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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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aller Angst, und die neue Unruhe als einen Entschluß zu etwas Besserem auffaßte, war außerordentlich erfreut.
    »Also, lieber Arkascha,« sagte Wassja, »wenn du während der Nacht aufwachst, so schaue nach mir: denn wenn ich einschlafe, gibt es ein Unglück. Und jetzt mache ich mich an die Arbeit ... Arkascha!«
    »Was denn?«
    »Nein, nichts ... Ich wollte nur ...«
    Wassja setzte sich an die Arbeit, und Arkadij legte sich zu Bett. Weder der eine noch der andere hatte auch nur ein Wort von ihrem Besuch in der Kolomna-Vorstadt fallen lassen. Vielleicht fühlten sie sich beide etwas schuldig, weil sie den Nachmittag geopfert hatten. Arkadij schlief bald ein, bange Sorge um Wassja im Herzen. Zu seinem Erstaunen erwachte er um punkt acht Uhr. Wassja schlief auf seinem Stuhl, die Feder in der Hand, ganz blaß und erschöpft; die Kerze war niedergebrannt. In der Küche machte sich Mawra am Samowar zu schaffen.
    »Wassja! Wassja!« rief Arkadij erschrocken aus: »Wann bist du eingeschlafen?«
    Wassja schlug die Augen auf und sprang vom Stuhl.
    »Ach!« sagte er, »nun bin ich also doch eingeschlafen!«
    Er stürzte sofort zu seinen Papieren: alles war in bester Ordnung. Auf den Papieren gab es weder Tintenklexe, noch Talgflecken von der Kerze.
    »Ich glaube, ich bin so gegen sechs eingeschlafen,« sagte Wassja. »Wie kalt es doch in der Nacht ist! Nun wollen wir Tee trinken, und dann fange ich wieder an ...«
    »Nun, hat dich der Schlaf gestärkt?«
    »Ja, ja, jetzt geht es!«
    »Prosit Neujahr, Wassja!«
    »Guten Morgen, mein Freund, guten Morgen! Auch ich wünsche dir alles Gute zum Neuen Jahr!«
    Sie umarmten sich. Wassjas Kinn zitterte, und seine Augen füllten sich mit Tränen. Arkadij Iwanowitsch schwieg: es war ihm recht bitter zumute. Beide tranken ihren Tee hastig herunter ...
    »Arkadij! Ich habe mich entschlossen: ich gehe selbst zu Julian Mastakowitsch ...« »Er wird es doch gar nicht merken ...«
    »Ich habe beinahe Gewissensbisse, mein Lieber.«
    »Du sitzt doch seinetwegen da und richtest dich seinetwegen zugrunde ... Tue es lieber nicht! ... Und ich werde zu ihnen gehen ...«
    »Zu wem?« fragte Wassja.
    »Zu den Artemjews, ich werde auch in deinem Namen gratulieren.«
    »Mein Lieber, mein Guter! Ja! Und ich werde hier bleiben. Dein Einfall ist wirklich gut; ich arbeite ja und vertrödele meine Zeit nicht! Warte nur einen Augenblick: ich werde gleich einen Brief schreiben.«
    »Schreibe ihn nur, mein Lieber, schreibe! Ich werde mich inzwischen waschen und rasieren und den Frack abbürsten. Ja, Freund Wassja, nun werden wir beide zufrieden und glücklich sein. Umarme mich, Wassja!«
    »Ach, wenn nur alles gut ausginge!«
    »Wohnt hier der Herr Beamte Schumkow?« ertönte eine Kinderstimme auf der Treppe.
    »Hier, Väterchen, hier!« antwortete Mawra und ließ den Gast eintreten.
    »Wer ist da? Wer?« rief Wassja, von seinem Platz aufspringend und ins Vorzimmer stürzend. »Bist du es, Petinka?« »Guten Morgen, Wassilij Petrowitsch, habe die Ehre, Ihnen ein glückliches Neues Jahr zu wünschen!« sagte ein reizender etwa zehnjähriger Bengel mit schwarzen Locken. »Mein Schwesterchen läßt grüßen, Mamachen ebenfalls, und Schwesterchen hat mich beauftragt, Sie von ihr zu küssen ...«
    Wassja hob den Boten in die Luft und drückte auf seine Lippen, die den Lippen Lisas ungemein ähnlich sahen, einen langen, honigsüßen, leidenschaftlichen Kuß.
    »Küsse auch du, Arkadij!« sagte er zu seinem Freund, ihm Petja übergebend; und Petja wanderte, ohne die Erde zu berühren, in die mächtige und wirklich gierige Umarmung Arkadij Iwanowitschs.
    »Willst du Tee, Schätzchen?«
    »Ich danke verbindlichst! Wir haben schon Tee getrunken. Heute sind wir früh aufgestanden. Die Unsrigen gingen zur Messe. Schwesterchen hat mir zwei Stunden lang die Locken gekämmt und pomadisiert, hat mich gewaschen und mir die Hose geflickt; denn ich habe sie gestern auf der Straße zerrissen, als ich mit Saschka Schneeballen spielte ...«
    »Nun, und weiter?«
    »Sie putzte mich also aus, um zu Ihnen zu gehen; dann pomadisierte sie mir das Haar, dann küßte sie mich halb tot und sagte dabei: ›Geh jetzt zu Wassja, gratuliere ihm zum Neuen Jahr und frage ihn, ob er sich wohl fühlt, ob er gut geschlafen hat ...‹ Und dann sollte ich noch etwas fragen ... Ja, ob die Arbeit beendet sei, wegen der Sie gestern ... Wie hieß es noch? Sie hat es mir aufgeschrieben,« sagte der Junge und las vom Zettel ab, den er aus der Tasche

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