Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
Vom Netzwerk:
leben kann ich ohne dich, ich sterbe vor Ungeduld, vor namenloser Pein!‹ Da umschlang mich Aurora und lispelte mit kaum hörbarer Stimme: ›Bist du selig in meinen Armen?‹ ›Es gibt keine andere Seligkeit‹, rief ich und drückte, ganz Glut der Liebe, ganz Wahnsinn des Verlangens, das holde Weib an meine Brust. Brennende Küsse fühlte ich auf meinen Lippen, und diese Küsse selbst waren melodischer Wohllaut des Himmels, in dem ich die Worte vernahm: ›Könntest du wohl um den Preis meines Besitzes der Seligkeit eines unbekannten Jenseits entsagen?‹ – Eiskalte Schauer durchbebten mich, aber in diesen Schauern raste stärker die Begier, und ich rief in willkürloser Liebeswut: ›Außer dir keine Seligkeit – ich entsage –‹
    Ich glaube noch jetzt, daß ich hier stockte. ›Morgen nachts wird unser Bund geschlossen,‹ lispelte Aurora, und ich fühlte, wie sie verschwinden wollte aus meinen Armen. Ich drückte sie stärker an mich, vergebens schien sie zu ringen, und indem ich bange Todesseufzer vernahm, wähnte ich mich auf der höchsten Stufe des Liebesglücks. – Mit dem Gedanken an jenen Teufel Amor, an jene verführerische Biondetta erwachte ich aus tiefem Schlaf. Schwer fiel es auf meine Seele, was ich getan in der verhängnisvollen Nacht. Ich gedachte jener heillosen Beschwörung des entsetzlichen O’Malley, der Warnungen meines frommen, jungen Freundes – ich glaubte mich in den Schlingen des Teufels, ich glaubte mich verloren. – Im Innern zerrissen, sprang ich auf und rannte ins Freie. Auf der Straße kam mir der Major entgegen und hielt mich fest, indem er sprach: ›Nun, Leutnant, ich wünsche Euch Glück. In der Tat, für so keck und entschlossen hätt’ ich Euch kaum gehalten; Ihr überflügelt den Meister!‹ – Von Wut und Scham durchglüht, nicht fähig, ein einziges Wort zu erwidern, machte ich mich los und verfolgte meinen Weg. Der Major lachte hinter mir her. Ich vernahm das Hohnlachen des Satans. – In dem Walde, unfern von jenen verhängnisvollen Ruinen, erblickte ich eine verhüllte weibliche Gestalt, die, unter einem Baume gelagert, sich einem Selbstgespräche zu überlassen schien. Ich schlich behutsam näher und vernahm die Worte: ›Er ist mein, er ist mein – o Seligkeit des Himmels! – auch die letzte Prüfung überstand er! – Sind die Menschen denn solcher Liebe fähig, was ist dann ohne sie unser armseliges Sein!‹ – Du errätst, daß es Aurora war, die ich fand. Sie schlug den Schleier zurück; die Liebe selbst kann nicht schöner, nicht anmutiger sein. Die sanfte Blässe der Wangen, der in süßer Schwermut verklärte Blick ließ mich erbeben in namenloser Lust. Ich schämte mich meiner dunklen Gedanken; – doch in dem Augenblicke, als ich hinstürzen wollte zu ihren Füßen, war sie verschwunden wie ein Nebelbild. Zu gleicher Zeit vernahm ich ein wohlbekanntes Räuspern im Gebüsche, aus dem denn auch bald mein ehrlicher Eulenspiegel, Paul Talkebarth, hervortrat. ›Kerl, wo führt dich der Teufel her?‹ fuhr ich ihn an. ›Ei nun,‹ versetzte er, indem er das lächelnde Fratzengesicht zog, das du kennst, ›ei nun, gerade hergeführt hat mich der Teufel nicht, aber begegnet mag er mir wohl sein. Der gnädige Herr Leutnant war so früh ausgegangen und hatte die Pfeife vergessen und den Tabak – da dacht’ ich, so am frühen Morgen in der feuchten Luft – Denn meine Muhme in Genthin pflegte zu sagen‹ – ›Halt ’s Maul, Schwätzer, und gib her!‹ so rief ich und ließ mir die angezündete Pfeife reichen. Doch kaum waren wir ein paar Schritte weitergegangen, als Paul aufs neue ganz leise begann: ›Denn meine Muhme in Genthin pflegte immer zu sagen, dem Wurzelmännlein sei gar nicht zu trauen, so ein Kerlchen sei doch am Ende nichts weiter als ein Incubus oder Chezim und stieße einem zuletzt das Herz ab. – Nun, die alte Kaffeeliese hier in der Vorstadt – – ach, gnädiger Herr Leutnant, Sie sollen nur sehen, was die für schöne Blumen und Tiere und Menschen zu gießen weiß. – Der Mensch helfe sich, wie er kann, pflegte meine Muhme in Genthin zu sagen – ich war gestern auch bei der Liese und brachte ihr ein Viertelchen feinen Mokka – Unsereins hat auch ein Herz – Beckers Dörtchen ist ein schmuckes Ding; aber sie hat so was Besonderes in den Augen, so was Salamandrisches.‹ –
    ›Kerl, was sprichst du,‹ rief ich heftig. Paul schwieg, begann aber wieder nach einigen Augenblicken: ›Ja – die Liese ist dabei eine fromme Frau

Weitere Kostenlose Bücher