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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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manövrierte das Schlauchboot direkt darunter, und sobald die Gangway ihren niedrigsten Punkt erreicht hatte, setzte er die Kiste mit den Brandbomben auf die unterste Stufe. Mit einer dünnen Nylonschnur zwischen den Zähnen kletterte er hinterher und vertäute das Schlauchboot an der Gangway.
    Dann blieb er stehen und beobachtete mit dem Flammenwerfer im Anschlag die Reling. Wenn Kusum gesehen hatte, wie sich die Gangway senkte, war er jetzt unterwegs, um dem auf den Grund zu gehen. Aber niemand ließ sich blicken.
    Gut. Bisher war die Überraschung auf seiner Seite. Er schleppte die Kiste zum Ende der Gangway hoch und hockte sich dort hin, um das Deck in Augenschein zu nehmen: leer. Die Deckaufbauten links von ihm waren dunkel bis auf die Positionslichter. Kusum konnte in diesem Augenblick ungesehen hinter den leeren Fenstern der Brücke stehen. Wenn Jack das Deck jetzt überquerte, ging er das Risiko ein, gesehen zu werden, aber es war ein Risiko, das sich nicht vermeiden ließ. Die hinteren Bereiche des Schiffes waren am verwundbarsten. Dort befanden sich die Motoren und die Treibstofftanks. Er wollte sichergehen, dass er zuerst diese Bereiche vermint hatte, bevor er sich in die gefährlicheren Frachträume begab – dorthin, wo die Rakoshi lebten.
    Er zögerte. Das hier war idiotisch. Wie aus einem Comic. Was, wenn die Rakoshi ihn entdeckten, bevor er die Bomben scharf machen konnte? Dann würde Kusum mit seinem Boot und seinen Monstern entkommen. Vernünftig wäre es, das zu tun, was Gia vorgeschlagen hatte: die Küstenwache rufen. Oder die Hafenpolizei.
    Aber Jack konnte sich nicht dazu überwinden, das zu tun. Das hier war eine Sache zwischen ihm und Kusum. Er durfte Außenstehende da nicht hineinziehen. Gia würde das nicht verstehen, nicht einmal Abe. Er konnte sich nur einen anderen Menschen vorstellen, der verstehen würde, warum es so sein musste. Und dass war das, was Jack am meisten Angst machte.
    Der Einzige, der das verstehen würde, war Kusum Bahkti, der Mann, den er hier töten wollte.
    Jetzt oder nie, sagte er sich und schnallte sich vier der Bomben an den Gürtel. Er sprang auf das Deck und rannte am Steuerbord-Dollbord entlang bis zu den Decksaufbauten. Er hatte auch beim ersten Mal auf dem Schiff diesen Weg genommen. Er wusste, wohin er wollte, und begab sich direkt nach unten.
    Im Maschinenraum war es heiß und laut. Die beiden Dieselmotoren liefen im Leerlauf. Ihr Bassgedröhn versetzte die Plomben in seinen Zähnen in Schwingungen. Jack stellte die Zeitzünder auf 3:45 Uhr ein. Damit hatte er etwas mehr als eine Stunde, um die Angelegenheit zu erledigen und sich davonzumachen. Er war mit den Zündern vertraut und wusste, dass sie zuverlässig waren, aber trotzdem hielt er jedes Mal den Atem an und drehte den Kopf zur Seite. Eine lächerliche Geste – wenn die Bombe in seinen Händen explodierte, wäre er ein Haufen Asche, bevor er überhaupt begriff, was geschehen war –, und trotzdem wandte er jedes Mal den Kopf ab.
    Er platzierte die ersten beiden Sprengsätze unter je einem der Motoren. Die beiden anderen befestigte er an den Treibstofftanks. Wenn diese vier Bomben hochgingen, war das komplette Heck des Frachters Geschichte. Er blieb vor der Luke stehen, durch die er in den Korridor gelangt war, der zu den Rakoshi führte. Dort war Vicky gestorben. Eine Zentnerlast legte sich auf seine Brust. Es war immer noch schwer zu akzeptieren, dass sie tot war. Er legte das Ohr an das Metall und meinte, den Kaka-ji-Gesang zu hören. Bilder von dem, was er Montagnacht gesehen hatte – diese Monster, die Brocken zerfetzten Fleisches in die Höhe hielten –, schossen ihm durch den Kopf und ließen eine kaum kontrollierbare Wut zurück. Nur mit äußerster Mühe konnte er der Versuchung widerstehen, den Flammenwerfer anzuschalten, in den Laderaum zu stürmen, und alles, was sich bewegte, mit Napalm zu traktieren.
    Aber nein … auf diese Art überlebte er keine Minute lang. Er konnte sich jetzt keine Gefühle leisten. Er musste alle seine Emotionen unterdrücken und kalt sein … eiskalt. Er musste seinem Plan folgen. Er durfte sich keine Schwächen leisten. Er musste sichergehen, dass nicht ein einziger Rakosh – oder deren Meister – am Leben blieb.
    Er lief wieder nach oben und kehrte zur Gangway zurück. Jetzt, wo er sicher war, dass Kusum im Hauptladeraum war und was auch immer mit den Rakoshi veranstaltete, setzte sich Jack die nun erhebliche leichtere Bombenkiste auf die Schultern und begab

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