Wie, du stillst nicht
Baby Nr. 2 ankündigte, war ich sicher, dass ich es dieses Mal schaffe. Ich wusste ja schon, was ich wie machen muss. Mein Baby bekam schon im Kreißsaal die Brust, saugte deutlich kräftiger als der Große … allerdings wurde ich von ihm getrennt, wegen leichter Unterzuckerung von meinem Kleinen … Bis ich auf Station endlich an die Pumpe kam (für mich schien es logisch, dass der Milchfluss anders angeregt werden muss), dauerte es STUNDEN! Das Kind war um 10.30 Uhr geboren worden, die Pumpe bekam ich erst gegen Mitternacht und das mit einem Murren der Schwester. Ich pumpte direkt ca. 5-10 ml pro Seite und sagte, dass es zu meinem Kind gebracht werden soll … Die Flasche stand am nächsten Tag noch immer im Kühlschrank. Mein Kind bekam - wie soll es auch anders sein - alle vier Stunden eine Flasche. Als ich ihn 24 Stunden nach der Geburt wieder bekam, war er gerade gefüttert gewesen und so hatte er nicht mal Lust zu nuckeln … Später ging er, als ob nichts wäre, an die Brust und saugte und saugte. WOW, ich war total optimistisch, dass alles klappt! Wir gingen am folgenden Tag nach Hause. Nach wenigen Tagen, noch immer hatte ich keinen spürbaren Milcheinschuss, und ich merkte, dass mein Sohn immer schläfriger wurde, wie sein Bruder damals auch, hab ich mich entschieden, die Milch, die ich zufüttern würde, mit einem Brusternährungsset zu geben. Dieses Set benutzten wir gute drei bis vier Monate … die Menge daraus wurde leider immer mehr und mehr. Jeder Versuch, es zu minimieren, scheiterte. Ich habe Milchbildungskugeln »gekocht«, Malzbier getrunken, war tagelang im Bett (zum Glück hatte ich von allen Seiten Unterstützung, sodass ich es machen konnte) am Dauerstillen, aber nichts half. Ich hab sogar dann angefangen, ca. stündlich zu pumpen, um die abgepumpte Milch (je Seite max. 8 ml) aus dem Set zu geben, um meinen Körper auszutricksen, dass die Nachfrage ja höher ist, als das Angebot … Nach insgesamt ca. sechs Monaten hat unser Sohn die Brust von heute auf morgen einfach verweigert.
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Sie haben womöglich alles getan, was in Ihrer Macht steht. Sie haben abgepumpt, sondiert, besondere Stilltechniken oder Hilfsmittel eingesetzt, Stunden über Stunden am Bett ihres kranken, behinderten oder zu früh geborenen Babys zugebracht - und trotzdem hat es nicht mit dem Stillen geklappt. Vielleicht lässt es auch Ihre gesundheitliche Situation nicht zu, und Sie sind nicht in der Lage, diese Belastung länger zu ertragen. Wie dem auch sei, Sie haben sich bemüht und Ihr Bestes gegeben. Wenn Sie jetzt mit dem Stillen aufhören, sollten Sie wissen, dass Sie Ihrem Baby mehr als Muttermilch gegeben haben, nämlich Zuwendung und noch einmal Zuwendung. In dieser Zeit haben Sie eine enge Bindung zu Ihrem Kind aufgebaut, die Ihnen niemand mehr nehmen kann. Da können Außenstehende sagen, was sie wollen.
Ines (30 Jahre, Kunsthistorikerin) erzählt:
Meine Tochter kam völlig unvorhergesehen mit einem Pneumothorax zur Welt. Drei Minuten nach der Geburt wurde sie abgenabelt und in einen anderen Raum gebracht. Ich hatte Probleme mit der Plazenta (ich denke auch durch diesen emotionalen Schock) und bekam eine Narkose zur manuellen Plazentalösung; ich sah meine Tochter dann nur noch für wenige Sekunden im Aufwachraum, denn sie wurde in ein anderes Krankenhaus verlegt. Ich erhielt zwar umgehend eine Pumpe, aber mit mäßiger Einweisung - das Kolostrum wurde komplett entsorgt. Am nächsten Tag nachmittags durfte ich meine Tochter dann besuchen. Am Tag darauf kam sie zurück in das Krankenhaus, in dem ich lag. Das erste Mal bewusst betrachten durfte ich sie also nach einem Tag, das erste Mal in den Arm nehmen nach zwei Tagen. Man hatte ihr im anderen Krankenhaus, ohne zu fragen, einen Schnuller gegeben (ihre erste Nuckel-Erfahrung war also mit einem Schnuller). Als sie zu mir zurückverlegt wurde, bekam sie erst mal ein Fläschchen, und als ich fragte, wann ich sie anlegen dürfe: »Na, die hat ja grad getrunken - also Anlegen frühestens in drei Stunden!« Ich konnte sie damals auch nicht so einfach zum Kuscheln aus ihrem Bett holen, da sie verkabelt war und man mir erst später zeigte, wie ich sie entkabeln konnte. Obwohl ich massive Stillprobleme hatte und mehrmals um Hilfe fragte, kam erst am fünften Tag eine Stillberaterin zu mir, die feststellte, dass meine Tochter nicht saugte, sondern nur nuckelte. Das war alles, weitere Hilfe bekam ich nicht. Ich musste hart darum kämpfen, wenigstens pumpen
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