Besuche des Werkhauses ein wenig verstummt war. Wir betraten den Gebüschpfad, und kamen wieder in die Nähe des Wohnhauses.
»Ihr habt nun meine ganze Behausung gesehen«, sagte mein Gastfreund.
»Ich habe ja Küche und Keller und Gesindestuben nicht gesehen«, erwiderte ich.
»Ihr sollt sie sehen, wenn Ihr wollt«, sagte er.
Ich nahm mein mehr im Scherze gesprochenes Wort nicht zurück, und wir gingen wieder in das Haus.
Ich sah hier eine große gewölbte Küche, eine große Speisekammer, drei Stuben für Dienstleute, eine für eine Art Hausaufseher, dann die Waschstube, den Backofen, den Keller und die Obstkammer. Wie ich vermutet hatte war dies alles reinlich und zweckmäßig eingerichtet. Ich sah Mägde beschäftigt, und wir trafen auch den Hausaufseher in seinem Tagewerke begriffen. Das flache, feine Körbchen, aus welchem mein Beherberger die Vögel gefüttert hatte, lehnte in einer eigenen Mauernische neben der Tür, welche sein bestimmter Platz zu sein schien.
Wir gingen von diesen Räumen in das Gewächshaus. Es enthielt sehr viele Pflanzen, meistens solche, welche zur Zeit gebräuchlich waren. Auf den Gestellen standen Kamelien mit gut gepflegten grünen Blättern, Rhododendern, darunter, wie mir die Aufschrift sagte, gelbe, die ich nie gesehen hatte, Azaleen in sehr mannigfaltigen Arten, und besonders viele neuholländische Gewächse. Von Rosen war die Teerose in hervorragender Anzahl da, und ihre Blumen blühten eben. An das Gewächshaus stieß ein kleines Glashaus mit Ananas. Auf dem Sandwege vor beiden Häusern standen Zitronen- und Orangenbäume in Kübeln. Der alte Gärtner hatte noch weißere Haare als sein Herr. Er war ebenfalls ungewöhnlich gekleidet, nur konnte ich bei ihm das Ungewöhnliche nicht finden. Das fiel mir auf, daß er viel reines Weiß an sich hatte, welches im Vereine mit seiner weißen Schürze mich eher an einen Koch als an einen Gärtner erinnerte.
Daß die schmale Seite des Gewächshauses von außen mit Rosen bekleidet sei, wie die Südseite des Wohnhauses, fiel mir wieder auf, aber es berührte mich nicht unangenehm.
Die alte Gattin des Gärtners, die wir in der Wohnung desselben fanden, war eben so weißgekleidet wie ihr Mann. An die Gärtnerswohnung stießen die Kammern der Gehilfen.
»Jetzt habt Ihr alles gesehen,« sagte mein Gastfreund, da wir aus diesen Kammern traten, »außer den Gastzimmern, die ich Euch zeigen werde, wenn Ihr es verlangt, und der Wohnung meines Ziehsohnes, die wir aber jetzt nicht betreten können, weil wir ihn in seinem Lernen stören würden.«
»Wir wollen das auf eine spätere Stunde lassen, in der ich Euch daran erinnern werde,« sagte ich, »jetzt habe ich aber ein anderes Anliegen an Eure Güte, das mir näher am Herzen ist.«
»Und dieses nähere Anliegen?« fragte er.
»Daß Ihr mir endlich sagt,« antwortete ich, »wie Ihr zu einer so entschiedenen Gewißheit in Hinsicht des Wetters gekommen seid.«
»Der Wunsch ist ein sehr gerechter,« entgegnete er, »und um so gerechter, als Eure Meinung über das Gewitter der Grund gewesen ist, weshalb Ihr zu unserem Hause herauf gegangen seid, und als unser Streit über das Gewitter der Grund gewesen ist, daß Ihr länger da geblieben seid. Gehen wir aber gegen das Bienenhaus, und setzen wir uns auf eine Bank unter eine Linde. Ich werde Euch auf dem Wege und auf der Bank meine Sache erzählen.«
Wir schlugen einen breiten Sandpfad ein, der anfangs von größeren Obstbäumen und später von hohen, schattenden Linden begrenzt war. Zwischen den Stämmen standen Ruhebänke, auf dem Sande liefen pickende Vögel, und in den Zweigen wurde heute wieder das Singen vollbracht, welches ich gestern schon wahrgenommen hatte.
»Ihr habt die Sammlung von Werkzeugen der Naturlehre in meiner Wohnung gesehen,« fing mein Begleiter an, als wir auf dem Sandwege dahin gingen, »sie erklären schon einen Teil unserer Sache.«
»Ich habe sie gesehen,« antwortete ich,
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