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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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ist die Welt! – Ich bin reicher, klüger, verständiger als ihr alle, ihr Maulwürfe; beugt euch vor mir! Sehen Sie, mein Herr,« sagte der Kleine, »das sind die Hauptingredienzien Ihres äußern Anstandes, und wenn Sie es wünschen, so will ich, Ihre Züge, Ihre Gestalt, Ihre Sinnesart beachtend, etwas Caracalla, Abälard und Boccaz zusammengießen und so in der Glut, Form und Gestalt bildend, den wunderbaren antik-romantischen Bau ätherischer Locken und Löckchen beginnen.« – Es lag so viel Wahres in der Bemerkung des Kleinen, daß ich es für geraten hielt, ihm zu gestehen, wie ich in der Tat geistlich gewesen und schon die Tonsur erhalten, die ich jetzt soviel möglich zu verstecken wünsche.
    Unter seltsamen Sprüngen, Grimassen und wunderlichen Reden bearbeitete der Kleine mein Haar. Bald sah er finster und mürrisch aus, bald lächelte er, bald stand er in athletischer Stellung, bald erhob er sich auf den Fußspitzen, kurz, es war mir kaum möglich, nicht noch mehr zu lachen, als schon wider meinen Willen geschah. – Endlich war er fertig, und ich bat ihn, noch ehe er in die Worte ausbrechen konnte, die ihm schon auf der Zunge schwebten, mir jemanden heraufzuschicken, der sich, ebenso wie er des Haupthaars, meines verwirrten Barts annehmen könnte. Da lächelte er ganz seltsam, schlich auf den Zehen zur Stubentüre und verschloß sie. Dann trippelte er leise bis mitten ins Zimmer und sprach: »Goldene Zeit, als noch Bart und Haupthaar in einer Lockenfülle sich zum Schmuck des Mannes ergoß und die süße Sorge eines Künstlers war. – Aber du bist dahin! – Der Mann hat seine schönste Zierde verworfen, und eine schändliche Klasse hat sich hingegeben, den Bart mit entsetzlichen Instrumenten bis auf die Haut zu vertilgen. O, ihr schnöden, schmählichen Bartkratzer und Bartputzer, wetzt nur eure Messer auf schwarzen, mit übelriechendem Öl getränkten Riemen zum Hohn der Kunst, schwingt eure betroddelten Beutel, klappert mit euern Becken und schaumt die Seife, heißes, gefährliches Wasser umherspritzend, fragt im frechen Frevel euere Patienten, ob sie über den Daumen oder über den Löffel rasiert sein wollen. – Es gibt Pietros, die euerm schnöden Gewerbe entgegenarbeiten und, sich erniedrigend zu euerm schmachvollen Treiben, die Bärte auszurotten, noch das zu retten suchen, was sich über die Wellen der Zeit erhebt. Was sind die tausendmal variierten Backenbärte in lieblichen Windungen und Krümmungen, bald sich sanft schmiegend der Linie des sanften Ovals, bald traurig niedersinkend in des Halses Vertiefung, bald keck emporstrebend über die Mundwinkel heraus, bald bescheiden sich einengend in schmaler Linie, bald sich auseinanderbreitend in kühnem Lockenschwunge – was sind sie anders, als die Erfindung unserer Kunst, in der sich das hohe Streben nach dem Schönen, nach dem Heiligen entfaltet? Ha, Pietro! zeige, welcher Geist dir einwohnt, ja, was du für die Kunst zu unternehmen bereit bist, indem du herabsteigst zum unleidlichen Geschäft der Bartkratzer.« – Unter diesen Worten hatte der Kleine ein vollständiges Barbierzeug hervorgezogen und fing an, mich mit leichter geübter Hand von meinem Barte zu befreien. Wirklich ging ich aus seinen Händen ganz anders gestaltet hervor, und es bedurfte nur noch anderer, weniger ins Auge fallender Kleidungsstücke, um mich der Gefahr zu entziehen, wenigstens durch mein Äußeres eine mir gefährliche Aufmerksamkeit zu erregen. Der Kleine stand, in inniger Zufriedenheit mich anlächelnd, da. Ich sagte ihm, daß ich ganz unbekannt in der Stadt wäre und daß es mir angenehm sein würde, mich bald nach der Sitte des Orts kleiden zu können. Ich drückte ihm für seine Bemühung und um ihn aufzumuntern, meinen Kommissionär zu machen, einen Dukaten in die Hand. Er war wie verklärt, er beäugelte den Dukaten in der flachen Hand. »Wertester Gönner und Mäzen,« fing er an, »ich habe mich nicht in Ihnen betrogen, der Geist leitete meine Hand, und im Adlerflug des Backenbarts sind Ihre hohe Gesinnungen rein ausgesprochen. Ich habe einen Freund, einen Damon, einen Orest, der das am Körper vollendet, was ich am Haupt begonnen, mit demselben tiefen Sinn, mit demselben Genie. Sie merken, mein Herr, daß es ein Kostümkünstler ist, denn so nenne ich ihn statt des gewöhnlichen trivialen Ausdrucks Schneider . – Er verliert sich gern in das Ideelle, und so hat er, Formen und Gestalten in der Phantasie bildend, ein Magazin der verschiedensten

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