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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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du mir zu schweben schienst, zu entreißen. Durch Schleichwege schaffte ich dich fort über die Grenze und kam endlich mit dir in dies Haus, wo man dich und auch mich aufnahm, da ich erklärte, mich von dir nicht trennen zu wollen. Hier warst du sicher, denn in keiner Art hätte man den aufgenommenen Kranken fremden Gerichten ausgeliefert. Mit deinen fünf Sinnen war es nicht sonderlich bestellt, als ich hier im Zimmer bei dir wohnte und dich pflegte. Auch die Bewegung deiner Gliedmaßen war nicht zu rühmen, Noverre und Vestris hätten dich tief verachtet, denn dein Kopf hing auf die Brust, und wollte man dich gerade aufrichten, so stülptest du um wie ein mißratner Kegel. Auch mit der Rednergabe ging es höchst traurig, denn du warst verdammt einsilbig und sagtest in aufgeräumten Stunden nur ›Hu hu‹ und ›Me... me...‹, woraus dein Wollen und Denken nicht sonderlich zu vernehmen und beinahe zu glauben, beides sei dir untreu worden und vagabundiere auf seine eigene Hand oder seinen eignen Fuß. Endlich wurdest du mit einemmal überaus lustig, du sprangst hoch in die Lüfte, brülltest vor lauter Entzücken und rissest dir die Kutte vom Leibe, um frei zu sein von jeder naturbeschränkenden Fessel – dein Appetit...« »Halten Sie ein, Schönfeld,« unterbrach ich den entsetzlichen Witzling, »halten Sie ein! Man hat mich schon von dem fürchterlichen Zustande, in den ich versunken, unterrichtet. Dank sei es der ewigen Langmut und Gnade des Herrn, Dank sei es der Fürsprache der Gebenedeiten und der Heiligen, daß ich errettet worden bin!« – »Ei, ehrwürdiger Herr!« fuhr Schönfeld fort, »was haben Sie denn nun davon! ich meine von der besonderen Geistesfunktion, die man Bewußtsein nennt und die nichts anders ist als die verfluchte Tätigkeit eines verdammten Toreinnehmers – Akziseoffizianten – Oberkontrollassistenten, der sein heilloses Kontor im Oberstübchen aufgeschlagen hat und zu aller Ware, die hinaus will, sagt: ›Hei... hei... die Ausfuhr ist verboten... im Lande, im Lande bleibt’s.‹ – Die schönsten Juwelen werden wie schnöde Saatkörner in die Erde gesteckt, und was emporschießt, sind höchstens Runkelrüben, aus denen die Praxis mit tausend Zentner schwerem Gewicht eine Viertelunze übelschmeckenden Zucker preßt... Hei hei... und doch sollte jene Ausfuhr einen Handelsverkehr begründen mit der herrlichen Gottesstadt da droben, wo alles stolz und herrlich ist. – Gott im Himmel! Herr! Allen meinen teuer erkauften Puder à la Maréchal oder à la Pompadour oder à la reine de Golconde hätte ich in den Fluß geworfen, wo er am tiefsten ist, hätte ich nur wenigstens durch Transito-Handel ein Quentlein Sonnenstäubchen von dorther bekommen können, um die Perücken höchst gebildeter Professoren und Schulkollegen zu pudern, zuvörderst aber meine eigne! – Was sage ich? hätte mein Damon Ihnen, ehrwürdigster aller ehrwürdigen Mönche, statt des flohfarbnen Fracks einen Sonnenmatin umhängen können, in dem die reichen, übermütigen Bürger der Gottesstadt zu Stuhle gehen, wahrhaftig, es wäre, was Anstand und Würde betrifft, alles anders gekommen: aber so hielt Sie die Welt für einen gemeinen glebae adscriptus und den Teufel für Ihren Cousin germain« – Schönfeld war aufgestanden und ging oder hüpfte vielmehr, stark gestikulierend und tolle Gesichter schneidend, von einer Ecke des Zimmers zur andern. Er war im vollen Zuge, wie gewöhnlich sich in der Narrheit durch die Narrheit zu entzünden, ich faßte ihn daher bei beiden Händen und sprach: »Willst du dich denn durchaus statt meiner hier einbürgern? Ist es dir denn nicht möglich, nach einer Minute verständigen Ernstes das Possenhafte zu lassen?« Er lächelte auf seltsame Weise und sagte: » Ist wirklich alles so albern, was ich spreche, wenn mir der Geist kommt?« »Das ist ja eben das Unglück,« erwiderte ich, »daß deinen Fratzen oft tiefer Sinn zum Grunde liegt, aber du vertrödelst und verbrämst alles mit solch buntem Zeuge, daß ein guter, in echter Farbe gehaltener Gedanke lächerlich und unscheinbar wird, wie ein mit scheckigen Fetzen behängtes Kleid. – Du kannst wie ein Betrunkener nicht auf gerader Schnur gehen, du springst hinüber und herüber – deine Richtung ist schief!« – »Was ist Richtung«, unterbrach mich Schönfeld leise und fortlächelnd mit bittersüßer Miene. »Was ist Richtung, ehrwürdiger Kapuziner? Richtung setzt ein Ziel voraus, nach dem wir unsere Richtung nehmen. Sind

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