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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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»besonders habe ich das Barometer, Thermometer, so wie einen Luftblau und Feuchtigkeitsmesser bemerkt; aber diese Dinge habe ich auch, und sie haben eher, da ich sie vor meiner Wanderung beobachtete, auf einen Niederschlag als auf sein Gegenteil gedeutet.«
    »Das Barometer ist gefallen«, erwiderte er, »und wies auf geringeren Luftdruck hin, mit welchem sehr oft der Eintritt von Regen verbunden ist.«
    »Wohl«, sagte ich.
    »Der Zeiger des Feuchtigkeitsmessers«, fuhr er fort, »rückte mehr gegen den Punkt der größten Feuchtigkeit.«
    »Ja, so ist es gewesen«, antwortete ich.
    »Aber der Elektrizitätsmesser«, sagte er, »verkündigte wenig Luftelektrizitat, daß also eine Entladung derselben, womit in unseren Gegenden gerne Regen verbunden ist, nicht erwartet werden konnte.«
    »Ich habe wohl auch die nämliche Beobachtung gemacht,« entgegnete ich, »aber die elektrische Spannung steht nicht so sehr im Zusammenhange mit Wetterveränderungen, und ist meistens nur ihre Folge. Zudem hat sich gestern gegen Abend Elektrizität genug entwickelt, und alle Anzeichen, von denen Ihr redet, verkündeten einen Niederschlag«
    »Ja, sie verkündeten ihn, und er ist erfolgt«, sagte mein Begleiter; »denn es bildeten sich aus den unsichtbaren Wasserdünsten sichtbare Wolken, die ja wohl sehr fein zerteiltes Wasser sind. Da ist der Niederschlag. Auf die geringe elektrische Spannung legte ich kein Gewicht; ich wußte, daß, wenn einmal Wolken entstünden, sich auch hinlängliche Elektrizität einstellen würde. Die Anzeichen, von denen wir geredet haben, beziehen sich aber nur auf den kleinen Raum, in dem man sich eben befindet, man muß auch einen weiteren betrachten, die Bläue der Luft und die Gestaltung der Wolken.«
    »Die Luft hatte schon gestern vormittags die tiefe und finstere Bläue,« erwiderte ich, »welche dem Regen vorangeht, und die Wolkenbildung begann bereits am Mittage, und schritt sehr rasch vorwärts.«
    »Bis hieher habt Ihr recht,« sagte mein Begleiter, »und die Natur hat Euch auch recht gegeben, indem sie eine ungewöhnliche Menge von Wolken erzeugte. Aber es gibt auch noch andere Merkmale, als die wir bisher besprochen haben, welche Euch entgangen sind. Ihr werdet wissen, daß Anzeichen bestehen, welche nur einer gewissen Gegend eigen sind und von den Eingebornen verstanden werden, denen sie von Geschlecht zu Geschlecht überliefert worden sind. Oft vermag die Wissenschaft recht wohl den Grund der langen Erfahrung anzugeben. Ihr wißt, daß in Gegenden ein kleines Wölklein an einer bestimmten Stelle des Himmels, der sonst rein ist, erscheinend und dort schweben bleibend ein sicherer Gewitteranzeiger für diese Gegend ist, daß ein trüberer Ton an einer gewissen Stelle des Himmels, ein Windstoß aus einer gewissen Gegend her Vorboten eines Landregens sind, und daß der Regen immer kömmt. Solche Anzeichen hat auch diese Gegend, und es sind gestern keine eingetreten, die auf Regen wiesen.«
    »Merkmale, die nur dieser Gegend angehören,« erwiderte ich, »konnte ich nicht beobachten; aber ich glaube, daß diese Merkmale allein Euch doch nicht bestimmen konnten, einen so entscheidenden Ausspruch zu tun, wie Ihr getan habt.«
    »Sie bestimmten mich auch nicht,« antwortete er, »ich hatte auch noch andere Gründe.«
    »Nun.«
    »Alle die Vorzeichen, von denen wir bisher geredet haben, sind sehr grobe«, sagte er, »und werden meistens von uns nur mittelst räumlicher Veränderungen erkannt, die, wenn sie nicht eine gewisse Größe erreichen, von uns gar nicht mehr beobachtet werden können. Der Schauplatz, auf welchem sich die Witterungsverhältnisse gestalten, ist sehr groß; dort, wohin wir nicht sehen, und woher die Wirkungen auf unsere wissenschaftlichen Werkzeuge nicht reichen können, mögen vielleicht Ursachen und Gegenanzeigen sein, die, wenn sie uns bekannt wären, unsere Vorhersage in ihr Gegenteil umstimmen würden. Die Anzeichen können daher auch täuschen. Es sind aber noch viel feinere Vorrichtungen vorhanden, deren Beschaffenheit uns ein Geheimnis ist, die von Ursachen, die wir sonst gar nicht mehr messen können, noch betroffen werden, und deren Wirkung eine ganz gewisse ist.«
    »Und diese Werkzeuge?«
    »Sind die Nerven.«
    »Also empfindet Ihr durch Eure Nerven, wenn Regen kommen wird?«
    »Durch meine Nerven empfinde ich das nicht«, antwortete er. »Der Mensch stört leider durch zu starke Einwirkungen, die er auf die Nerven macht, das feine Leben derselben, und sie sprechen

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