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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Blatt hatte seine natürliche Ränderung und Ausspitzung. Wenn noch einmal ein solches Jahr käme, was Gott verhüte, so würden sie wieder ein Stückchen Erfahrung machen, das sie das erste Mal nicht gemacht haben.«
    Ich sah unterdessen die Sämereien und die Anstalten an, fragte manches und ließ mir manches erklären. Wir verließen hierauf das Zimmer, und da wir auf dem Gange waren und gegen Gustavs Zimmer gingen, sagte er: »Daß auch unnütze Glieder herbeikommen, Müßiggänger, Störefriede, das begreift sich. Ein großer Händelmacher ist der Sperling. Er geht in fremde Wohnungen, balgt sich mit Freund und Feind, ist zudringlich zu unsern Sämereien und Kirschen. Wenn die Gesellschaft nicht groß ist, lasse ich sie gelten und streue ihnen sogar Getreide. Sollten sie hier aber doch zu viel werden, so hilft die Windbüchse, und sie werden in den Meierhof hinabgescheucht. Als einen bösen Feind zeigte sich der Rotschwanz. Er flog zu dem Bienenhause und schnappte die Tierchen weg. Da half nichts, als ihn ohne Gnade mit der Windbüchse zu töten. Wir ließen beinahe in Ordnung Wache halten und die Verfolgung fortsetzen, bis dieses Geschlecht ausblieb. Sie waren so klug, zu wissen, wo Gefahr ist, und gingen in die Scheunen, in die Holzhütte des Meierhofes und die Ziegelhütte, wo die großen Wespennester unter dem Dache sind. Wir lassen auch darum im Meierhofe und anderen entfernteren Orten die grauen Kugeln solcher Nester, die sich unter den Latten und Sparren der Dächer oder Dachvorsprünge ansiedeln, nicht zerstören, damit sie diese Vögel hinziehen.«
    Während dieses Gespräches waren wir in dem Gange der Gastzimmer zu der Tür gekommen, die in Gustavs Wohnung führte. Mein Gastfreund fragte, ob ich diese Wohnung nicht jetzt besehen wollte, und wir traten ein.
    Die Wohnung bestand aus zwei Zimmern, einem Arbeitszimmer und einem Schlafzimmer. Beide waren, wie es bei solchen Zimmern selten der Fall ist, sehr in Ordnung. Sonst war ihr Geräte sehr einfach. Bücherkästen, Schreib- und Zeichnungsgeräte, ein Tisch, Schreine für die Kleider, Stühle und das Bett. Der Jüngling stand fast errötend da, da ein Fremder in seiner Wohnung war. Wir entfernten uns bald, und der Bewohner machte uns die leichte, feine Verbeugung, die ich gestern schon an ihm bemerkt hatte, weil er uns nicht mehr begleiten, sondern in den Zimmern zurückbleiben wollte, in welchen er noch Arbeit zu verrichten hatte.
    »Ihr könnet nun auch die Gastzimmer besuchen,« sagte mein Begleiter, »dann habt Ihr alle Räume unseres Hauses gesehen.«
    Ich willigte ein. Er nahm ein kleines silbernes Glöcklein aus seiner Tasche und läutete.
    Es erschien in kurzem eine Magd, von welcher er die Schlüssel der Zimmer verlangte. Sie holte dieselben, und brachte sie an einem Ringe, von welchem einzelne los zu lösen waren. Jeder trug die Zahl seines Zimmers auf sich eingegraben. Nachdem mein Beherberger die Magd verabschiedet hatte, schloß er mir die einzelnen Zimmer auf. Sie waren einander vollkommen gleich. Sie waren gleich groß, jedes hatte zwei Fenster, und jedes hatte ähnliche Geräte wie das meine.
    »Ihr seht,« sagte er, »daß wir in unserem Hause nicht so ungesellig sind und bei dessen Anlegung schon auf Gäste gerechnet haben. Es können im äußersten Notfalle noch mehr untergebracht werden, als die Zimmer anzeigen, wenn wir zwei in ein Gemach tun, und noch andere Zimmer, namentlich die im Erdgeschosse in Anspruch nehmen. Es ist aber in der Zeit, seit welcher dieses Haus besteht, der Notfall noch nicht eingetreten.«
    Als wir an die östliche Seite des Hauses gekommen waren, an die Seite, die seiner Wohnung gerade entgegengesetzt lag, öffnete er eine Tür, und wir traten nicht in ein Zimmer wie bisher, sondern in drei, welche sehr schön eingerichtet waren und zu lieblichem Wohnen einluden. Das erste war ein Zimmer für einen Diener oder eigentlich eine Dienerin; denn es sah ganz aus wie das Zimmer, in welchem die Mädchen meiner Mutter wohnten. Es standen große Kleiderkästen da, mit grünem Zitz verhängte Betten, und es lagen Dinge herum, wie in dem Mädchenzimmer meiner Mutter. Die zwei anderen Gemächer zeigten zwar nicht solche Dinge, im Gegenteile, sie waren in der musterhaftesten Ordnung; aber sie wiesen doch eine solche Gestalt, daß man schließen mußte, daß sie zu Wohnungen für Frauen bestimmt sind. Die Geräte des ersten waren von Mahagoniholz, die des zweiten von Zedern. Überall standen weichgepolsterte Sitze und

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