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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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mit dem Stock antreiben, auf dich aufpassen, dir keinen Augenblick Ruhe geben, bis du mit der Arbeit fertig bist! Du mußt sie schnell fertig machen! Und wenn du fertig bist, gehen wir wieder abends hin, und werden beide glücklich sein, werden Lotto spielen, – Gott, wird das herrlich sein! Pfui, Teufel! Wie schade, daß ich dir nicht helfen kann. Ich würde mich einfach hinsetzen und alles statt deiner fertig schreiben ... Warum haben wir nicht die gleiche Handschrift?«
    »Ja!« sagte Wassja. »Ja! Ich muß mich beeilen ... An die Arbeit!« Bei diesen Worten wurde Wassja, der die ganze Zeit über bald gelacht, bald die Ergüsse seines Freundes mit irgendeiner Zwischenbemerkung zu unterbrechen versucht hatte und, mit einem Worte, die größte Begeisterung für alles gezeigt hatte, plötzlich nachdenklich, schweigsam und still und begann zu rennen. Es war, als ob irgendein schwerer Gedanke seinen glühenden Kopf mit Eis abgekühlt hätte; als ob sein Herz zusammengeschrumpft wäre.
    Arkadij Iwanowitsch wurde sogar unruhig; auf seine hastigen Fragen bekam er fast keine Antwort von Wassja; dieser reagierte nur mit wenigen Worten, und Ausrufen, die zuweilen gar nicht zur Sache gehörten. »Was hast du nur, Wassja?« rief er schließlich aus, als er ihn mit großer Mühe einholte. »Bist du denn so um deine Arbeit besorgt?« – »Ach, mein Lieber, wir haben genug geschwatzt!« entgegnete Wassja ärgerlich. »Wassja, verzage nicht, beruhige dich!« unterbrach ihn Arkadij Iwanowitsch: »Wie oft habe ich schon gesehen, daß du ein viel größeres Pensum in viel kürzerer Frist bewältigt hast ... Das macht dir wirklich keine Mühe! Du hast doch eine solche Begabung! Im äußersten Falle kannst du einfach das Schreibtempo beschleunigen: deine Abschrift soll doch nicht als eine Vorlage für den Schönschreibeunterricht lithographiert werden! Du wirst schon fertig werden! Jetzt bist du eben etwas aufgeregt und zerstreut, und die Arbeit wird anfangs etwas schwieriger vonstatten gehen ...« Wassja gab keine Antwort, oder brummte etwas Unverständliches vor sich hin. Endlich erreichten beide, von Unruhe gepeinigt, ihre Wohnung.
    Wassja setzte sich sofort an die Arbeit. Arkadij Iwanowitsch wurde ganz still, zog sich leise aus und legte sich ins Bett, ohne seine Blicke auch nur für einen Augenblick von Wassja zu wenden ... Ihn überfiel eine eigentümliche Angst ... »Was ist mit ihm los?« fragte er sich, Wassjas blasses Gesicht, brennende Augen und unruhige Bewegungen betrachtend. »Seine Hand zittert ... Verflucht! Soll ich ihm am Ende zureden, daß er sich für etwa zwei Stunden hinlegt, damit er wenigstens seine Aufregung ausschläft? ...« Wassja hatte gerade eine Seite beendet; er hob die Augen, doch als sein Blick zufällig Arkadij traf, schlug er sie sofort nieder und ergriff von neuem die Feder.
    »Höre einmal, Wassja,« begann plötzlich Arkadij Iwanowitsch, »wäre es nicht besser, wenn du etwas ausruhtest? Sieh nur: du bist wie im Fieber! ...« Wassja warf Arkadij einen ärgerlichen, sogar gehässigen Blick zu und erwiderte nichts.
    »Höre einmal, Wassja, was machst du mit dir?« Wassja schien plötzlich zur Vernunft gekommen zu sein.
    »Sollte ich nicht etwas Tee trinken, was meinst du, Arkascha?« sagte er.
    »Warum? Wozu?«
    »Das kann mich etwas stärken. Ich will nicht mehr schlafen, ich werde nicht schlafen! Ich werde die Nacht durcharbeiten. Beim Teetrinken kann ich mich etwas erholen und den schweren Augenblick überstehen.«
    »Ausgezeichnet, mein Lieber! Glänzend! Ich wollte eben dasselbe vorschlagen. Ich wundere mich nur, daß ich nicht schon früher auf diesen Gedanken kam. Weißt du aber was? Mawra wird nicht aufstehen wollen, sie wird um nichts in der Welt aufwachen ... «
    »Ja!«
    »Unsinn! Das macht nichts!« schrie Arkadij Iwanowitsch auf und sprang barfuß wie er war aus dem Bette. »Ich werde selbst den Samowar bereiten. Das ist doch wirklich nicht das erste Mal!«
    Arkadij Iwanowitsch lief in die Küche und machte sich am Samowar zu schaffen; Wassja schrieb indessen weiter. Arkadij Iwanowitsch kleidete sich an und lief in eine Bäckerei, damit Wassja sich zur Nacht ordentlich stärken könnte. Nach einer Viertelstunde stand der Samowar auf dem Tisch. Sie tranken Tee, doch ein Gespräch wollte nicht zustande kommen. Wassja war zu zerstreut.
    »Ja,« sagte er plötzlich, wie zur Besinnung kommend, »morgen muß ich ja Neujahrsvisiten machen ...«
    »Du mußt gar nicht!«
    »Nein, mein Lieber,

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