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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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schon fünfzehn Jahre alt!«
    Und da – wahrscheinlich um sich zu überzeugen, ob ich auch wirklich nicht mehr ein kleines Mädchen sei – sah er mich an und plötzlich errötete er bis über die Ohren. Ich begriff nicht, weshalb er errötete: ich stand vor ihm und sah ihn mit großen Augen verwundert an. Er wußte nicht, was tun, trat verlegen ein paar Schritte auf mich zu, geriet in noch größere Verwirrung, murmelte irgend etwas, als wolle er sich entschuldigen – vielleicht deswegen, weil er es erst jetzt bemerkt hatte, daß ich schon ein so großes Mädchen sei! Endlich begriff ich. Ich weiß nicht, was dann in mir vorging: ich sah gleichfalls verwirrt zu Boden, errötete noch mehr als Pokrowskij, bedeckte das Gesicht mit den Händen und lief aus dem Zimmer.
    Ich wußte nicht, was ich mit mir anfangen, wo ich mich vor Scham verstecken sollte. Schon das allein, daß er mich in seinem Zimmer vorgefunden hatte! Ganze drei Tage konnte ich ihn nicht ansehen. Ich errötete bis zu Tränen. Die schrecklichsten und lächerlichsten Gedanken jagten mir durch den Kopf. Einer der verrücktesten war wohl der, daß ich zu ihm gehen, ihm alles erklären, alles gestehen und offen alles erzählen wollte, um ihm dann zu versichern, daß ich nicht wie ein dummes Mädchen gehandelt habe, sondern in guter Absicht. Ich hatte mich sogar schon fest dazu entschlossen, doch zum Glück sank mein Mut und ich wagte es nicht, meinen Vorsatz auszuführen. Ich kann mir denken, was ich damit angestiftet hätte! Wirklich, ich schäme mich auch jetzt noch, überhaupt nur daran zu denken.
    Einige Tage darauf erkrankte Mama – ganz plötzlich und sogar sehr gefährlich. In der dritten Nacht stieg das Fieber und sie phantasierte heftig. Ich hatte schon eine Nacht nicht geschlafen und saß wieder an ihrem Bett, gab ihr zu trinken und zu bestimmten Stunden die vom Doktor verschriebene Arznei. In der folgenden Nacht versagte meine Widerstandskraft, ich war vollständig erschöpft. Von Zeit zu Zeit fielen mir die Augen zu, ich sah grüne Punkte tanzen, im Kopf drehte sich alles und jeden Augenblick wollte mich die Bewußtlosigkeit überwältigen, doch dann weckte mich wieder ein leises Stöhnen der Kranken: ich fuhr auf und erwachte für einen Augenblick, um von neuem, übermannt von der Mattigkeit, einzuschlummern. Ich quälte mich. Ich kann mich des Traumes, den ich damals hatte, nicht mehr genau entsinnen, es war aber irgendein schrecklicher Spuk, der mich während meines Kampfes gegen die mich immer wieder überwältigende Müdigkeit mit wirren Traumbildern ängstigte. Entsetzt wachte ich auf. Das Zimmer war dunkel, das Nachtlicht im Erlöschen: bald schlug die Flamme flackernd auf und heller Lichtschein erfüllte das Zimmer, bald zuckte nur ein kleines blaues Flämmchen und an den Wänden zitterten Schatten, um für Augenblicke fast vollständiger Dunkelheit zu weichen. Ich begann mich zu fürchten, ein seltsames Entsetzen erfaßte mich: meine Empfindungen und meine Phantasie standen noch unter dem Eindruck des grauenvollen Traumes und die Angst schnürte mir das Herz zusammen … Ich sprang taumelnd vom Stuhl und schrie leise auf, unter dem quälenden Druck des unbestimmtenAngstgefühls. In demselben Augenblick ging die Tür auf und Pokrowskij trat zu uns ins Zimmer.
    Ich weiß nur noch, daß ich in seinen Armen aus der Bewußtlosigkeit erwachte. Behutsam setzte er mich auf einen Stuhl, gab mir zu trinken und fragte mich besorgt irgend etwas, das ich nicht verstand. Ich erinnere mich nicht, was ich ihm antwortete.
    »Sie sind krank, Sie sind selbst sehr krank,« sagte er, indem er meine Hand erfaßte. »Sie fiebern, Sie setzen Ihre eigene Gesundheit aufs Spiel, wenn Sie sich so wenig schonen. Beruhigen Sie sich, legen Sie sich hin, schlafen Sie. Ich werde Sie in zwei Stunden wecken, beruhigen Sie sich nur … Legen Sie sich hin, schlafen Sie ganz ruhig!« redete er mir zu, ohne mich ein Wort des Widerspruchs sagen zu lassen. Die Erschöpfung hatte meine letzten Kräfte besiegt. Die Augen fielen mir vor Schwäche zu. Ich legte mich hin, um, wie ich mir fest vornahm, nur eine halbe Stunde zu schlafen, schlief aber bis zum Morgen: Pokrowskij weckte mich auf, als es Zeit war, Mama die Arznei einzugeben.
    Als ich mich am nächsten Tage nach einer kurzen Erholung wieder zur Nachtwache anschickte, entschlossen, diesmal nicht wieder einzuschlafen, wurde etwa gegen elf Uhr an unsere Tür geklopft: ich öffnete – es war Pokrowskij.
    »Es wird Sie

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