Werke
soll alles erfahren.
Anton
. Um des Himmels willen, Lisette; ich will dir es nur gestehn.
Lisette
. Nun so gesteh!
Anton
. Ich will dir es nur gestehen, daß ich wahrhaftig nichts mehr gehört habe. Ich wurde eben weggeschickt. Nun weißt du wohl, wenn man nicht zugegen ist, so kann man nicht viel hören – –
Lisette
. Das versteht sich. Aber was meinst du, wird Damis sich dazu entschlossen haben?
Anton
. Wenn er sich noch nicht dazu entschlossen hat, so will ich mein Äußerstes anwenden, daß er es noch tut. Ich soll für meine Mühe bezahlt werden, Lisette; und du weißt wohl, wenn ich bezahlt werde, daß alsdenn auch du – –
Lisette
. Ja, ja, auch ich verspreche dirs: du sollst redlich bezahlt werden! – Unterstehe dich! –
Anton
. Wie?
Lisette
. Habe einmal das Herz!
Anton
. Was?
Lisette
. Dummkopf! meine Jungfer will deinen Damis nicht haben –
Anton
. Was tut das? –
Lisette
. Folglich ist mein Wille, daß er sie auch nicht bekommen soll.
Anton
. Folglich, wenn sie mein Herr wird haben wollen, so wird mein Wille sein müssen, daß er sie bekommen soll.
Lisette
. Höre doch! du willst mein Mann werden, und einen Willen für dich haben? Bürschchen, das laß dir nicht einkommen! Dein Wille muß mein Wille sein, oder –
Anton
. St! potz Element! er kömmt; hörst du? er kömmt! Nun sieh ja, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat. Verstecke dich wenigstens; verstecke dich! Er bringt sonst mich und dich um.
Lisette
bei Seite. Halt, ich will beide betriegen! – – Wo denn aber hin? wo hin? in das Kabinett?
Anton
. Ja, ja, nur unterdessen hinein. Vielleicht geht er bald wieder fort. – – Und ich, ich will mich geschwind hieher setzen – –
Er setzt sich an den Tisch, nimmt ein Buch in die Hand, und tut, als ob er den Damis nicht gewahr würde.
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Vierter Auftritt
Anton. Damis.
Anton
vor sich. Ja, die Gelehrten – wie glücklich sind die Leute nicht! – – Ist mein Vater nicht ein Esel gewesen, daß er mich nicht auch auf ihre Profession getan hat! Zum Henker, was muß es für eine Lust sein, wenn man alles in der Welt weiß, so wie mein Herr! – – Potz Stern, die Bücher alle zu verstehn! – – Wenn man nur darunter sitzt, man mag darin lesen, oder nicht, so ist man schon ein ganz andrer Mensch! – – Ich fühls, wahrhaftig ich fühls, der Verstand duftet mir recht daraus entgegen. – Gewiß, er hat Recht; ohne die Gelehrsamkeit ist man nichts, als eine Bestie. – – Ich dumme Bestie! – – Bei Seite. Nun, wie lange wird er mich noch schimpfen lassen? – – Wir sind doch närrisch gepaaret, ich und mein Herr! – – Er gibt dem Gelehrtesten, und ich dem Ungelehrtesten nichts nach. – Ich will auch noch heute anfangen zu lesen. – – Wenn ich ein Loch von achtzig Jahren in die Welt lebe, so kann ich schon noch ein ganzer Kerl werden. – – Nur frisch angefangen! Da sind Bücher genug! – – Ich will mir das kleinste aussuchen; denn Anfangs muß man sich nicht übernehmen. – – – – Ha! da finde ich ein allerliebstes Büchelchen. – – In so einem muß es sich mit Lust studieren lassen. – – Nur frisch angefangen, Anton! – – Es wird doch gleichviel sein, ob hinten oder vorne? – – Wahrhaftig, es wäre eine Schande für meinen so erstaunlich, so erschrecklich, so abscheulich gelehrten Herrn, wenn er länger einen so dummen Bedienten haben sollte –
Damis
indem er sich ihm vollends nähert. Ja freilich wäre es eine Schande für ihn.
Anton
. Hilf Himmel! mein Herr – –
Damis
. Erschrick nur nicht! Ich habe alles gehört – –
Anton
. Sie haben alles gehört? – – Ich bitte tausendmal um Verzeihung, wenn ich etwas Unrechtes gesprochen habe. – – Ich war so eingenommen, so eingenommen von der Schönheit der Gelehrsamkeit – – verzeihen Sie mir meinen dummen Streich – – daß ich selbst noch gelehrt werden wollte.
Damis
. Schimpfe doch nicht selbst den klügsten Einfall, den du Zeitlebens gehabt hast.
Anton
. Vor zwanzig Jahren möchte er klug genug gewesen sein.
Damis
. Glaube mir; noch bist du zu den Wissenschaften nicht zu alt. Wir können in unsrer Republik schon mehrere aufweisen, die sich gleichfalls den Musen nicht eher in die Arme geworfen haben.
Anton
. Nicht in die Arme allein, ich will mich ihnen in den Schoß werfen. – Aber in welcher Stadt sind die Leute?
Damis
. In welcher Stadt?
Anton
. Ja; ich muß hin, sie kennen zu lernen. Sie müssen mir sagen, wie sie es angefangen haben. – –
Damis
.
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