Wie angelt man sich einen Vampir
trösten, habe mir vorgestellt, wie gut es meinem Vater und meinen Brüdern geht, dass sie wie Könige essen von dem Geld, dass ich ihnen eingebracht habe. Aber in Wahrheit haben sie nur einen Sack Mehl für mich bekommen."
„Das ist furchtbar! Sie müssen verzweifelt gewesen sein." „Sie waren fast verhungert." Roman seufzte. „Ich habe mich früher immer gefragt, warum mein Vater ausgerechnet mich weggegeben hat."
Sie lehnte sich vor. „Genau so habe ich mich gefühlt, als meine Familie mich aufs Internat geschickt hat. Ich habe immer geglaubt, dass sie böse auf mich sind, aber ich habe nie herausgefunden, was ich falsch gemacht habe."
„Ich bin mir sicher, dass du gar nichts falsch gemacht hast." Roman sah ihr in die Augen. „Die Mönche fanden heraus, dass ich gerne lernte und sie mir schnell etwas beibringen konnten. Vater Constantin hat gesagt, dass mich mein Vater deshalb ausgewählt hat. Er hat begriffen, dass ich von seinen Söhnen am geeignetsten war, um einen geistigen Weg zu verfolgen."
„Du meinst, du wurdest bestraft, weil du der Klügste Warst." „Ich würde es nicht Bestrafung nennen. Die Abtei war sauber und warm. Wir hatten nie Hunger. Als ich zwölf war, waren mein Vater und meine Brüder alle tot."
„Oh, herrje, das tut mir leid." Shanna griff sich ein Kissen vom Kopfende und zog es auf ihren Schoß. „Meine Familie lebt noch, Gott sei Dank, aber ich weiß, wie es ist, sie zu verlieren."
„Vater Constantin war der Heiler des Klosters, und er wurde mein Mentor. Ich habe, so viel ich konnte, von ihm gelernt. Er sagte, ich hätte die Gabe zu heilen." Roman runzelte die Stirn. „Ein Geschenk von Gott."
„Also bist du Arzt geworden oder so etwas ähnliches."
„Ja. Es stand für mich nie in Frage, was ich tun wollte. Ich habe mit achtzehn mein Gelübde abgelegt und bin Mönch geworden. Ich habe geschworen, die Leiden der Menschheit zu lindern." Romans Mund verzog sich. „Und ich habe Satan und allen seinen bösen Verführungen abgeschworen."
Shanna drückte das Kissen gegen ihre Brust. „Was ist dann passiert?"
„Vater Constantin und ich sind von Dorf zu Dorf gereist, haben alles getan, um die Kranken zu heilen und Leiden zu lindern. Es gab zu der Zeit nicht viele ausgebildete Ärzte, besonders nicht für die Armen, also waren wir sehr gefragt. Wir haben lange und hart gearbeitet. Schließlich wurde Vater Constantin zu alt und gebrechlich, um weiterzumachen. Er blieb in der Abtei, und mir wurde erlaubt, alleine weiterzuziehen. Vielleicht war das ein Fehler." Roman lächelte bitter. „Ich war längst nicht so klug, wie ich es zu sein glaubte. Und ohne Vater Constantin, der mich anleitete und mir weise Ratschläge erteilte ..."
Roman schloss seine Augen, erinnerte sich flüchtig an das faltige, gegerbte Gesicht seines Adoptivvaters. Manchmal, wenn er im Dunkeln allein war, konnte er fast die sanfte Stimme des alten Mannes hören. Vater Constantin hatte ihm immer Hoffnung gemacht und ihn ermuntert, auch als er noch ein kleines, verängstigtes Kind war. Und Roman hatte ihn dafür geliebt.
Ein Bild blitzte in seinem Geist auf. Die Abtei in Schutt und Asche. Die Leichen aller Mönche, die zwischen den Trümmern lagen. Vater Constantin, in Stücke gerissen. Roman bedeckte sein Gesicht, um die Erinnerung zu vertreiben. Aber wie konnte er? Er hatte ihnen Tod und Zerstörung gebracht. Gott würde ihm niemals vergeben.
„Alles in Ordnung?", fragte Shanna leise. Roman zwang sich, seine Hände sinken zu lassen und atmete zitternd ein. „Wo war ich?" „Du warst ein Wanderarzt."
Shannas mitfühlender Gesichtsausdruck machte es schwer für ihn, die Kontrolle zu behalten, also wandte er seinen Blick zur Decke. „Ich bin weit gereist, in die Gegenden, die heute Ungarn und Transsylvanien heißen. Mit der Zeit habe ich aufgehört, mich um die Äußerlichkeiten zu kümmern, die mich als Priester kennzeichneten. Meine Tonsur wuchs zu. Meine Haare wurden lang. Aber ich habe nie das Gelübde der Armut und das Zölibat gebrochen, also war ich davon überzeugt, dass ich immer noch gut und richtig lebte. Gott war auf meiner Seite. Mein Ruf, ein guter Heiler zu sein, eilte mir voraus, und ich wurde in jedem Dorf als Ehrengast willkommen geheißen. Sogar als Held."
„Das ist großartig." Er schüttelte den Kopf. „Nein, war es nicht. Ich hatte dem Bösen abgeschworen, aber ich verfiel langsam einer Todsünde. Ich wurde stolz." Sie schnaubte. „Was ist falsch daran, stolz auf seine Arbeit zu
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