Wie ein Wolf in der Nacht
keiner gezwungen, sich an die Essenszeiten zu halten, die Küche war ständig für alle offen, aber er müsste ein Obertrottel sein, um nicht zu begreifen, dass Lexie ihm aus dem Weg ging.
Er stocherte lustlos in seinem Essen herum und schaute immer wieder zur Tür. Aber Lexie kam nicht.
Nach dem Essen ließ er Sammy und Keegan bei einem
Brettspiel in der Küche zurück.
Inzwischen war die Dämmerung hereingebrochen, und Cash ging hinaus, entschlossen, in der frischen Luft einen klaren Kopf zu bekommen. Er konnte sich nicht leisten, noch mehr Fehler zu machen.
Es wurde allmählich immer dunkler, aber er wollte nicht ins Haus zurückgehen - nicht bevor er nicht wusste, was er Lexie als Nächstes sagen sollte. Die kühle Luft würde ihm beim Nachdenken helfen, und Licht brauchte er nicht. Er kannte das Land wie seine Westentasche, jeden Baum, jeden Weg, jeden herabgefallenen Ast. Also ging er weiter. Und immer weiter.
Während er versuchte, durch zügiges Gehen seine Verzweiflung zu vergessen, und damit nicht den geringsten Erfolg hatte, sprang plötzlich ein kleines Tier aus den Büschen hervor, dass er wahrscheinlich aufgeschreckt hatte.
Cash trat unwillkürlich einen Schritt zurück, rutschte auf etwas aus, und sein Knie stieß beim Fallen auf etwas, das sich so hart wie ein Felsen anfühlte.
Mit einem leisen Schmerzensschrei fiel er auf den Rücken.
Es war nicht das erste Mal, dass Cash hinfiel. Es war nichts Besonderes daran, wenn ein Mann, der sich ständig in der Natur aufhielt, sich ab und zu mit den Elementen anlegte. Aber als er versuchte aufzustehen, schaffte er es nicht.
Lexie stand an dem kleinen runden Fenster der Bibliothek und sah zur Kletterwand, die hinter den Baumspitzen zu sehen war. Sie erinnerte sich daran, wie sie Cash gesagt hatte, dass sie Höhenangst habe, und an den Morgen, als er darauf bestanden hatte, dass sie trotz allem zu klettern versuchen sollte.
Schon damals hätte sie wissen müssen, was für ein Mann er war ein Mann, der ihr beistehen würde, bis sie wüsste, ob sie von ihm gerettet werden wollte oder nicht - oder ob sie die Kraft hätte, sich selbst zu retten. Oder ob sie sich lieber in der Bibliothek verstecken wollte, bis das nächste Millennium anbrach oder bis sie die richtigen Worte fände, Cash zu sagen, was sie ihm unbedingt sagen musste.
"Lexie?"
Sie drehte sich schnell um, als sie Sammys Stimme hörte. Normalerweise kam kaum jemand nach dem Abendessen in die Bibliothek, genau deswegen hatte Lexie sich hier zurückgezogen. Aber Sammy konnte sie gar nicht stören. Dazu hatte sie den Jungen viel zu sehr ins Herz geschlossen. Sie warf einen Blick auf seine schief aufgesetzte Baseballmütze und die abgewetzte Jeans und hätte fast gelächelt.
Aber dann sah sie seinen Gesichtsausdruck. "Was ist los, Liebling?"
"Ich kann Cash nicht finden. Keegan und ich haben ein Spiel gespielt, aber als wir fertig waren und ich auf unser Zimmer gegangen bin, war Cash nicht da. Ich dachte, er ist vielleicht hier oben mit dir zusammen, da hab ich eben gewartet, weil ich doch weiß, dass ihr nicht so schnell wieder aufhört, wenn ihr erst mal anfangt, zusammen zu quatschen. Aber jetzt ist es dunkel. Und hier ist er auch nicht, was?"
"Nein, ich habe ihn nicht gesehen." Sie sah auf ihre Uhr und runzelte die Stirn. "Es ist wirklich ein bisschen spät."
"Genau. Neun Uhr, und er will doch sonst immer, dass ich um halb neun im Bett liegen soll." Sammy hob die dünnen Schultern. "Ich bin zwar schon alt genug, um allein ins Bett zu gehen, aber Cash will vorher noch umarmt werden, weil er sonst nicht schlafen kann. Also tu ich ihm den Gefallen. Aber er ist nicht nach Hause gekommen."
"Sieht so aus, als ob du Glück hast. Du kannst heute länger aufbleiben."
"Ja, ich weiß. Toll, was?"
„Kann man wohl sagen", stimmte Lexie zu, aber sie war mit wenigen Schritten bei ihm, drückte ihn an sich und lächelte beruhigend. "Ich mach dir einen Vorschlag.
Wir fragen jetzt Keegan, ob er Cash gesehen hat, dann fragen wir Bubba und George. Und wenn alle nicht Bescheid wissen, fragen wir die Leute von der neuen Gruppe aus Omaha. Du weißt doch, dein Dad kümmert sich immer viel um die Neuankömmlinge."
"Ja, ich weiß. Aber er kommt immer um halb neun zu mir, Lexie. Immer. Oft muss er noch Dinge erledigen, die nicht auf dem Plan standen. Aber er sagt mir immer Bescheid, wenn es länger dauern kann, selbst wenn es nur Minuten sind, und obwohl ich schon groß genug bin, um alles allein zu
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