Werke
einzigen dankbaren Blick auf mich in die Höhe zu richten.
Das Schwein hielt einen Augenblick inne, und grunzte zur Antwort: Meine dankbaren Blicke sollten nicht außenbleiben, wenn ich nur wüßte, daß du deine Eicheln meinetwegen hättest fallen lassen.
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XVI. Die Wespen
Ιππος ερρίμμενος σφηκων γενεσις εστιν . Aelianus de nat. animal. lib. I. cap. 28
Fäulnis und Verwesung zerstörten das stolze Gebäu eines kriegerischen Rosses, das unter seinem kühnen Reiter erschossen worden. Die Ruinen des einen braucht die allzeit wirksame Natur, zu dem Leben des andern. Und so floh auch ein Schwarm junger Wespen aus dem beschmeißten Aase hervor. O, riefen die Wespen, was für eines göttlichen Ursprungs sind wir! Das prächtigste Roß, der Liebling Neptuns, ist unser Erzeuger!
Diese seltsame Prahlerei hörte der aufmerksame Fabeldichter, und dachte an die heutigen Italiener, die sich nichts Geringers als Abkömmlinge der alten unsterblichen Römer zu sein einbilden, weil sie auf ihren Gräbern geboren worden.
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XVII. Die Sperlinge
Eine alte Kirche, welche den Sperlingen unzähliche Nester gab, ward ausgebessert. Als sie nun in ihrem neuen Glanze da stand, kamen die Sperlinge wieder, ihre alten Wohnungen zu suchen. Allein sie fanden sie alle vermauert. Zu was, schrieen sie, taugt denn nun das große Gebäude? Kommt, verlaßt den unbrauchbaren Steinhaufen!
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XVIII. Der Strauß
Η στρουϑος ή μεγαλη λασιοις μεν τοις πτεροις επτερωται, αρϑηναι δε και εις βαϑυν αερα μετεωρισϑηναι φυσιν ουκ εχει ϑει δε ωκιστα, και τας παρα την πλευραν έκατεραν πτερυγας άπλοι, και εμπιπτον το πνευμα κολποι δικην ίστιων αυτας πτησιν δε ουκ οιδεν . Aelianus lib. II. c. 27
Itzt will ich fliegen; rief der gigantische Strauß, und das ganze Volk der Vögel stand in ernster Erwartung um ihn versammelt. Itzt will ich fliegen, rief er nochmals; breitete die gewaltigen Fittige weit aus, und schoß, gleich einem Schiffe mit aufgespannten Segeln, auf dem Boden dahin, ohne ihn mit einem Tritte zu verlieren.
Sehet da ein poetisches Bild jener unpoetischen Köpfe, die in den ersten Zeilen ihrer ungeheuren Oden, mit stolzen Schwingen prahlen, sich über Wolken und Sterne zu erheben drohen, und dem Staube doch immer getreu bleiben!
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XIX. Der Sperling und der Strauß
Sei auf deine Größe, auf deine Stärke so stolz als du willst: sprach der Sperling zu dem Strauße. Ich bin doch mehr ein Vogel als du. Denn du kannst nicht fliegen; ich aber fliege, obgleich nicht hoch, obgleich nur Ruckweise.
Der leichte Dichter eines fröhlichen Trinkliedes, eines kleinen verliebten Gesanges, ist mehr ein Genie, als der schwunglose Schreiber einer langen Hermanniade.
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XX. Die Hunde
Λεοντι όμοσε χωρει κυων Ινδικος – και πολλα αυτον λυπησας και κατατρωσας, τελευτων έτταται ό κυων . Aelianus lib. IV. cap. 19
Wie ausgeartet ist hier zu Lande unser Geschlecht! sagte ein gereister Budel. In dem fernen Weltteile, welches die Menschen Indien nennen, da, da gibt es noch rechte Hunde; Hunde, meine Brüder – – ihr werdet es mir nicht glauben, und doch habe ich es mit meinen Augen gesehen – die auch einen Löwen nicht fürchten, und kühn mit ihm anbinden.
Aber, fragte den Budel ein gesetzter Jagdhund, überwinden sie ihn denn auch, den Löwen?
Überwinden? war die Antwort. Das kann ich nun eben nicht sagen. Gleichwohl, bedenke nur, einen Löwen anzufallen! – –
O, fuhr der Jagdhund fort, wenn sie ihn nicht überwinden, so sind deine gepriesene Hunde in Indien – besser als wir, so viel wie nichts – aber ein gut Teil dümmer.
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XXI. Der Fuchs und der Storch
Erzähle mir doch etwas von den fremden Ländern, die du alle gesehen hast, sagte der Fuchs zu dem weitgereisten Storche.
Hierauf fing der Storch an, ihm jede Lache, und jede feuchte Wiese zu nennen, wo er die schmackhaftesten Würmer, und die fettesten Frösche geschmauset.
Sie sind lange in Paris gewesen, mein Herr. Wo speiset man da am besten? Was für Weine haben Sie da am meisten nach Ihrem Geschmacke gefunden?
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XXII. Die Eule und der Schatzgräber
Jener Schatzgräber war ein sehr unbilliger Mann. Er wagte sich in die Ruinen eines
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