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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Schleudergeräte aufgerichtet werden, aus denen Wurfdinge auf die Feinde, die gegenüber wären, gesendet würden, daß unter diesem Schutze leichter an der Brücke gearbeitet werden könnte. Indessen sollte an dem Ufer eifrig gespäht werden, ob sich nicht eine Furt für die Reiter oder sonst ein günstiger Umstand für den Übergang entdecken ließe.
    Am dreiundzwanzigsten Tage des Heumonates ritten Witiko, bei dem Urban und Mathias waren, dann Odolen, Welislaw, Bogdan, Sezima, Bohus, Beneda und Bernard, der Sohn des Mannes Sobeslaw, zu dieser Spähe.
    Aber sie konnten nichts entdecken.
    An der Wiese bei Corneliano, die nahe an dem Lager Wladislaws war, flossen die Wasser ruhiger.
    Da sagte Odolen: »Hier müssen unsere Reiter hinüber schwimmen, dann nehmen sie die Feinde in dem Rücken, und der unvergleichlichste Sieg steigt von dem Himmel nieder.«
    »Mein Pferd trägt mich über das Wasser«, sagte Witiko, »die Waldpferde schwimmen hindurch, und wenn die andern auch die Kraft haben, so könnte das geschehen, was du sagst, und dann entstände die Freiheit, Brücken über den Fluß zu machen.«
    »Ich schwimme leicht hinüber«, sagte Welislaw.
    »Ich auch, ich auch«, riefen die andern.
    »Und daß alle Reiter unsers Königs sehen, daß es möglich ist«, rief Odolen, »reite ich auf der Stelle in den Fluß und schwimme hinüber. Ihr kündet es dem Könige, und zeigt es dem ganzen Heere.«
    Und da er diese Worte sprach, sahen sie in dem Flusse etwas schwimmen wie ein lebendes Wesen. Es wurde bald der Kopf eines Pferdes sichtbar, und mit dem Pferde waren nackte Arme und Glieder eines Menschen verschlungen. Beide kamen näher, und nach kurzer Frist ritt ein nackter Mann auf einem goldhellen Pferde das Ufer hinan mitten in die Männer hinein.
    »Wolf«, rief Witiko.
    »Ich habe mir ein Pferd geholt«, sagte Wolf, der auf dem Tiere schlotterte, »es wird doch jetzt mir gehören. Da sind Reiter gewesen, und haben ihre Pferde an Bäume gebunden, und sind der Kurzweil nachgegangen, und da habe ich mein Gewand ausgezogen, bin hinüber geschwommen, und habe ein Pferd genommen.«
    »Wo sind die Reiter?« fragte Bohus.
    »Weiter oben, ich bin herab geschwommen, daß sie mich nicht mehr sehen«, sagte Wolf.
    »So ziehe deine Kleider an«, sprach Witiko.
    »Wenn mir einer das Pferd hält, daß ich sie suche«, sagte Wolf.
    »Ich halte dir das Pferd«, sprach Mathias.
    Wolf sprang jetzt herunter.
    »Du herrlicher Gauch«, sagte Odolen, »du hast getan, was wir tun sollen, und was ich jetzt tun werde, du solltest ein Ritter sein.«
    Und nach diesen Worten ritt er schnell in den Fluß, und sein Pferd begann zu schwimmen. Bernard und Bohus folgten ihm. Bohus kehrte wieder um.
    »Zu dem Könige«, rief Witiko.
    Und er ritt im schnellsten Rosseslaufe zu dem Zelte des Königs. Die andern folgten ihm.
    Da er in das Gezelt getreten war, saß der König mit seinem Bruder Diepold und dem Bischofe Daniel bei dem Mittagmahle.
    »Witiko, Welislaw, Sezima«, rief er.
    »Hoher König«, rief Witiko, »eine Furt ist nicht da; aber Odolen schwimmt eben mit seinem Pferde durch den Fluß, um allen unsern Reitern zu zeigen, daß sie hinüber schwimmen können.«
    »Odolen«, rief der König.
    Er sprang von seinem Sitze auf, eilte aus dem Zelte und zu dem Flusse. Diepold, Daniel und die andern folgten ihm. Von den Begleitern Witikos war die Sache in dem Lager ausgerufen worden, und viele Krieger und selbst die Priester Daniels eilten herzu.
    Sie sahen noch den schwimmenden Odolen und den schwimmenden Bernard. Bald war es ihnen, als sei in den Fluten das Pferd oben, bald der Mann. Aber die Schwimmer erreichten das Ufer, und ritten über dasselbe hinauf.
    »Was ein Mann kann, das kann auch ein zweiter«, rief der König, »und das können viele und Tausende. Rührt die Reiterpauken zur Sammlung.«
    Ein Jubelruf der Krieger antwortete dem Könige auf diese Worte.
    Alle eilten in das Lager, und es ertönten die Pauken.
    Witiko ritt zu den Seinigen, und ließ das Reiterhorn der Sammlung ertönen. Und als die Reiter gerüstet in Ordnung standen, sprach er: »Brüder und Freunde, es ist keine Furt in dem Flusse, Odolen, der Sohn des Striz, und Bernard, der Sohn des Sobeslaw, schwammen mit ihren Pferden durch das Wasser, und der König und seine Reiter werden hinüber schwimmen. Ich tue desgleichen, und rufe zu euch: wer es weiß, daß sein Pferd hinüber schwimmen kann, der folge mir, wenn er will.«
    »Ich schwimme mit«, rief Mathias.
    »Ich schwimme

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