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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Es war keine sehr fruchtbare Familie und einige von ihnen sind in den beiden Weltkriegen umgekommen. Leider musste ich feststellen, dass nur einer davon, Richard Westphalen, noch in England lebte. Die anderen drei befanden sich in Amerika. Aber das konnte mich nicht entmutigen. Ich brütete die Eier aus, kreuzte sie miteinander und begründete so das Nest. Seitdem habe ich drei der vier Westphalen beseitigt. Es ist nur noch eine übrig.«
    Die Nachricht, dass nur noch eine verblieb, erleichterte Kolabati. Vielleicht konnte sie Kusum dazu bewegen, sein Vorhaben aufzugeben.
    »Sind drei Leben nicht genug? Diese Personen sind unschuldig, Kusum.«
    »Der Schwur, Bati.« So, wie er das Wort betonte, klang es wie der Name einer Gottheit. »Das Vrata. Das Blut des Mörders, des Gotteslästerers und des Diebes fließt in ihren Adern. Und dieses Blut muss vom Antlitz der Erde getilgt werden.«
    »Das kann ich nicht zulassen, Kusum. Es ist falsch.«
    »Es ist richtig!« Er sprang auf. »Es hat nie etwas Richtigeres gegeben.«
    »Nein!«
    »Doch!« Er kam auf sie zu. Seine Augen glühten. »Du solltest sie sehen, Bati! Sie sind so wunder schön! So hilfreich! Bitte komm mit mir und sieh sie dir an! Dann wirst du wissen, dass es Kalis Wille ist!«
    Eine Weigerung lag ihr bereits auf den Lippen, aber sie äußerte sie nicht. Der Gedanke, ein Nest von Rakoshi hier in Amerika zu sehen, stieß sie einerseits ab, faszinierte sie aber auch. Kusum hatte ihre Unsicherheit bemerkt, denn er drängte sie weiter:
    »Sie sind unser Geburtsrecht! Unser Erbe! Du kannst dich nicht von ihnen abwenden – genauso wenig wie von deiner Vergangenheit!«
    Kolabati schwankte. Schließlich trug sie die Halskette. Und sie war einer der beiden verbliebenen Wächter. In gewisser Weise schuldete sie es sich und ihrer Familie, wenigstens einen Blick auf sie zu wer fen.
    »Na gut«, sagte sie langsam. »Ich werde dich begleiten und sie mir ansehen. Aber nur ein Mal.«
    »Wunderbar!« Kusum schien begeistert. »Es wird wie eine Reise in die Vergangenheit sein. Du wirst schon sehen!«
    »Aber das wird meine Meinung über den Mord an unschuldigen Menschen nicht ändern. Du musst mir versprechen, dass du damit aufhörst.«
    »Darüber reden wir noch«, sagte Kusum und führte sie zur Tür. »Und ich will dir auch von meinen Plänen für die Rakoshi erzählen; Pläne, die nichts mit – wie du es nennst – unschuldigen Menschenleben zu tun haben.«
    »Was?« Das klang nicht so, als ob es ihr gefallen würde.
    »Ich erzähle es dir, nachdem du sie gesehen hast.«
    Kusum schwieg während ihrer Taxifahrt zu den Docks und Kolabati tat so, als wüsste sie genau, wo die Fahrt hinging. Nachdem das Taxi sie abgesetzt hatte, gingen sie durch das Dunkel, bis sie vor einem kleinen Frachter standen. Kusum führte sie herum, bis sie an der Steuerbordseite standen.
    »Wenn es jetzt Tag wäre, könntest du den Namen am Heck sehen: Ajit-Rupobati – in vedischen Schriftzeichen!«
    Sie hörte ein Klicken aus der Tasche seines Jacketts, in die er seine Hand gesteckt hatte. Mit einem Summen begann sich die Gangway ihnen entgegenzuneigen. Furcht und Aufregung regten sich in ihr, als sie zum Deck hochstieg. Der Mond war hell und stand hoch am Himmel. Die Oberfläche des Decks war in ein blasses Licht gehüllt, dessen Helligkeit noch durch das Dunkel der Schatten betont wurde.
    Kusum blieb am hinteren Ende der zweiten Laderaumluke stehen und kniete an einem nach unten führenden Eingang nieder.
    »Sie sind jetzt im Laderaum«, sagte er, als er die Luke aufzog.
    Rakoshi-Gestank drang von unten herauf. Kolabati wandte den Kopf ab. Wie konnte Kusum das aushalten? Er schien den Geruch nicht zu bemerken, als seine Füße durch das Loch verschwanden.
    »Komm.«
    Sie folgte ihm. Eine kurze Leiter führte zu einer rechteckigen Plattform, die sich oben in einer Ecke des leeren Laderaums befand. Kusum legte einen Schalter um und die Plattform setzte sich ruckelnd abwärts in Bewegung. Erschreckt griff Kolabati nach Kusums Arm.
    »Wo wollen wir hin?«
    »Nur ein Stück weiter nach unten.« Er deutete mit seinem bärtigen Kinn abwärts. »Da, sieh!«
    Kolabati starrte in die Schatten, zuerst vergeblich, aber dann sah sie die Augen. Ein unverständliches Murmeln drang von unten herauf. In diesem Augenblick wurde Kolabati klar, dass sie trotz all der Beweise und trotz dem, was Jack ihr erzählt hatte, nicht wirklich geglaubt hatte, dass es Rakoshi in New   York geben könne. Aber sie waren

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