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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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verlassen! Aber ich kam nicht an ihn heran, darum musste ich mich mit dem Leben seines Kollaborateurs begnügen, des allseits verehrten Hindu-Verräters, der die Teilung unseres Landes legitimiert hat, indem er das Volk überzeugt hat, sich nicht dagegen zur Wehr zu setzen.«
    Kolabati war entsetzt. »Gandhi? Du kannst doch nicht…!«
    »Arme Bati.« Er lächelte bösartig bei dem Schock, der sich auf ihrem Gesicht gespiegelt haben musste. »Ich bin wirklich enttäuscht, dass du das nie erraten hast. Hast du wirklich geglaubt, ich hätte die Hände in den Schoß gelegt nach der Rolle, die er bei der Teilung gespielt hat?«
    »Aber Savarkar steckte hinter dem …!«
    »Ja. Savarkar stand hinter Godse und Apte, den beiden tatsächlichen Attentätern. Er wurde für seine Mittäterschaft verurteilt und hingerichtet. Aber was glaubst du, wer stand hinter Savarkar?«
    Nein! Das konnte nicht wahr sein! Ihr Bruder konnte nicht derjenige sein, der das sogenannte »Verbrechen des Jahrhunderts« angezettelt hatte!
    Aber er redete immer noch weiter. Sie zwang sich dazu, ihm zuzuhören:
    »… die Rückgabe von Ostbengalen – es gehört zu Westbengalen. Bengalen wird wieder eine Einheit sein!«
    »Aber Ostbengalen ist heute Bangladesh. Du kannst doch nicht wirklich glauben …«
    »Ich werde einen Weg finden. Ich habe Zeit und ich habe die Rakoshi. Ich werde einen Weg finden, glaube mir.«
    Der Raum drehte sich um Kolabati. Kusum, ihr Bruder, der für viele Jahre ihre Eltern ersetzt hatte, der nüchterne, rationale Eckpfeiler ihres Lebens, entfremdete sich immer mehr von der wirklichen Welt und flüchtete sich in die Rache- und Machtfantasien eines verhaltensgestörten Kindes.
    Kusum war verrückt. Diese Erkenntnis brach ihr das Herz. Sie hatte sich gegen das Eingeständnis die ganze Nacht gewehrt, aber jetzt konnte sie sich dem nicht mehr verschließen. Sie musste weg von ihm.
    »Ich bin sicher, wenn jemand einen Weg finden kann, dann bist du es«, sagte sie, erhob sich und wandte sich zur Tür. »Und ich werde dir mit Freuden helfen, soweit ich das vermag. Aber jetzt bin ich müde und ich würde gerne zurück nach …«
    Kusum stellte sich vor die Tür und versperrte ihr den Weg.
    »Nein, Schwester. Du wirst hierbleiben, bis wir zusammen abreisen.«
    »Abreisen?« Panik überkam sie. Sie musste weg von dem Schiff. »Ich will nirgendwohin reisen.«
    »Das habe ich bemerkt. Und deswegen haben ich diesen Raum, die Kabine des Steuermanns, abtrennen lassen.« Weder in seiner Stimme noch in seiner Miene lag irgendwelche Bosheit. Er war wie ein verständnisvoller Vater, der zu seinem Kind redet. »Ich bringe dich wieder nach Indien.«
    »Nein!«
    »Es ist zu deinem eigenen Besten. Ich bin mir sicher, dass du während der Überfahrt erkennen wirst, was für ein Fehler das Leben ist, dass du dir erwählt hast. Wir haben die Möglichkeit, etwas für Indien zu tun, eine beispiellose Gelegenheit, unser Karma zu reinigen. Ich tue das für dich mindestens so sehr wie für mich.« Er sah sie wissend an. »Denn dein Karma ist so beschmutzt wie das meine.«
    »Du hast kein Recht dazu!«
    »Ich habe mehr als das Recht. Ich habe die Pflicht.«
    Er schoss aus dem Raum und schlug die Tür hinter sich zu. Kolabati warf sich nach vorn, aber sie hörte das Schloss einrasten, bevor sie die Klinke erreichen konnte. Sie hämmerte gegen die massiven Eichenbohlen.
    »Kusum, lass mich hinaus! Lass mich hinaus!«
    »Wenn wir auf See sind«, kam seine Stimme von der anderen Seite der Tür.
    Sie hörte seine Schritte durch den Korridor bis zu der Stahlluke, die auf Deck führte, und sie fühlte sich dem Untergang geweiht. Ihr Leben gehörte nicht mehr ihr. Sie war gefangen auf diesem Schiff… würde Wochen auf See mit einem Wahnsinnigen verbringen müssen, auch wenn es sich dabei um ihren Bruder handelte. Sie musste hier raus! Verzweiflung übermannte sie.
    »Jack wird nach mir suchen!«, rief sie impulsiv und bereute das sofort darauf. Sie hatte Jack nicht in diese Sache hineinziehen wollen.
    »Warum sollte er nach dir suchen?«, fragte Kusum langsam. Seine Stimme klang weit entfernt.
    »Weil…« Sie durfte ihn nicht wissen lassen, dass Jack von dem Schiff und den Rakoshi wusste. »Weil wir die letzten Tage immer zusammen waren. Morgen wird er sich fragen, wo ich bin.«
    »Ich verstehe.« Eine längere Pause. »Ich glaube, ich werde mit Jack reden müssen.«
    »Tu ihm ja nichts, Kusum!« Der Gedanke, dass Jack Kusums Zorn zum Opfer fallen könnte, war

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