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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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gegeben, seht die schönen Groschen!« Aber mein Pferd wieherte laut und kurbettierte, von dem Richter losgelassen, durch das Tor. »Nun geht es gar schön und herrlich mit dem Reiten, gnädiger Herr, nach allen Qualitäten«, sagte der Richter, und die Bauern, die mir bis vors Tor nachgelaufen, lachten noch einmal über die Maßen, als sie mich unter den Sprüngen des muntern Pferdes so auf und nieder fliegen sahen, und riefen; »Seht doch, seht doch, der reitet wie ein Kapuziner!« –
    Der ganze Vorfall im Dorfe, vorzüglich die verhängnisvollen Worte des wahnsinnigen Weibes, hatten mich nicht wenig aufgeregt. Die vornehmsten Maßregeln, die ich jetzt zu ergreifen hatte, schienen mir, bei der ersten Gelegenheit alles Auffallende aus meinem Äußern zu verbannen und mir irgend einen Namen zu geben, mit dem ich mich ganz unbemerkt in die Masse der Menschen eindrängen könne. – Das Leben lag vor mir wie ein finstres, undurchschauliches Verhängnis, was konnte ich anders tun, als mich in meiner Verbannung ganz den Wellen des Stroms überlassen, der mich unaufhaltsam dahinriß. Alle Faden, die mich sonst an bestimmte Lebensverhältnisse banden, waren zerschnitten und daher kein Halt für mich zu finden. Immer lebendiger und lebendiger wurde die Heerstraße, und alles kündigte schon in der Ferne die reiche, lebhafte Handelsstadt an, der ich mich jetzt näherte. In wenigen Tagen lag sie mir vor Augen; ohne gefragt, ja ohne einmal eben genau betrachtet zu werden, ritt ich in die Vorstadt hinein. Ein großes Haus mit hellen Spiegelfenstern, über dessen Türe ein goldner geflügelter Löwe prangte, fiel mir in die Augen. Eine Menge Menschen wogte hinein und hinaus, Wagen kamen und fuhren ab, aus den untern Zimmern schallte mir Gelächter und Gläserklang entgegen. Kaum hielt ich an der Türe, als geschäftig der Hausknecht herbeisprang, mein Pferd bei dem Zügel ergriff und es, als ich abgestiegen, hineinführte. Der zierlich gekleidete Kellner kam mit dem klappernden Schlüsselbunde und schritt mir voran die Treppe herauf; als wir uns im zweiten Stock befanden, sah er mich noch einmal flüchtig an und führte mich dann noch eine Treppe höher, wo er mir ein mäßiges Zimmer öffnete und mich dann höflich frug, was ich vorderhand beföhle, um zwei Uhr würde gespeiset im Saal No. 10. erster Stock u.s.w. »Bringen Sie mir eine Flasche Wein!« Das war in der Tat das erste Wort, das ich der dienstfertigen Geschäftigkeit dieser Leute einschieben konnte.
    Kaum war ich allein, als es klopfte und ein Gesicht zur Türe hereinsah, das einer komischen Maske glich, wie ich sie wohl ehemals gesehen. Eine spitze rote Nase, ein paar kleine funkelnde Augen, ein langes Kinn und dazu ein aufgetürmtes gepudertes Toupet, das, wie ich nachher wahrnahm, ganz unvermuteterweise hinten in einen Titus ausging, ein großes Jabot, ein brennend rotes Gilet, unter dem zwei starke Uhrketten hervorhingen, Pantalons, ein Frack, der manchmal zu enge, dann aber auch wieder zu weit war, kurz mit Konsequenz überall nicht paßte! – So schritt die Figur in der Krümmung des Bücklings, der in der Türe begonnen, herein, Hut, Schere und Kamm in der Hand, sprechend: »Ich bin der Friseur des Hauses und biete meine Dienste, meine unmaßgeblichen Dienste gehorsamst an.« – Die kleine winddürre Figur hatte so etwas Possierliches, daß ich das Lachen kaum unterdrücken konnte. Doch war mir der Mann willkommen, und ich stand nicht an, ihn zu fragen, ob er sich getraue, meine durch die lange Reise und noch dazu durch übles Verschneiden ganz in Verwirrung geratene Haare in Ordnung zu bringen. Er sah meinen Kopf mit kunstrichterlichen Augen an und sprach, indem er die rechte Hand, graziös gekrümmt, mit ausgespreizten Fingern auf die rechte Brust legte: »In Ordnung bringen? – O Gott! Pietro Belcampo, du, den die schnöden Neider schlechtweg Peter Schönfeld nennen, wie den göttlichen Regimentspfeifer und Hornisten Giacomo Punto Jakob Stich, du wirst verkannt. Aber stellst du nicht selbst dein Licht unter den Scheffel, statt es leuchten zu lassen vor der Welt? Sollte der Bau dieser Hand, sollte der Funke des Genies, der aus diesem Auge strahlt und wie ein lieblich Morgenrot die Nase färbt im Vorbeistreifen, sollte dein ganzes Wesen nicht dem ersten Blick des Kenners verraten, daß der Geist dir einwohnt, der nach dem Ideal strebt? – In Ordnung bringen! – ein kaltes Wort, mein Herr!« –
    Ich bat den wunderlichen kleinen Mann, sich nicht so zu

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