Werke
hatten, ging Witiko zu David, dem Zimmerer, und fragte ihn, welches Holz er im Vorrate habe, das zu rechter Zeit geschlagen worden sei.
»Es ist Buchenholz da«, entgegnete David, der Zimmerer, »es ist Holz von dem Ahorn, der Esche, der Birke, der Eibe, der Tanne und der Fichte vorhanden. Wir haben es im Winter vor zwei und drei Jahren geschlagen, es ist trocken und fest.«
»So richte die Stücke zurecht, aus denen Schäfte für Lanzen gemacht werden können«, sagte Witiko.
»Ich werde es tun«, antwortete David, der Zimmerer.
Und als das Holz geordnet war, und als es Witiko besehen hatte, schlug er vor, daß aus Balken der Buche, Esche und des Ahorns Lanzenschäfte gemacht werden. Männer, die sich selber Schäfte verfertigen wollen, mögen es tun, anderen, die entweder nicht Zeit oder Geschick oder Geld haben, werde er sie verfertigen lassen, und sie ihnen, wenn sie dieselben begehren, schenken.
David, der Zimmerer, nahm nun Leute, und es wurden Lanzenschäfte geschnitten und geglättet. In verschiedenen Häusern ging man daran, sich selber solche Schäfte zu machen.
Als der tiefe Schnee in dem Walde und auf dem ganzen Lande lag, rüstete sich Witiko, fort zu reiten. Er sagte, die Männer und Jünglinge möchten in seiner Abwesenheit ihre Pferde fleißig üben, und wenn er zurückkomme, werde er mit ihnen fortfahren, wie er begonnen habe. Dann ritt er mit Raimund nach Prag.
Als drei Wochen vergangen waren, kam er wieder zurück. Er untersuchte die Schäfte, die fertig geworden waren, und gab Anleitungen, wie einiges besser werden könne.
Alle Tage ritt er nun aufs neue mit den Männern und Jünglingen in das Freie, wo ein Pfad oder eine Bahn oder eine taugliche Fläche war. Und als Mathias die Jungfrau Barbara, die Tochter des Schenken Zacharias, heiratete, und Urban und der Sohn des Fiedlers Tom Johannes mit ihren Geigen den Zug geleiteten, war Witiko unter den Gästen.
Da später die Tage länger wurden, ritt er an einem Morgen mit Raimund zum zweiten Male fort. Er ritt in die Herberge an der unteren Moldau. Dort stellte er die Pferde ein, und mietete sich eine Stube und für Raimund eine Schlafstelle.
Wenn Männer in der Herberge einsprachen, redete er mit ihnen von dem Kriege, der gewesen ist, und der im Frühlinge wieder gegen die Feinde in Mähren beginnen werde.
Und so redete er noch öfter bei Gelagen.
Die Leute breiteten seine Worte aus.
Und als an dem zweiten Tage des Monates Hornung eine große Zahl von Gästen, Männern, Frauen, Jünglingen, Jungfrauen teils, um sich an dem Festtage zu vergnügen, teils aus Neugierde, was Witiko sprechen werde, in die Herberge gekommen waren, mischte er sich unter sie, er saß mit mehreren an einem Tische, brachte und empfing den Grußtrunk, und redete mit den Leuten.
Als sie sehr fröhlich waren, sagte er: »Leute, ich möchte gerne von einem Dinge mit euch reden, das uns alle angeht, wollet ihr mir zum Gehöre sein, so würde es mich freuen.«
»So rede«, rief ein Mann in einem groben grauen Rocke und mit einem langen weißen Barte.
»Rede, Witiko«, rief ein anderer, »wir hören dich gerne.«
»Rede, rede«, riefen mehrere.
»Witiko«, sagte einer, »du meinst es gut mit uns, das haben wir in dem Kriege erfahren, und du hast das Geld den Leuten gebracht, die ihre Kinder verloren haben, und den Geschädigten sind Geschenke gegeben worden.«
»So schweigt«, rief jetzt ein Mann mit groben Fäusten und großen Schultern, »wenn ihr redet, kann kein anderer reden.«
Als es nun stille geworden war, und die Angesichter gegen Witiko blickten, stand er auf, nahm seine Lederhaube von dem Haupte, legte sie auf den Tisch, und sah auf die, welche um ihn waren, und auf die, welche sich entfernter gesammelt hatten. Dann sprach er: »Männer und Jünglinge, höret mich an, und auch ihr, Frauen und Jungfrauen, möget es hören, was ich sage, ihr werdet mich nicht strenge tadeln; denn ich rede von einer Sache, die Vorsicht verlangt, daß nicht ein Schaden und ein Unheil zu uns kommt. Der allmächtige Gott in dem Himmel möge uns vor Schaden bewahren.«
»Der allmächtige Gott in dem Himmel und seine Heiligen bewahren uns vor Schaden«, sagte eine Frau.
»So laßt ihn zu Ende sprechen«, rief der Mann mit dem weißen Barte.
»Rede, Witiko«, sagte ein anderer, »und enthülle uns, was du weißt.«
»Männer und Frauen, Jünglinge und Jungfrauen! sehet um euch, wir haben ein schönes Wohnland. Die Bäche rinnen von den Bergen, die Moldau wandelt in den
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