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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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Galotti. Pirro.
    Claudia
im Heraustreten zu Pirro, der von der andern Seite hereintritt. Wer sprengte da in den Hof?
    Pirro
. Unser Herr, gnädige Frau.
    Claudia
. Mein Gemahl? Ist es möglich?
    Pirro
. Er folgt mir auf dem Fuße.
    Claudia
. So unvermutet? – Ihm entgegen eilend. Ah! mein Bester! –
    { ‡ }
Zweiter Auftritt
    Odoardo Galotti, und die Vorigen.
    Odoardo
. Guten Morgen, meine Liebe! – Nicht wahr, das heißt überraschen?
    Claudia
. Und auf die angenehmste Art! – Wenn es anders nur eine Überraschung sein soll.
    Odoardo
. Nichts weiter! Sei unbesorgt. – Das Glück des heutigen Tages weckte mich so früh; der Morgen war so schön; der Weg ist so kurz; ich vermutete euch hier so geschäftig – Wie leicht vergessen sie etwas: fiel mir ein. – Mit einem Worte: ich komme, und sehe, und kehre sogleich wieder zurück. – Wo ist Emilia? Unstreitig beschäftigt mit dem Putze? –
    Claudia
. Ihrer Seele! – Sie ist in der Messe. – Ich habe heute, mehr als jeden andern Tag, Gnade von oben zu erflehen, sagte sie, und ließ alles liegen, und nahm ihren Schleier, und eilte –
    Odoardo
. Ganz allein?
    Claudia
. Die wenigen Schritte – –
    Odoardo
. Einer ist genug zu einem Fehltritt! –
    Claudia
. Zürnen Sie nicht, mein Bester; und kommen Sie herein, – einen Augenblick auszuruhen, und, wann Sie wollen, eine Erfrischung zu nehmen.
    Odoardo
. Wie du meinest, Claudia. – Aber sie sollte nicht allein gegangen sein. –
    Claudia
. Und Ihr, Pirro, bleibt hier in dem Vorzimmer, alle Besuche auf heute zu verbitten.
    { ‡ }
Dritter Auftritt
    Pirro, und bald darauf Angelo.
    Pirro
Die sich nur aus Neugierde melden lassen. – Was bin ich seit einer Stunde nicht alles ausgefragt worden! – Und wer kömmt da?
    Angelo
noch halb hinter der Szene, in einem kurzen Mantel, den er über das Gesicht gezogen, den Hut in die Stirne. Pirro! – Pirro!
    Pirro
. Ein Bekannter? – In dem Angelo vollends hereintritt, und den Mantel auseinander schlägt. Himmel! Angelo? – Du?
    Angelo
. Wie du siehst. – Ich bin lange genug um das Haus herumgegangen, dich zu sprechen. – Auf ein Wort! –
    Pirro
. Und du wagst es, wieder ans Licht zu kommen? – Du bist seit deiner letzten Mordtat vogelfrei erkläret; auf deinen Kopf steht eine Belohnung –
    Angelo
. Die doch du nicht wirst verdienen wollen? –
    Pirro
. Was willst du? Ich bitte dich, mache mich nicht unglücklich.
    Angelo
. Damit etwa? Ihm einen Beutel mit Gelde zeigend. – Nimm! Es gehöret dir!
    Pirro
. Mir?
    Angelo
. Hast du vergessen? Der Deutsche, dein voriger Herr, – –
    Pirro
. Schweig davon!
    Angelo
. Den du uns, auf dem Wege nach Pisa, in die Falle führtest –
    Pirro
. Wenn uns jemand hörte!
    Angelo
. Hatte ja die Güte, uns auch einen kostbaren Ring zu hinterlassen. – Weißt du nicht? – Er war zu kostbar, der Ring, als daß wir ihn sogleich ohne Verdacht hätten zu Gelde machen können. Endlich ist mir es damit gelungen. Ich habe hundert Pistolen dafür erhalten: und das ist dein Anteil. Nimm!
    Pirro
. Ich mag nichts, – behalt’ alles.
    Angelo
. Meinetwegen! – wenn es dir gleich viel ist, wie hoch du deinen Kopf feil trägst – Als ob er den Beutel wieder einstecken wollte.
    Pirro
. So gib nur! Nimmt ihn. – Und was nun? Denn daß du bloß deswegen mich aufgesucht haben solltest – –
    Angelo
. Das kömmt dir nicht so recht glaublich vor? – Halunke! Was denkst du von uns? – daß wir fähig sind, jemand seinen Verdienst vorzuenthalten? Das mag unter den so genannten ehrlichen Leuten Mode sein: unter uns nicht. – Leb wohl! – Tut als ob er gehen wollte, und kehrt wieder um. Eins muß ich doch fragen. – Da kam ja der alte Galotti so ganz allein in die Stadt gesprengt. Was will der?
    Pirro
. Nichts will er: ein bloßer Spazierritt. Seine Tochter wird, heut’ Abend, auf dem Gute, von dem er herkömmt, dem Grafen Appiani angetrauet. Er kann die Zeit nicht erwarten –
    Angelo
. Und reitet bald wieder hinaus?
    Pirro
. So bald, daß er dich hier trifft, wo du noch lange verziehest. – Aber du hast doch keinen Anschlag auf ihn? Nimm dich in Acht. Er ist ein Mann –
    Angelo
. Kenn’ ich ihn nicht? Hab’ ich nicht unter ihm gedient? – Wenn darum bei ihm nur viel zu holen wäre! – Wenn fahren die junge Leute nach?
    Pirro
. Gegen Mittag.
    Angelo
. Mit viel Begleitung?
    Pirro
. In einem einzigen Wagen: die Mutter, die Tochter und der Graf. Ein Paar Freunde kommen aus Sabionetta als Zeugen.
    Angelo
. Und Bediente?
    Pirro
. Nur zwei;

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