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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Herberge«, antwortete Huldrik; »das aber hier ist Euer Eigen, in dem Ihr seid, und das dauert, und immer anders wird, bis sich die Zeiten erfüllen.«
    »Mögen die Zeiten immer Gutes bringen«, sagte Witiko.
    »Sie werden Gutes bringen«, antwortete Huldrik, »lasset es Euch hier gefallen, wie es sich wandelt, bis alles geschehen ist.«
    Witiko nahm seine Haube von dem Haupte, und setzte sich an den Buchentisch.
    »Regina wird Euch ein Mittagessen bereiten«, sagte Huldrik; »es wird aber heute eine längere Zeit vergehen, bis es fertig wird, als sonst.«
    »Ich dränge Regina nicht«, antwortete Witiko.
    »Wir suchen die Dinge wahrzunehmen, wie es sein kann«, sagte Huldrik.
    Witiko ging indessen noch einmal zu den Pferden.
    Als die Speisen bereitet waren, brachte sie Regina auf den Tisch. Sie waren gebratenes Wild und Fische. Dazu wurde Wein gestellt.
    Witiko verlangte, daß auch die Speisen der andern auf den Tisch gestellt würden, und daß dann alle mit einander das Mittagmahl verzehrten.
    »Weil Ihr es befehlt, so muß es sein«, sagte Huldrik.
    Die Speisen wurden auf den Tisch gebracht, und Witiko und Huldrik und Raimund und Jakob und Regina setzten sich zu denselben.
    »Du mußt das Gebet sprechen, Huldrik«, sagte Witiko.
    Huldrik tat es.
    Dann wurde das Mahl eingenommen, und Witiko teilte jedem von seinen Speisen und seinem Weine mit. Nach dem Mahle sprach Huldrik wieder das Gebet.
    Da sie noch an dem Tische blieben, sagte er: »Eure Vorfahrer haben die Ihrigen geliebt, und sind von ihnen wieder geliebt worden. Und so geschieht alles. Da der erste Witiko in den Wald geritten ist, sind Gold und Edelsteine an den Zügeln seines Pferdes gewesen, und Ihr seid auch zu diesem Hause geritten.«
    »Die Zeiten sind ungewiß«, sagte Witiko, »wer weiß es, wann ich wieder kommen kann.«
    »Ihr werdet kommen«, sagte Huldrik; »denn Ihr habt Milch und Honig an dem Buchentische gegessen. Und es werden viele da sein, Euch zu sehen.«
    »Deine Gedanken bringen Menschen in die Einsamkeit des Waldes, Huldrik«, sagte Witiko.
    »Die Rosen haben in Rom herrlich geblüht«, erwiderte Huldrik, »die Rosen sind hieher gebracht worden, und haben hier auch zur Lust geblüht, und die Rose wird Dinge und Kleinodien aus Welschland bringen.«
    »Die Rose möchte erst ihre Blätter öffnen«, sagte Witiko.
    »Ihr werdet noch oft in Euerm Schlößlein da sein, wie es sich verwandelt«, antwortete Huldrik, »wo das Schloß voll Pracht gestanden ist, wo das Jagdschloß gewesen ist, wo die goldne Burg sein wird, und wo die fünf roten Blätter allen Raum bedecken werden.«
    »Du siehest in seltsame Zeiten, Huldrik«, sagte Witiko.
    »Ihr habt Männer gesammelt, und seid in den Krieg gegangen«, entgegnete Huldrik, »sie sehen auf Euch, und die Jungfrau aus dem starken und großen Geschlechte wandelt schon für Euch an dem Rande des hohen Waldes, und Raimund freut sich des Bildes, das Euch in der Wildnis ist, und ich freue mich, und Jakob freut sich, und Regina freut sich.«
    »Huldrik«, sagte Witiko, »zeige mir die Dinge in dem Hause, wie sie seit der Zeit, in der ich hier gewesen bin, geworden sind.«
    »Ihr befehlet es, und ich gehorche«, antwortete Huldrik.
    »Dann setze deine Haube auf, damit dein Haupt nicht von der Kälte Schaden leidet«, sagte Witiko.
    »Ich werde es tun«, entgegnete Huldrik.
    Witiko stand auf, und die andern erhoben sich auch von dem Tische.
    Witiko bedeckte sich mit seiner Haube, Huldrik setzte auch seine graue Filzhaube auf, und beide Männer verließen die Stube.
    Huldrik führte Witiko in alle Räume des Hauses. Witiko besah alles, und belobte ihn und die Seinigen.
    »Die Felder und die Wiesen und den Wald werde ich besehen«, sagte er, »wenn ich einmal des Sommers hier bin, und die Gewächse auf ihnen grünen.«
    »Tut es so«, antwortete Huldrik, »und Ihr werdet dann in den Umliegenheiten sehen, daß ein guter Grund zum Bauen ist, und wie jetzt die Wälder in die Fenster des Hauses schauen, so wird der Nahleswald, der Bühelwald, der Thomaswald und das fernere Hochficht von einer Seite, der Blöckenstein und der Seewald und der Hausberg von der andern Seite, und der obere Wald und der Blansko von der dritten Seite in zahlreiche große und breite Fenster schauen, die hoch oben in glatten Mauern sind, und die Bäume und die Gesträuche überragen.«
    »Weil schon die Dämmerung beginnt«, sagte Witiko, »so lasse ein Licht auf der Leuchte der Stube anzünden.«
    »Ich werde ein Licht anzünden

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