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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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ist nichts dran. – Aber sage mir, wo bleibt dein Herr?
    Anton
. Danke du Gott, daß er so lange bleibt; und mache, daß du hier fort kömmst. Wann er dich trifft, so bist du in Gefahr herausgeprügelt zu werden.
    Lisette
. Dafür laß mich sorgen! Wo ist er denn? ist er von der Post noch nicht wieder zurück?
    Anton
. Woher weißt du denn, daß er auf die Post gegangen ist?
    Lisette
. Genug, ich weiß es. Er wollte dich erst schicken. Aber wie kam es denn, daß er selbst ging? Ha! ha! ha! »Es ist mit dem Schlingel nichts anzufangen.« Wahrhaftig, das Lob macht mich ganz verliebt in dich.
    Anton
. Wer Henker muß dir das gesagt haben?
    Lisette
. O niemand; sage mir nur, ist er wieder da?
    Anton
. Schon längst; unten ist er bei seinem Vater.
    Lisette
. Und was machen sie mit einander?
    Anton
. Was sie machen? sie zanken sich.
    Lisette
. Der Sohn will gewiß den Vater von seiner Geschicklichkeit überführen?
    Anton
. Ohne Zweifel muß es so etwas sein. Damis ist ganz außer sich: er läßt den Alten kein Wort aufbringen; er rechnet ihm tausend Bücher her, die er gesehen; tausend, die er gelesen hat; andere tausend, die er schreiben will, und hundert kleine Bücherchen, die er schon geschrieben hat. Bald nennt er ein Dutzend Professores, die ihm sein Lob schriftlich, mit untergedrucktem Siegel, nicht umsonst, gegeben hätten; bald ein Dutzend Zeitungsschreiber, die eine vortreffliche Posaune für einen jungen Gelehrten sind, wenn man ein silbernes Mundstück darauf steckt; bald ein Dutzend Journalisten, die ihn alle zu ihrem Mitarbeiter flehentlich erbeten haben. Der Vater sieht ganz erstaunt; er ist um die Gesundheit seines Sohnes besorgt; er ruft einmal über das andre: Sohn, erhitze dich doch nicht so! schone deine Lunge! ja doch, ich glaub es! gib dich zufrieden! es war so nicht gemeint!
    Lisette
. Und Damis? – –
    Anton
. Und Damis läßt nicht nach. Endlich greift sich der Vater an; er überschreit ihn mit Gewalt, und besänftiget ihn mit einer Menge solcher Lobsprüche, die in der Welt niemand verdient hat, verdient, noch verdienen wird. Nun wird der Sohn wieder vernünftig, und nun – – ja nun schreiten sie zu einem andern Punkte, zu einer andern Sache, – – zu – –
    Lisette
. Wozu denn?
    Anton
. Gott sei Dank, mein Maul kann schweigen!
    Lisette
. Du willst mir es nicht sagen?
    Anton
. Nimmermehr! ich bin zwar sonst ein schlechter Kerl; aber wenn es auf die Verschwiegenheit ankömmt – –
    Lisette
. Lerne ich dich so kennen?
    Anton
. Ich dächte, das sollte dir lieb sein, daß ich schweigen kann; und besonders von Heiratssachen, oder was dem anhängig ist – –
    Lisette
. Weißt du nichts mehr? O das habe ich längst gewußt.
    Anton
. Wie schön sie mich über den Tölpel stoßen will. Also wäre es ja nicht nötig, daß ich dir es sagte? – –
    Lisette
. Freilich nicht! aber mich für dein schelmisches Mißtrauen zu rächen, weiß ich schon, was ich tun will. Du sollst es gewiß nicht mehr wagen, gegen ein Mädchen von meiner Profession verschwiegen zu sein! Besinnst du dich, wie du von deinem Herrn vor kurzen gesprochen hast?
    Anton
. Besinnen? ein Mann, der in Geschäften sitzt, der einen Tag lang so viel zu reden hat, wie ich, soll sich der auf allen Bettel besinnen?
    Lisette
.. Seinen Herrn verleumden ist etwas mehr, sollte ich meinen.
    Anton
. Was? verleumden?
    Lisette
. Ha, ha! Herr Mann, der in Geschäften sitzt, besinnen Sie sich nun? Was haben Sie vorhin gegen seinen Vater von ihm geredt?
    Anton
. Das Mädel muß den Teufel haben, oder der verzweifelte Alte hat geplaudert. Aber höre, Lisette, weißt du es gewiß, was ich gesagt habe? Was war es denn? Laß einmal hören.
    Lisette
. Du sollst alles hören, wenn ich es deinem Herrn erzählen werde.
    Anton
. O wahrhaftig, ich glaube du machst Ernst daraus. Du wirst mir doch meinen Kredit bei meinem Herrn nicht verderben wollen? Wenn du wirklich etwas weißt, so sei keine Närrin! – Daß ihr Weibsvolk doch niemals Spaß versteht! Ich habe dir eine Ohrfeige vergeben, und du willst dich, einer kleinen Neckerei wegen, rächen? Ich will dir ja alles sagen.
    Lisette
. Nun so sage – –
    Anton
. Aber du sagst doch nichts? – –
    Lisette
. Je mehr du sagen wirst; je weniger werde ich sagen.
    Anton
. Was wird es sonst viel sein, als daß der Vater dem Sohne nochmals die Heirat mit Julianen vorschlug? Damis schien ganz aufmerksam zu sein, und – – und weiter kann ich dir nichts sagen.
    Lisette
. Weiter nichts? Gut, gut, dein Herr

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