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Wie Die Iren Die Zivilisation Retteten

Wie Die Iren Die Zivilisation Retteten

Titel: Wie Die Iren Die Zivilisation Retteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Cahill
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Gesellschaften, auch Irlands, war die Treue eine Grundtu-gend. Doch sie ist kein Kennzeichen heterosexueller Beziehungen,
    sondern vielmehr der Grundstein für gleichgeschlechtliche Freund-
    schaften. Im Gilgamesch gibt es die unverbrüchliche Freundschaft zwischen Gilgamesch und Enkidu, in der Ilias das ewige Band zwischen Achilles und Patroclos. Im Tain ist die einzige Beziehung, die als ideal dargestellt wird, die zwischen den Kriegern Cuchulainn und Ferdia – Pflegebrüdern, die einander bis zuletzt lieben, auch wenn sie durch Medbs Intrigen gezwungen werden, gegeneinander zu kämpfen. So spricht Cuchulainn zu Ferdia:

    Wir waren feste Freunde, Kameraden des Waldes,
    Wir schlugen ein Bett auf und schliefen einen Schlaf
    In fremden Ländern nach dem Kampf.
    Als Scathachs Schüler machten wir uns
    Gemeinsam auf, den Wald zu durchkämmen.

    ...

    Keinen Mann gibt es, der jemals aß,
    Keinen Mann, der je geboren wurde,
    Keinen glücklichen Sohn von König oder Königin,
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    Für den ich dir ein Haar krümmen würde.

    Nachdem er Ferdia getötet hat, spricht Cuchulainn über die Leiche: Als wir mit Scathach fort waren
    Und in Übersee siegen lernten,
    Schien es, daß unsere Freundschaft ungebrochen bleiben würde
    Bis zum jüngsten Tag.

    Ich liebte die edle Art deines Errötens
    Und liebte deinen schönen Körper,
    Ich liebte deine blauen, klaren Augen,
    Deine Art zu reden, deine Geschicklichkeit [,]

    Dein lockiges, blondes Haar
    Wie ein großer schöner Juwel,
    Den weichen, blattförmigen Gürtel,
    Den du an deiner Hüfte trugst.
    Du bist dem Hund*
    zum Opfer gefallen,
    Ich weine darum, kleines Kalb.
    Der Schild hat dich nicht gerettet,
    Der dich in die Schlacht brachte.

    Die lyrischen Ähnlichkeiten zwischen den Klagen von Derdriu, Cu-
    chulainn und Dark Eileen können dem Leser kaum verborgen bleiben.
    Doch nur in Cuchulainns Lied wird die niemals endende Treue be-
    sungen – »feste Freunde«, deren »Freundschaft ungebrochen bleiben würde, bis zum Jüngsten Tag«. Die Ironie des Sprechers, der seinem Pflegebruder geschworen hatte, es gebe keinen Mann, »für den ich dir ein Haar krümmen würde«, ist schmerzlich.
    Diese Menschen verloren die Beständigkeit, wie wir alle sie am En-de verlieren. Sie erfaßten – wie wenige vor oder nach ihnen –, wie

    * Cuchulainn meint Culanns Hund

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    flüchtig das Leben ist und wie sinnlos der Versuch, Dinge oder Menschen festzuhalten. Sie suchten die Wundertat, die Heldengeste:
    Kampf, Sex, Trinken, Kunst – Poesie des intensiven Gefühls, Musik zur Untermalung des Trinkens, mit dem jeder Tag endete, bezau-bernden Schmuck für Leib und Gut. All diese Dinge waren die Jagd
    wert, und vor allem der Kampf sollte die Ehre bringen, nach der die großen Geister suchen. Doch inmitten dieses wilden Energiewirbels befindet sich ein ruhender Punkt, ein Losgelöstsein. Als der blutige Bote Medb in der Hitze des Gefechts verstört berichtet, daß Cuchulainn ihren Sohn geköpft hat, antwortet sie: »Dies ist kein Vogelfan-gen«, so wie wir heute sagen: »Wir wußten ja, daß es kein Spaziergang werden würde.« Das Gesicht des Sterbenden Galliers spricht für sie alle: jeder von uns wird sterben, nackt und allein, auf irgendeinem Schlachtfeld, das wir uns nicht aussuchen können. Mein Versprechen unsterblicher Treue zu dir und deiner an mich – wird die Wendungen des Schicksals (all die versteckten Bodenminen, die das menschliche Leben bedrohen) wahrscheinlich nicht überdauern. Worauf wir uns
    verlassen können, ist die eiserne Tugend des kurzlebigen Helden:
    seine Loyalität gegenüber der Sache und den Kameraden, seine Tap-
    ferkeit im Angesicht des überwältigenden Schicksals, die enorme
    Großzügigkeit, mit der er seinen Besitz und seinen Körper hergibt, sein Blut vergießt. Nach dem Anschlag auf John F. Kennedy sagte
    Daniel Patrick Moynihan, Ire zu sein bedeute zu wissen, daß die Welt einem am Ende das Herz brechen wird.
    Solch eine Weltansicht und ein solches Temperament bringen herr-
    liche Lieder und spannende Geschichten hervor, doch weder inneren Frieden noch soziale Harmonie. Auch wenn man Medb und Ailil,
    Derdriu und Noisiu gern kennengelernt hätte, wäre es kein Spaß
    gewesen, für sie zu arbeiten. Dieser Perspektive wenden wir uns nun zu – der Perspektive eines Dieners: Patricius, der entführte Junge, der auf einem Hügel in Antrim Schafe hütet.
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    IV. Die gute

neue
    Mär
    aus
    der

Ferne
Der erste Missionar

    In den Augen seines Dieners ist kein

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