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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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ihnen und dem Jünglinge Urban, was er mit dem Schmiede gesprochen habe.
    Elias und Anna willigten ein, und Urban war sehr erfreut.
    Da dieses geschehen war, ging Witiko zu Paul Joachim, dem Maurer, und sagte, er wolle seinen Sohn Augustin, den Pfeifer, welchen er im Frühlinge von der Stadt Prag mit sich in die Stadt Nürnberg genommen habe, im Reiten unterrichten. Er brauche kein Pferd, er könne das Pferd Raimunds nehmen.
    Paul Joachim sagte Dank, und rief seinen Sohn Augustin herbei.
    Augustin war wie Urban erfreut.
    Und an dem folgenden Tage begann der erste Unterricht in dem Hofe des steinernen Hauses. An dem Pferde Raimunds wurden die ersten Stellungen und Handgriffe gezeigt. An jedem Tage war nach der Morgenpflege der Pferde der Unterricht durch zwei Stunden. Der Schmied war schon an dem ersten Tage zugegen, und schaute zu. Dann kamen auch andere Leute, besonders junge Männer, um zu sehen, was da geschehe. Witiko ließ sie gewähren. Der Steinhauer Elias und sein Weib Anna kamen, und es kam Joachim, der Maurer, mit seinem Weibe. Tom Johannes, der Fiedler, stand jedes Mal an der Mauer des Stalles. Selbst Mädchen liefen zuweilen gegen das Tor, und sahen von ferne hinzu. Jeder, in dessen Hause ein Pferd und ein junger Mann war, gestattete, daß der junge Mann sich auf das Pferd setzte, und darauf nachahmte, was er in dem Hofe des steinernen Hauses gesehen hatte, oder was ihm Augustin und Urban zeigten. Selbst mancher ältere Mann stieg auf ein Roß, und Witiko zeigte ihnen, wie sie die Zurüstungen zu machen hätten.
    Der Schmied ging nun nach Netolic, und kam nach fünf Tagen mit zwei Pferden zurück, einem für Urban, dem andern für sich. Wenn die Pferde auch nicht waren, wie sie Ritter brauchen, so war das Pferd für Urban hinlänglich, und das Pferd des Schmiedes war ein sehr starker Rappe mit großen Hufen und einer struppigen Mähne. Nun mußte Raimund auch an dem Unterrichte Anteil nehmen.
    Als eine kurze Zeit vergangen war, ritt Witiko mit seinen drei Schülern auf den Bachanger hinaus, und ließ sie dort ihre Bewegungen machen. Da kamen nun noch mehr Menschen herzu. Oft verließen sie die Arbeit, und standen an dem Reitplatze.
    Der Schmied ging hierauf mit Joachim, dem Maurer, noch einmal nach Netolic, und sie brachten zwei Pferde. Eines hatte Joachim für Augustin gekauft, und das andere hatte der Schmied zu dem Ende gebracht, daß er es ausleihe, oder wieder verkaufe.
    Es ritten täglich die vier Reiter auf den Anger, Witiko, Augustin, Urban und Raimund.
    Der Schmied ließ aber auch auf der Gasse vor seiner Werkstätte Sand streuen, und es versammelten sich ältere und jüngere Männer, welche Pferde zu besteigen hatten, und machten dort ihre Reitübungen. Der Schmied saß auf seinem starken Rappen. Die Lehrmeister waren Urban und Augustin. Die Reiter liehen aber ihre Pferde auch wieder an andere, und wurden ihre Lehrer. Witiko kam oft herzu, und unterwies die Männer. Zwei von ihnen durften täglich, abwechslungsweise in den Hof des steinernen Hauses zum Unterrichte kommen, weil der Raum nicht mehrere faßte, und auf den Anger durften vier mit hinaus reiten, die er dann wie seine Schüler unterrichtete.
    Nach einigen Wochen ritt Witiko schon mit den jungen Männern auf allerlei Wege, besonders auf den gegen den Thomaswald, und zeigte ihnen wie man auf einer Flur schnell Hindernisse des Reitens besiegen könne.
    Peter Laurenz, der Schmied, David, der Zimmerer, und Sebastian, der Schuster, verfertigten im Vereine Sättel und Zaumzeug, und lernten diese Dinge immer besser machen.
    Witiko zeigte den Leuten auch die Pflege und den Unterricht der Pferde, und den Gebrauch der Waffen auf ihnen.
    Wenn am Abende die Männer bei dem Scheine der Leuchte in Witikos Stube saßen, so wurde jetzt häufig vom Reiten gesprochen, und man sagte Urteile und brachte Neckereien vor.
    Witiko übte seine eigenen Pferde an jedem Tage auch noch besonders, namentlich die, welche er von dem Herzoge erhalten hatte.
    Als Urban und Augustin schon so reiten konnten, daß sie einem guten Pferde nicht mehr schädlich wurden, ließ er sie zuweilen auch auf seine Pferde steigen, daß sie gemach mit edlen Pferden umgehen lernten.
    Es zeigte sich nun der Schnee, er hinderte aber die Reitübungen nicht; ja es kamen Nachrichten, daß auch auf anderen Stellen des Waldes sich die Männer im Reiten übten.
    Als der völlige Winter gekommen war, und die Arbeiten außerhalb der Häuser bis auf das Fällen der Bäume im Walde aufgehört

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