Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
der Fensterbank fest und hielt Jeffy an der anderen, während das Gebäude um sie herum bebte und stöhnte und knarzte.
    Ein Erdbeben!, dachte sie. Sie hatte noch nie eines erlebt, aber so musste sich das anfühlen.
    Und da, am Rand der Sheep Meadow. Die Erde brach auf.
    Noch ein Loch!
    Das war es dann. Das sich ausbreitende Licht, das Gefühl des bevorstehenden Sieges, die Massenflucht der Kreaturen in ihr ursprüngliches Loch zurück – es war alles nur eine falsche Hoffnung, ein leeres Versprechen gewesen. Ein neues Loch öffnete sich näher zum Gebäude hin und diesmal spielte das Licht keine Rolle mehr. Welche Schrecknisse würden daraus hervorkommen?
    Die plötzlichen Veränderungen konnten nur eines bedeuten: Glaeken war gescheitert.
    Die Erdstöße wurden heftiger und ein tiefes Grollen drang aus dem ersten Loch in der Mitte der Sheep Meadow. Wölkchen aus einer Art Staub oder Qualm quollen aus der Öffnung. Sylvia griff nach ihrem Feldstecher und richtete ihn auf das Loch. Die Kanten wirkten ausgefranst – sie schienen abzubröckeln, einzustürzen, in das Loch zu fallen und es zu verstopfen.
    Ja! Es schloss sich! Und unter ihr – sie verschob das Glas –, was geschah mit dem neuen Loch?
    Aber das war noch kein Loch. Vielleicht würde es nie eines sein. Eher so etwas wie ein Erdrutsch, ein Einbruch.
    Die Erdstöße ebbten ab.
    Dann Stille. Sylvia senkte das Fernglas und lauschte sinnierend. Eine Stille, die anders war als jede Stille, die sie je erlebt hatte. Nicht ein Vogel, kein Insekt, kein Luftzug regten sich. Sie konnte das Rauschen des eigenen Blutes in ihren Adern hören, aber sonst nichts. Die ganze Welt, die ganze Natur hielt inne, war erstarrt, schockiert, hatte Angst sich zu bewegen, zu atmen.
    Es dauerte einen lang gezogenen, furchtbaren Augenblick. Und dann, zum ersten Mal in dieser Nacht, begann das Licht zu verblassen.
    Die Stille wurde durch entsetzte Schreie von unten unterbrochen, dann begannen die Parolen von Neuem. Sie hörte, wie Ba hinter ihr die Worte wiederholte. Sylvia schloss sich ihm an und flüsterte das Mantra, während sie das Fernglas hob und die Menge auf der Suche nach Carol oder Bill oder Jack überflog – nach irgendwem, den sie kannte.
    Dieses Mal half das Mantra nicht. Obwohl Tausende von Kehlen die Worte mit aller Inbrunst intonierten, wurde es immer dunkler.
    Wir sind gescheitert.
    Irgendwo in dem schwindenden Licht gelang es ihr, Carols vertraute Gestalt am Rand des neuen Lochs auszumachen oder dem Erdrutsch oder was es auch war. Sie wollte zu ihr hinunter schreien, von da wegzugehen. Von dort würde die neue Gefahr kommen. Aber Carol war direkt am Rand der Einbuchtung und deutete nach unten in das Loch hinein. Sie hüpfte auf und ab und umarmte Bill, umarmte jeden in Reichweite. Was …?
    Sylvia richtete das Glas auf den Boden der Senke und stellte es scharf. Da bewegte sich etwas, mühte sich durch den losen Schutt. Sie bemühte sich, im letzten Licht etwas zu erkennen.
    Ein Mann. Ein Mann mit roten Haaren. Und ein anderer Mann, der ihm half und ihn stützte.
    Glaeken? Jack? Lebendig? Aber … wenn sie da unten überlebt hatten, konnte das nur bedeuten …
    Plötzlich war Ba neben ihr und deutete über den Park hinweg zur East Side.
    »Da, Missus, sehen Sie!«
    In all den Jahren, die sie jetzt zusammen waren, hatte sie noch nie so viel Aufregung in seiner Stimme erlebt. Sie folgte seinem Blick.
    Die Menge dort unten konnte es noch nicht sehen, aber von hier oben gab es keinen Zweifel. Sylvia braucht dafür kein Fernglas. Direkt vor ihnen, am anderen Ende eines der Canyons aus Beton, strahlte ein helles orangenes Licht über den East River.
    »Die Sonne, Missus! Die Sonne geht auf!«

Teil 4: Dämmerung

Freitag
    Im Anfang …
    Carol stand im hellen Morgenlicht auf Glaekens Dach und bedauerte, dass sie nicht den Mut hatte, die Bluse auszuziehen. Jack und Bill hatten ihre Hemden ausgezogen, sobald sie zur Tür herausgekommen waren. Carol beneidete die Männer um die Selbstverständlichkeit, mit der sie dem warmen Licht, das aus dem wolkenlosen Himmel herabstrahlte, so viel nackte Haut entgegensetzen konnten.
    Und warum ich nicht?, dachte sie und griff nach dem obersten Knopf ihrer Bluse. Was für einen Unterschied würde es schon machen, nach allem, was sie zusammen durchgemacht hatten?
    Aber nach dem zweiten Knopf hörte sie auf. Wenn es nur Bill gewesen wäre, vielleicht. Aber nicht, wo auch Jack hier war.
    Ich weiß, das alles hat mich verändert – aber so

Weitere Kostenlose Bücher