Wie angelt man sich einen Vampir
sollten. Er hatte es sich in einer Ecke bequem gemacht, umgeben von seinen Gefährten. Die Schotten hatten sich um sie herum aufgestellt, und jeder von ihnen spielte mit der ledernen Halterung seines silberbeschlagenen Dolches, als seien sie ganz versessen darauf, ihn zu benutzen.
Die Drohung war deutlich. Ein Stich durchs Herz, und Ivans lange Existenz hatte ein Ende. Die Drohung machte ihm aber keine Angst. Ivan wusste, dass er und seine Gefährten sich aus dem Gebäude teleportieren konnten, wann sie wollten. Aber zur Zeit hatte er zu viel Spaß dabei, mit seinen vermeintlichen Wächtern zu spielen.
Angus MacKay ging vor seinen Männern auf und ab. „Petrovsky, warum bist du heute Abend hier?" „Ich bin eingeladen." Er fasste in seinen Kummerbund.
Wie ein Mann traten die Highlander einen drohenden Schritt vor. Ivan lächelte. „Ich will euch nur meine Einladung zeigen." Angus verschränkte seine Arme. „Weitermachen." „Deine Jungs sind etwas zu aufgedreht", bemerkte Ivan trocken. „Zweifellos hat das damit zu tun, dass sie Röcke tragen."
Die Highlander knurrten leise. „Lass mich den Bastard aufspießen", murmelte einer. Angus hob beschwichtigend eine Hand. „Alles zu seiner Zeit. Wir sind noch nicht fertig mit unserer kleinen Plauderei."
Ivan zog das Papier aus seinem Kummerbund und faltete es auseinander. Das Klebeband, das die zwei Hälften zusammenhielt, reflektierte die Deckenbeleuchtung. „Hier ist unsere Einladung. Wie ihr seht, waren wir eine Weile unentschlossen, aber schließlich haben mich meine Ladies hier überzeugt, dass es ein ... Knaller wäre."
„Genau." Katya drehte sich auf die Seite und schlug ihre Beine übereinander, so dass jeder ihren nackten Oberschenkel und ihre Hüfte sehen konnte. „Ich wollte nur ein bisschen Spaß." MacKay hob eine Augenbraue. „Und was stellt ihr euch unter Spaß vor? Habt ihr vor, heute Nacht jemanden umzubringen?"
„Seid ihr immer so unfreundlich zu geladenen Gästen?" Ivan ließ die Einladung auf den Boden fallen und sah auf seine Uhr. Sie waren jetzt fünfzehn Minuten hier. Inzwischen sollte Vladimir den Lagerraum für synthetisches Blut gefunden haben. Den Wahren stand ein großer Triumph bevor.
MacKay baute sich drohend vor ihm auf. „Du siehst immer wieder auf deine Uhr. Gib sie mir."
„Ihr habt schon meine Taschen gelehrt. Seid ihr eine Bande von Dieben?" Ivan ließ sich Zeit beim Abnehmen seiner Uhr. MacKay wusste, dass er etwas vorhatte. Er brauchte nur mehr Zeit. Mit einem ergebenen Seufzen legte er die Uhr in MacKays Hand. „Es ist nur eine Uhr, weißt du. Ich sehe immer darauf, weil diese Party bisher so furchtbar langweilig ist."
„Und wie", schmollte Galina. „Niemand will mit mir tanzen." MacKay gab einem seiner Männer die Uhr. „Untersuch sie genau."
Ivan neigte seinen Kopf zur Seite und sah, wie der Meister des französischen Zirkels mit einem weiteren Highlander den Saal betrat.
Die meisten Gäste drehten sich um, um den Franzosen zu bewundern, wie er durch den Raum stolzierte. Jean-Luc Echarpe. Was für ein armseliges Exemplar von Vampir. Statt sich von Sterblichen zu ernähren, zog der dämliche Franzose sie an. Und wurde dabei noch stinkreich.
Ivan zuckte mit dem Kopf zur Seite, sein Hals knackte dabei laut. Das sicherte ihm die Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Die Gäste waren jetzt auf ihn konzentriert. Ivan lächelte.
Angus MacKay sah ihn verwundert an. „Was ist los, Petrovsky? Ist dein Kopf nicht richtig festgeschraubt?" Die Highlander lachten leise.
Ivans Lächeln schwand. Lacht ihr nur, ihr Dummköpfe. Wenn die Bomben losgehen, werdet ihr schon sehen, wer zuletzt lacht.
Shanna versteifte sich in Romans Armen. Sie hatte ihm Trost spenden wollen, aber jetzt, wo er ihn annahm, kam es ihr doch etwas gruselig vor, dass sie einen Vampir umarmte. Sie würde eine Weile brauchen, um sich daran zu gewöhnen. Also trat sie einen Schritt zurück, glitt mit den Händen von seinen Schultern auf seine Brust.
Er hielt sie weiterhin locker umfangen und betrachtete ihr Gesicht. „Zweifelst du? Du hast dich nicht entschlossen, mich umzubringen, oder?"
„Nein, natürlich nicht." Sie sah auf ihre rechte Hand, die auf seiner Brust lag. Über seinem Herz. Der Gedanke daran, dass ein Pflock ihn dort durchstechen könnte, war zu furchtbar. „Ich könnte dir nie weh..." Sie blinzelte und sah ihn schockiert an. „Du hast einen Herzschlag. Ich kann ihn spüren."
„Ja. Aber wenn die Sonne aufgeht, wird er aufhören."
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