Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
Vom Netzwerk:
bringe dir den Trunk«, sagte ein anderer.
    Witiko tat wieder Bescheid.
    »Ich bringe dir den Trunk, Witiko«, riefen mehrere.
    Und so riefen endlich alle.
    Witiko faßte den Krug eines jeden, und nippte daraus.
    Jetzt trat Raimund in die Stube, und mit ihm war Jakob, der Knecht Huldriks, der von dem Wangetschlage in die untere Moldau herauf gekommen war.
    Mehrere von den Gästen boten den zwei Männern den Grußtrunk an, und er ward von ihnen angenommen.
    »Setzet euch zu uns an den Tisch, es ist noch Platz«, sagte der Mann mit den starken Händen.
    Und die Männer rückten etwas näher an einander, und Jakob und Raimund setzten sich an den Tisch.
    Und die Tochter des Schenken brachte ihnen einen Krug mit Bier.
    Jetzt erhob sich ein Mann von seinem Sitze, der in Lämmerfelle gekleidet war, reichte Witiko die Hand, und sprach: »Ich bin der Richter von dem schwarzen Bache, und wir werden schon so tun, wie du gesagt hast.«
    »Und wir werden zu der Heiligen Jungfrau an dem braunen Steine und an dem kalten Wasser der Alsch beten«, sagte eine alte Frau.
    Der Richter von dem schwarzen Bache setzte sich wieder nieder.
    Ein anderer Mann aber sagte: »Ich bin der Richter von der Mugrauer Heide, und ich gedenke, daß wir uns vorbereiten werden.«
    »Die in Stuben werden nicht fehlen, wie die Weissagungen sind«, sagte wieder ein anderer Mann.
    »Und wir haben auch Bäume und Lammswolle und Schmieden«, sagte einer.
    »Der Rat ist überall ein gutes Ding, wenn man ihn vernünftig befolget«, sprach ein anderer.
    »Rat befolgen oder nicht, jeder rät sich selber. Die in der Steinleithe und in den Waldhäusern des Heurafels sind auch immer Männer gewesen«, sagte einer mit rötlichen Haaren.
    »Und die vom Rathschlage haben ihren Nachbarn stets geholfen«, sagte ein sehr alter Mann, der ganz weiße Haare hatte.
    »Ja, da wir in den Stubnerhäusern das große Feuer hatten, sind alle gekommen«, sagte ein anderer.
    »Und die alten Leute, die vor Zeiten gelebt haben, sind auch nicht Toren gewesen«, rief jetzt eine sehr alte Frau, welche neben Susanna am unteren Ende des Tisches saß, »wenn die Fässer um Mitternacht in dem Mönchgraben daher rollten, und sehr schwarz waren, und immer größer wurden, wenn der Kiebitz in den Mooswiesen schrie, wenn in dem Scheine des Vollmondes nach dem Tage des heiligen Bartholomäus der Wassermann auf dem Rande des Moldauufers saß, und sich seine grünen Haare kämmte, wenn der Tule von Plan den schwarzen Mann von dem Hammer bis zu den Badehäusern tragen mußte, wenn man immer ein Weinen hörte, und die Hunde sich nicht aus den Häusern getrauten, so waren das Zeichen, und auf die Zeichen muß man achten, und die Zeichen werden wieder kommen, und es sind seltsame Dinge geschehen, der alte Wossic in Wodnian, der auf der Zupanei sitzt, und alles hat, was sich ein Mensch wünschen kann, hat einen Vorfahrer gehabt, der Holzschuhe gemacht hat, und der alte Lubomir, der in Daudleb ist, stammt auch von einem Manne, der Pech gesammelt hat, und mit dem Herzoge Samo in den Krieg gezogen ist, und dann eine weiße Reigerfeder und einen goldenen Gürtel getragen hat. In dem Hause des gelben Melchior an dem hinteren Glöckelberge ist schon ein hölzerner Löffel von dem Ofensimse, auf dem er trocknen sollte, freiwillig in die Stube gesprungen, und in dem Bufferwalde hat sich eine Buche in der Richtung, wohin Mähren liegt, weggebogen, und hat sich gegen uns herein geneigt.«
    »Die Jünglinge und die Männer und die alten Männer sollen nur tun, was in der Möglichkeit ist«, schrie die alte Susanna, »und dann wird jedes Ding recht werden. In unsern Zeiten haben sie sich vor nichts gefürchtet, und werden sich auch jetzt vor nichts fürchten. Wir werden für sie die Raben zählen, und in die Abendröte schauen, und die Mädchen sollen für sie beten, und ihnen rote Bänder ziehen, wenn sie heimkehren, und sie sollen fremde Sachen bringen, und wir haben niemanden nötig, der so ist wie der alte Wossic in Wodnian und der alte Lubomir in Daudleb.«
    »Wohin liegt denn Mähren?« fragte eine Frau in dem mittleren Alter, welche neben dem Manne mit dem groben Rocke saß.
    »Da mußt du gegen den neuen Kirchenschlag gehen, Azela«, sagte der Richter von der Mugrauer Heide, »und dann durch den Wald immer fort, bis du in den Wetternhof kömmst, wo Diet ist, und dann gegen die krumme Au, und dann gegen Daudleb, wo kein Wald mehr ist, und dann ist eine Zupe, die Chynow heißt, wohl einen Tag hättest du zu

Weitere Kostenlose Bücher