Werke
das Kästchen, reichte den Schlüssel dem Priester Benno, und sprach: »Hochehrwürdiger Vater Benno, der du jetzt den Gottesdienst in unserer Burgkirche feierst, ich gebe dir den Schlüssel zu dem heiligen Kleinode in deine Verwahrung, und gebe das Kleinod in die Verwahrung der Kirche. Es möge heute hier bewacht und morgen feierlich in die Kirche gebracht werden.«
»Es geschehe, wie du sagst, Herr«, antwortete Benno.
Nach diesen Worten barg er das Schlüsselchen an seiner Brust.
Dann sagte Bores: »Ist es dir genehm, hoher Herr, die andern Kästchen zu öffnen?«
»Es ist mir genehm, hoher Kastellan«, antwortete Witiko.
Bores reichte nun einen zweiten Schlüssel an Witiko, und sagte: »Er schließt das dunkelbraune Kästchen auf.«
Witiko öffnete mit dem Schlüssel ein Kästchen von dunkelbraunem Holze, welches sehr schön gebohnt war.
In dem Kästchen waren zwei silberne Kannen und zwölf silberne Becher. Auf einer Kanne war das Bild des Heilandes, auf der andern das Bild Marias, und auf den Bechern die Bilder der zwölf Apostel. Sonst waren Stäbe und Laubranken kunstreich in die Gefäße gegraben.
Bores reichte wieder einen Schlüssel an Witiko, und sagte: »Er schließt das schwarze Kästchen auf.«
In dem schwarzen Kästchen waren zwölf silberne Teller, und sie waren kunstvoll gearbeitet wie die Trinkgeschirre.
Bores reichte wieder einen Schlüssel an Witiko, und sagte. »Er schließt das rote Kästchen auf.«
In dem roten Kästchen war roter Sammet, kostbares Pelzwerk aus der Fremde und Juwelen.
Witiko schaute alle diese Dinge an, und Bertha und Wentila und Hiltrut und Benno wurden von ihm zu dem Tische gerufen, und sie betrachteten diese Geschenke. Als sie dieselben betrachtet hatten, rief Witiko seine Männer herzu, die Geschenke des Herzoges zu sehen.
Die Männer gingen einer hinter dem andern an den Tisch, und sahen die Geschenke an.
Darauf sagte Witiko: »Gott lohne es dem hohen Herzoge, daß er an einen seiner geringen Männer und an sein Weib denkt, und Gott lohne es der hohen Herzogin, daß sie des Sinnes ihres Gatten ist. Ich nehme in Ehrerbietung die Hausgaben an, trage dir, Bores, Kastellan von Hostas Burg, in Lieb und Treuen den Dank auf, bis ich selber mit meiner Gemahlin nach Prag komme. Ich rufe: Heil Wladislaw, dem hocherlauchten Herzoge von Böhmen und Mähren, und Heil Gertrud, der hocherlauchten Herzogin.«
Die Männer Witikos riefen: »Heil Wladislaw, dem hocherlauchten Herzoge von Böhmen und Mähren, und Heil Gertrud, der hocherlauchten Herzogin.«
Darauf erhob sich Bertha von ihrem Sitze, und sprach: »Weil der hohe Herzog und die hohe Herzogin meinen Gatten geehret und mich genannt haben, wie bei uns in den deutschen Landen die Fürsten ihre Männer und die Frauen derselben ehren, so bitte ich dich, Bores, Kastellan von Hostas Burg, bringe meinen Dank an den hocherlauchten Herzog und an die hocherlauchte Herzogin, bis ich mit meinen Gatten nach Prag komme. Und ich rufe wie mein Gatte: Heil Wladislaw, dem hohen Herzoge von Böhmen und Mähren, und Heil Gertrud, der hohen Herzogin.«
Und Wentila und Hiltrut und Benno und die Männer Witikos riefen: »Heil Wladislaw, dem hohen Herzoge von Böhmen und Mähren, und Heil Gertrud, der hohen Herzogin.«
Dann sagte Bertha: »Und weil du, Bores, mit deinen Männern unser Dach nicht verschmäht hast, so werde ich trachten, euch eine Hauswirtin zu sein, wie sie meine Mutter, Wiulfhilt von Dornberg, ist, und wie sie meine Großmutter, Benedicta von Aschach, ist.« Dann setzte sie sich wieder nieder.
Witiko aber sprach: »Lasset nun die Kästchen schließen, und bis auf das heilige in die Kleinodienstube bringen. Dich, Bores, und deine Männer werde ich in eure Stuben geleiten, daß ihr ruhet, und daß ihr dann das Brod an unserem Tische teilet.«
Zwei Männer gingen nach diesen Worten Witikos fort. Sie kamen mit andern Männern wieder. Zwei bewaffnete Knechte stellten sich auf die Weisung zu dem heiligen Kästchen. Die andern empfingen von Witiko die geschlossenen Kästchen, und trugen dieselben fort. Dann erhoben sich die Frauen und ihre Geleite von ihren Sitzen. Bertha und Wentila grüßten mit freundlichen Worten Bores und seine Männer, und dann gingen die Frauen und ihre Geleite aus dem Saale. Dann führte Witiko Bores und seine Männer in ihre Gemächer, und alle außer den zwei bewaffneten Knechten verließen den Saal.
Am andern Tage wurde das Kästchen mit dem Holze des Kreuzes des Heilandes feierlich von dem Saale
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