Wie angelt man sich einen Vampir
sein? Du hast schließlich Leben gerettet oder etwa nicht?"
„Nein. Gott hat sie durch mich gerettet. Ich habe diesen Unterschied nicht mehr wahrgenommen. Dann war es zu spät, und ich war für alle Ewigkeit verdammt."
Sie sah ihn zweifelnd an und drückte das Kissen fester an sich.
„Ich war dreißig Jahre alt, als ich Gerüchte von einem Dorf in Ungarn hörte. Die Menschen dort starben einer nach dem anderen, und niemand wusste warum. Ich hatte einige Erfolge mit der Pest gehabt, durch strikte Quarantäne und Hygienevorschriften. Ich ... ich dachte, ich könnte diesem Dorf helfen."
„Also bist du hingegangen." „Ja. Mein Stolz ließ mich denken, dass ich ihr Erlöser sein könnte. Aber als ich ankam, fand ich heraus, dass das Dorf nicht von einer Seuche heimgesucht wurde, sondern von schrecklichen mordlüsternen Kreaturen."
„Vampiren?", flüsterte Shanna.
„Sie hatten eine Burg besetzt und ernährten sich von den Dorfbewohnern. Ich hätte die Kirche um Hilfe bitten sollen, aber in meiner Eitelkeit dachte ich, ich könnte sie selbst bezwingen. Immerhin war ich ein Mann Gottes." Er rieb sich die Stirn, versuchte, die Scham und den Schrecken seines Untergangs auszulöschen. „Ich lag falsch. In beiden Fällen."
Sie zuckte zusammen. „Sie haben dich angegriffen?" „Ja, aber sie haben mich nicht sterben lassen, wie die anderen. Sie haben mich in einen von ihnen verwandelt." „Warum?" Roman lachte spöttisch. „Warum nicht? Ich war ihr Lieblingsprojekt. Einen Mann Gottes in einen höllischen Dämon verwandeln? Es war ein perverses Spiel für sie."
Shanna schauderte. „Es tut mir so leid." Roman hob seine Hände. „Es ist geschehen. Eine lächerliche Geschichte, genau genommen. Ein Priester, der so sehr in seinem eigenen Stolz gefangen ist, dass Gott es für richtig hielt, ihn zu verlassen."
Sie stand auf. Ihre Augen waren schmerzerfüllt. „Du glaubst, Gott hat dich verlassen?" „Natürlich. Du hast es selbst gesagt. Ich bin ein blutsaugender Dämon aus der Hölle."
Sie schnitt eine Grimasse. „Ich neige manchmal dazu, etwas dramatisch zu sein. Aber jetzt kenne ich die Wahrheit. Du hast versucht, Menschen zu helfen, als die Bösen dich angegriffen haben. Du hast genauso wenig darum gebeten, wie ich die russische Mafia darum gebeten hab, mich und Karen anzugreifen." Ihre Augen glänzten feucht, als sie langsam auf ihn zu ging. „Karen hat nicht darum gebeten, zu sterben. Ich habe nicht darum gebeten, meine Familie zu verlieren oder mein ganzes Leben lang gejagt zu werden. Und du hast nicht darum gebeten, ein Vampir zu werden."
„Ich habe bekommen, was ich verdiene. Und ich bin einer von den Bösen geworden, wie du es ausdrückst. Du kannst mich nicht gut machen, Shanna. Ich habe schreckliche Dinge getan." „Ich ... ich bin mir sicher, du hattest deine Gründe." Er lehnte sich vor, stützte die Ellenbogen auf die Knie. „Versuchst du, mich zu entlasten?"
„Ja." Sie blieb neben seinem Sessel stehen. „Meiner Meinung nach bist du immer noch derselbe Mann. Du hast synthetisches Blut erfunden, damit Vampire sich nicht länger von Menschen ernähren oder etwa nicht?"
„Ja.` „Verstehst du nicht?" Sie kniete sich neben ihn, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. „Du versuchst immer noch, Leben zu retten." „Das wiegt kaum die Leben auf, die ich zerstört habe." Sie sah ihn traurig an, mit Tränen in den Augen. „Ich glaube, in dir ist viel Gutes. Auch wenn du es selbst nicht glauben kannst."
Er schluckte und blinzelte, damit sie seine Tränen nicht sehen musste. Kein Wunder, dass er Shanna brauchte. Kein Wunder, dass er so viel für sie empfand. Nach fünfhundert Jahren der Verzweiflung hatte sie sein Herz berührt und dort einen Funken Hoffnung eingesetzt, wo vorher nur Dunkelheit gewesen war.
Er stand auf und zog sie in seine Arme. Er hielt sie fest und wollte sie nie mehr loslassen. Oh, Blut Gottes, er würde alles geben, um der Mann zu sein, für den sie ihn hielt. Er würde alles tun, um sich ihrer Liebe würdig zu erweisen.
Ivan lächelte Angus MacKay an. Der riesige Schotte ging vor ihm hin und her, starrte ihn wütend an, als könnten ihn einige hasserfüllte Blicke wirklich ängstigen. Die Highlander hatten sie umzingelt, sobald er und sein Gefolge den Saal betreten hatten. Ivan, Alek, Katya und Galina waren in eine Ecke des Raumes geführt worden, wo man sie gebeten hatte, sich zu setzen. Mit einem Nicken hatte Ivan seinen Anhängern bedeutet, dass sie Folge leisten
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