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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Prinzen.
    Jack trat zurück und ließ die Tür etwas weiter aufschwingen, wobei er aber die rechte Schulter gegen die Türkante drückte. Kusum überlegte, ob er wohl eine Waffe verbarg.
    Als er in den Raum trat, wurde er von dem unglaublichen Wirrwarr erschlagen. Farben, die sich bissen, Stile, die nicht zusammenpassten, Kitsch und alle Arten von Erinnerungsstücken füllten jede Ecke und Nische und jede Wand. Er fand es gleichermaßen geschmacklos und unterhaltsam. Er hatte das Gefühl, wenn man alles in diesem Raum unter die Lupe nahm, lernte man den Mann kennen, der hier wohnte.
    »Setzen Sie sich.«
    Kusum hatte keine Bewegung gesehen, aber jetzt war die Tür geschlossen und Jack saß mit hinter dem Kopf verschränkten Händen in einem überladenen Polstersessel. Mit einem Tritt gegen den Kehlkopf konnte er die Sache hier und jetzt beenden. Ein Tritt und Kolabatis Verirrung gehörte der Vergangenheit an. Schneller und leichter als der Einsatz eines Rakoshs. Aber Jack schien auf der Hut zu sein. Kusum ermahnte sich, diesen Mann nicht zu unterschätzen. Er setzte sich auf ein kleines Sofa ihm gegenüber.
    »Sie leben bescheiden«, sagte Kusum und musterte weiter den Raum, in dem er sich befand. »Bei dem Einkommen, dass sie meiner Einschätzung nach haben dürften, hätte ich mehr Luxus erwartet.«
    »Ich bin zufrieden mit der Art, wie ich lebe«, sagte Jack. »Außerdem wäre ein ausschweifender Lebensstil bei der Art meines Geschäfts nicht angeraten.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber wenigstens haben sie der Versuchung widerstanden, sich den Zwängen der großen Autos, der Jachten und der Golfclubs zu beugen. Ein Lebensstil, den nur zu viele Ihrer Landsleute unwiderstehlich finden würden.« Er seufzte. »Ein Lebensstil, den auch viele meiner eigenen Landsleute unwiderstehlich finden, sehr zu Indiens Nachteil.«
    Jack zuckte die Achseln. »Was hat das alles mit Kolabati zu tun?«
    »Nichts, Jack.« Er studierte den Amerikaner: Ein Mann, der mit sich zufrieden ist; eine Seltenheit in diesem Land. Er ist nicht auf die Lobhudelei seiner Mitmenschen angewiesen, um sein Selbstwertgefühl zu stärken. Das zieht er aus sich selbst. Ich bewundere das. Kusum bemerkte, dass er nach Gründen suchte, warum er Jack nicht an die Rakoshi verfüttern sollte.
    »Wo haben Sie meine Adresse her?«
    »Kolabati gab sie mir.« Gewissermaßen stimmte das sogar. Er hatte sie auf einem Notizzettel auf ihrem Nachttisch gefunden.
    »Dann sollten wir vielleicht zum Thema und zu Kolabati kommen, nicht wahr?«
    Da war ein feindseliger Zug in Jacks Haltung. Vielleicht mochte er es nicht, zu dieser Nachtzeit gestört zu werden. Nein … Kusum spürte, es war mehr als das. Hatte Kolabati ihm etwas erzählt, was sie nicht hätte tun dürfen? Der Gedanke beunruhigte ihn. Er musste aufpassen, was er sagte.
    »Wie Sie wollen. Ich hatte heute Abend ein langes Gespräch mit meiner Schwester und habe sie davon überzeugt, dass Sie nicht der richtige Mann für sie sind.«
    »Interessant«, sagte Jack. Um seine Lippen spielte ein dünnes Lächeln. Was wusste er? »Was für Argumente haben Sie dafür angeführt?«
    »Traditionelle. Wie Sie vielleicht nicht wissen, gehören Kolabati und ich der Kaste der Brahmanen an. Wissen Sie, was das bedeutet?«
    »Nein.«
    »Es ist die höchste Kaste. Es geziemt sich nicht für sie, sich mit jemandem aus einer niederen Kaste abzugeben.«
    »Das ist ein bisschen altmodisch, finden Sie nicht?«
    »Nichts, was von so zentraler Bedeutung für das Karma eines Menschen ist, kann man als altmodisch bezeichnen.«
    »Karma kümmert mich nicht«, sagte Jack.
    Kusum gestattete sich ein Lächeln. Was für dumme Kinder diese Amerikaner doch waren.
    »Ob Sie an Karma glauben oder nicht, ändert nichts an seiner Existenz oder den Auswirkungen, die es auf ihr Leben hat. So wie die Weigerung, an das Meer zu glauben, sie nicht davor bewahren würde zu ertrinken.«
    »Und Sie behaupten, dass Sie aufgrund Ihrer Argumente über Kaste und Karma Kolabati davon überzeugt haben, dass ich nicht gut genug für sie bin?«
    »Ich wollte es nicht so geradeheraus formulieren. Lassen Sie mich nur sagen, dass es mir gelungen ist, sie dazu zu bewegen, Sie nie wiederzusehen oder auch nur mit Ihnen zu sprechen.« Er fühlte, wie sich ein warmes Gefühl in ihm ausbreitete. »Sie gehört zu Indien. Indien gehört zu ihr. Sie ist ewiglich, so wie Indien. In vielerlei Hinsicht ist sie Indien.«
    »Wenn Sie meinen.« Jack streckte seine linke

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